Wer kennt sie nicht? Die Momente, Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen oder Monate, in denen alte Konflikte immer wieder in uns hochkommen und an uns nagen. Eigentlich sollten wir sie längst hinter uns gelassen haben, aber sie sind oft ein langer Wegbegleiter. Hier hilft nur: verzeihen.

In meinem Leben hatte ich schon einige schlimme Konflikte. Meistens weiß ich nicht einmal mehr, was der Auslöser war. Oft keimten sie durch Provokation und Gegenprovokation auf, also durch bereits in der Bibel ausgedrückten Handlungsprinzipien wie „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ (2. Mose 21,24), „Wie du mir, so ich dir.“ (Spr 24,29) oder „Gleiches mit Gleichem vergelten.“
Es gibt Zeiten, in denen ich „Flashbacks“ in vergangene Konflikte erlebe, die mich verletzt und verwundet haben. Wegen Begegnungen, Gesprächen, Fotos, ähnlichen Situationen oder einfach so. Meine Gedanken kreisen dann um den Konflikt und ich kann sie nicht davon losreißen. Fast immer sind es sogar ein und dieselben Gedanken, die mir sich endlos wiederholend durch den Kopf geistern. Und immer, wenn ich in dieses Verhalten verfalle, merke ich: Es ändert nichts und bringt mich nicht weiter. Viel schlimmer: Es ist ein Rückschritt. Es macht alles schlimmer für mich. Ich schade mir durch die Wut, Enttäuschung, Trauer, Verzweiflung, etc. nur selbst. Und deshalb möchte ich mich von diesem selbstschädigenden Verhalten befreien. Aber wie?
Werfen wir nochmal einen Blick in die Bibel: Hier ist viel über Konfliktsituationen zu lesen. Einer der bekanntesten Sätze wird aber wohl „Vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.“ (Eph 4,32) sein. Auch er enthält die eine Antwort, die uns immer wieder gegeben wird: Wir sollen verzeihen. Da ich mich befreien will, klammere ich mich oft an diese Anweisung, versuche das erlittene Unrecht „einfach“ zu verzeihen. Und oft kann ich das schlichtweg nicht, obwohl ich es sehnlichst will. Daher bete ich für die Personen, mit denen ich die Konflikte hatte, für die Heilung ihrer und meiner Verletzungen und um die Gnade, verzeihen zu können.
Nach einiger Zeit, oft erst nach ein paar Jahren, spüre ich eine prozessartige Veränderung. Ich kann selbst die schlimmsten Konflikte immer mehr loslassen und irgendwann vollständig verzeihen. Und ich fühle mich befreit. Da meine Wunden verheilt sind, habe ich keine „Flashbacks“ mehr. Ich trage zwar Narben davon, die mich an das Vergangene erinnern und aus denen ich viel gelernt habe, aber sie schmerzen nicht mehr.
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