Es gibt unzählige Bücher. Mehr als du jemals lesen kann. Zum Glück ist die Menge an Weltliteratur etwas kleiner. Trotzdem muss man auswählen, wenn man noch etwas anderes in seinem Leben tun möchte, als Tag und Nacht zu lesen. Eine kleine und sehr unvollständige Auswahl der Bücher, die mir in meinem bisher 24-jährigen Leben so vertraut geworden sind, dass ich sie gerne weiterempfehle.
Platz 10: Sophies Welt von Jostein Gaarder
Sophies Welt erzählt auf unterhaltsame Weise die Geschichte der 14-jährigen Sophie und dem älteren Alberto, der ihr erst in Briefform, dann persönlich Philosophieunterricht gibt. Abgesehen davon, dass dieses Buch auf gute Art und Weise Grundkenntnisse in der Philosophie vermittelt, hat es auch eine spannende Rahmenhandlung, die dazu ermuntert, sich selbst etwas in Frage zu stellen.
Platz 9: Der Götz von Berlichingen von Johann Wolfgang Goethe
Die Geschichte des württembergischen Ritters „Götz von Berlichingen“ gehört zu den frühen Werken Goethes. Bekannt ist der Raubritter wohl besonders durch das Zitat, „Sagen sie ihm, er soll mich im Arsche lecken“, geworden. Das Werk atmet tief den Geist der Zeit des „Sturm und Drang“ von etwa 1765 bis 1785. Der aufrichtige Ritter kämpft mit wahrer Manneskraft und seiner treuen Frau Elisabeth gegen den feindliche gesinnten Bischof und die intrigante aber schöne Adelheid.
Platz 8: Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde
Leider ist dieses Buch der einzige Roman des spitzzüngigen Iren. Es zeichnet die Geschichte des jungen, unschuldigen und überaus schönen Dorian. Durch den Umgang in der Londoner Abendgesellschaft und vor allem durch den Einfluss seines Freundes Lord Henry gibt er sich immer mehr dem Genuss und der Unmoral hin. Dies bleibt jedoch äußerlich ohne Folgen an ihm, da geheimnisvoller Weise ein von einem anderen Freund namens Basil gezeichnetes Bild an seiner statt altert.
Platz 7: Die große Scheidung von C.S. Lewis
Es lohnt sich Lewis, der sowohl in Oxford als auch in Cambridge Literatur unterrichtet hat, mal eine Chance zu geben. In der „großen Scheidung“ stellt Lewis eine Art Himmel bzw. Lichtwelt dar, die einer Schattenwelt gegenübersteht. Interessanterweise können die Schattenwesen mit einem Bus die Lichtwelt besuchen. So kommt es zu spannenden Dialogen, da die Schatten die Dinge an die sie sich klammern aufgeben müssen, um in der Lichtwelt Substanz zu haben. Eine sehr spannende und philosophische, doch zugleich bildhaft schöne Auseinandersetzung mit dem Thema „Himmel und Hölle“.
Platz 6: Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan
In diesem „Parabelstück“ behandelt Brecht die Frage nach dem „Gutsein“ auf dieser Welt. Die Götter kommen auf die Welt und suchen eine Unterkunft, die sie bei der Prostituierten Shen Te finden. Sie geben ihr als Belohnung etwas Geld, das sie in einen Tabakladen investiert. Von da an versucht jeder sie auszunutzen, was die gute Shen Te gutmütig mit sich machen lässt. Bald verkleidet sie sich aber als ihr angeblicher Cousin, um in dieser Identität durchgreifen zu können.
Platz 5: Die Farm der Tiere von George Orwell
Auch dieses Buch ist als Fabel geschrieben. Es behandelt im Märchen einer Tierrevolution auf einem Bauernhof, den Prozess von der gemeinschaftlichen Revolution zu einem neuen Zweiklassensystem. Dabei wird die Revolution in Spanien verarbeitet, wobei die Geschichte auch auf einige andere Revolutionen und ihre Prozesse hin zu höchst zweifelhaften Systemen anwendbar ist. Unterhaltsam, lustig und ein bisschen frustrierend.
Platz 4: Dracula von Bram Stocker
Dieses Buch ist zugegebenermaßen etwas für Gruselfreunde, aber eben nicht nur. Weil der Leser durch Tagebuchauszüge und Briefe an der Geschichte teilhat, ist es quasi ein Vorreiter des personalen Erzählers. Man hakt damit nicht nur den Klassiker der Vampirliteratur ab, sondern lässt sich auch zwischen Friedhöfen, transsylvanischen Schlössern, Irrenanstalten und natürlich der geheimnisvollen Hauptstadt des britischen Empires durch viele schaurige Ambiente entführen.
Platz 3: Apologie des Sokrates von Platon
Die Griechen prägen unser Denken auch heute noch, deswegen ist es sicher kein Fehler, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die Apologie ist die Verteidigungsrede, die der große Philosoph hielt, als ihm Gotteslästerung und Verderben der Jugend vorgeworfen wurde. Sowohl von seiner Art zu argumentieren als auch von seinem Idealismus an dieser Stelle kann man wohl viel lernen. Außerdem lernt man den vielzitierten Satz „ich weiß, dass ich nicht weiß“ einzuordnen.
Platz 2: Die „Herr der Ringe“-Trilogie von J.R.R. Tolkien
Mit diesem Buch begründete der britische Katholik, der übrigens ein enger Freund des oben erwähnten Lewis war, quasi das Genre „Fantasy“. Viele Freunde seines Meisterwerks, zu denen auch ich mich zähle, sind bis heute der Meinung, dass es auch in diesem Genre unübertroffen blieb. Die kleinen Hobbits, von denen das Schicksal von ganz Mittelerde abhängt, der manipulative Ring des bösen Herrschers und die deformierten Orks sind nur ein paar der Elemente, die dieses epische Werk zu einem der größten Klassiker schlechthin machen.
Platz 1: Die Heilige Schrift des Neuen und Alten Testaments
Zugegebenermaßen bin ich momentan auch noch dabei meine letzten Lücken zu schließen, da die Bibel ja immerhin aus 66 einzelnen Büchern besteht, die man sicher nicht chronologisch lesen muss. Trotzdem ist sie das Buch, das unsere Kultur geprägt hat wie kein zweites. Um eine Auseinandersetzung mit dem Christentum kommt man wohl in Deutschland nicht herum und dabei empfiehlt es sich, dessen Grundlage zu kennen. Die Gedanken der Nächstenliebe, der Gottesfurcht, aber auch der Sündhaftigkeit und der Erlösungsbedürftigkeit, die die Bibel entfaltet, haben tiefe Spuren in der Geschichte Europas und der Welt hinterlassen und gehen daher jeden etwas an.
Gerch Simml
Da du dich ja schon mit vergleichbaren Themen auseinandergesetzt hast, möchte ich dir die “Kreuzersonate” von Tolstoi empfehlen.