“Abtreibung als Menschenrecht?” Es klingt ja toll, dass man sich für die Rechte von Frauen einsetzen möchte. Aber: “Was ist eigentlich mit mir, über dessen Kopf alles entschieden wird?” Wie ein ungeborenes Kind den Matic-Report wohl kommentieren würde.
Manche wünschten sich sehnlichst, dass der Matic-Report bejaht und angegangen wird. Andere kämpften wiederum mit Petitionen dagegen an. Letztendlich geht es um das Recht auf Abtreibung als Menschenrecht und die Angleichung sämtlicher Gesetze, sodass medizinisches Personal diesen Eingriff aus Gewissensgründen künftig nicht mehr verweigern darf. Zudem sollen die Mitgliedsstaaten Abtreibungen künftig staatlich finanzieren.
Was jedoch, wenn es auch so weit geht, dass Lebensrechtsorganisationen nicht weiter informieren und aufklären dürfen? Ich muss euch ehrlich sagen: So viel es auch um Menschenrechte geht und dass Frauen körperlich wohlbehalten bleiben sollen (das finde ich ja auch gut!), so wenig finde ich mich darin wieder! Wer bin ich? Nun ja, einen Namen habe ich noch nicht, aber mit meinen gerade einmal elf Wochen im Mutterleib bin ich höchst gefährdet, die nächste Woche nicht zu überleben – so ging es zumindest 100.000 anderen im letzten Jahr. ☹
Menschliches Leben: Wann beginnt es?
Es klingt ja wirklich super, dass man sich für die Rechte von Frauen einsetzen möchte und um Gleichstellung kämpft, besonders, da es Bereiche gibt, in denen Frauen anders behandelt werden als Männer – und das völlig ohne Grund. Doch wie kann man eine solche Debatte führen, ohne dabei an Menschen wie mich zu denken? Die zwar noch keiner sieht, zumindest nicht ohne Ultraschall, die aber bereits ein schlagendes Herz, zwei Beine, Arme und einen Kopf besitzen?
Klar, ich kann noch nicht so viel allein machen. Auch solche komplexen Themen sind mir, als Fötus, noch zu hoch – aber wenn ich spüre, dass es mir an den Kragen gehen soll, läuten bei mir die Alarmglocken! Ich kann ja gar nichts tun dagegen, oder? Ich würde ja gern meiner Mami ein Zeichen geben und ihr sagen, dass ich sie jetzt schon lieb habe und gern auf die Welt kommen würde – so wie sie selbst auch einst und viele andere.
So wie alle diese Frauen, von denen in dem Bericht geredet wird. Bei ihnen zählt nämlich nicht nur das körperliche Wohl, sondern auch das seelische. Ich fühle mich hier irgendwie übergangen – wird mir das Mensch-Sein abgesprochen? Ja, und zwar von Seiten der Wissenschaft, die teils aber auch Debatten in den Umlauf bringt, ob man ein befruchtetes Ei noch kochen darf oder ob das Tierquälerei ist. „Da ist ja schon Leben entstanden“, empört sich so mancher Vegetarier. Wenn dann aber über „Föten“ – man spricht ja schon gar nicht von Babys – wie mir geredet wird, sind wir nicht viel mehr als ein Zellklumpen. Klar, so fing es einmal an, aber schaut mich doch an: Ich kann mich schon bewegen und ich bekomme schon so viel mit. Ich weiß nicht, wieso man es nicht erkennen kann, dass ich auch ein Mensch bin, ein richtiger, ein kleiner halt, aber ich habe doch auch Rechte? Wann ist ein Mensch ein Mensch?
Seelische Gesundheit nach Abtreibungen
Ich will, dass es meiner Mami gut geht, natürlich! Aber ich habe schon von so vielen Fällen gehört, wo meinesgleichen „weggemacht“ wurde und es den Mamis danach nicht besser ging. Was ist dann mit der seelischen Gesundheit, wenn die Frauen Schuldgefühlen gegenüberstehen müssen, die ihnen niemand so wirklich nehmen kann ? Und wenn sie dann ganz allein dastehen mit der Sache? Viele denken, dass sie mit einem Baby, das zu einem ungewollten Zeitpunkt kommt, auf keinen Fall glücklich werden können und ganz allein sind.
Aber das stimmt nicht. Der Staat hat schon für vieles vorgesorgt – ein ganzes Netzwerk aufgebaut, von Finanzen über Kontakte und Betreuung bis hin zu Adoptiveltern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Kind großzuziehen. Doch leider werden so vielen Babys jährlich all diese Rechte verwehrt – sie werden als ein „etwas“ gesehen, nicht als ein Lebewesen. „Mein Bauch gehört mir“, ist so ein Slogan – was soll ich dazu sagen? Meine Füße, meine Arme, mein Kopf sind doch auch ein Teil von mir? Ich versteh das einfach nicht.
Ich habe schon viel davon gehört, dass es Mamis gibt, die schon viel früher überglücklich mit einem Ultraschall-Foto nach Hause gehen, einen kleinen Punkt bestaunen und ihn „unser Kleines“ betiteln – erst recht, wenn sie uns dann sehen, wenn sie so alt sind wie ich! So viel Liebe, so viel Begeisterung – so wenig Zweifel, ob es sich um ein Leben handelt, das sich da in ihnen entwickelt. Und sie treten sogar für die Rechte der anderen ein, trinken nicht einmal Alkohol oder hören sogar das Rauchen auf (ja, das soll es tatsächlich geben…?). Warum? Weil ich eben auch ein Recht habe auf körperliche Unversehrtheit, oder?
Menschenrechte von Ärzten in Gefahr?
Vielleicht noch eine letzte Sache, die ich anmerken möchte: Was ist mit den Rechten von Ärzten und Gesundheitspersonal, denen es psychisch zusetzt, bei Abtreibungen dabei zu sein, ja, sie durchzuführen und dies bisher verwehren durften? Werden sie dann etwa zu etwas gezwungen, das sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können? Wer kümmert sich um sie, wenn es ihnen damit schlecht geht? Wer bietet ihnen Alternativen an? Haben sie nicht auch das Recht auf „körperliche und seelische Unversehrtheit“? Ich frage mich, ehrlich gesagt, schon, was man eigentlich 2021 unter dem Begriff „Gesundheitsdienstleistung“ versteht, während ich in Mamas Bauch um mein Leben bange …
Mit 378 Ja-Stimmen, 255 Nein-Stimmen und 42 Enthaltungen wurde der Matic-Report vom EU-Parlament angenommen. Sämtliche Bischofskonferenzen der EU lehnen den Matic Report und seine Bewilligung jedoch weiterhin ab. „Die Bischöfe begrüßen das grundlegende Anliegen des Berichts, die Gesundheit und Rechte von Frauen schützen und stärken zu wollen. Dieses rechtfertige jedoch nicht die einseitige Sichtweise des Berichts auf Schwangerschaft, Abtreibung und die Rechte aller dabei involvierten Personen. […] Der „Matić-Report“ übersehe „die schwierige Situation von schwangeren Frauen in Not oder Konfliktsituationen“ und klammere „vor allem das Lebensrecht des ungeborenen Kindes vollständig aus“.
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