Eine Flut an Nachrichten, Pflichten und Wünschen und Sorgen, das macht unseren Alltag mehr denn je aus. Doch in einer Welt voller Ablenkungen und Oberflächlichkeit sehnen wir uns mehr denn je nach echter Aufmerksamkeit…
Nur selten wird sie uns wirklich zuteil und dann fühlen wir uns besonders, wertgeschätzt. Doch was bedeutet es wirklich, aufmerksam zu sein – und wie können wir lernen, uns selbst und anderen diese wertvolle Gabe zu schenken? In diesem Artikel erfährst du alles über das, wonach wir uns manchmal am meisten sehnen und wie wir unser Leben und das Leben der anderen verschönern können.
Echte Aufmerksamkeit ist ein rares Gut in unserer hektischen und technologiegetriebenen Welt. Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig vernetzt, aber oft emotional distanziert sind. Nicht selten kommen wir am Ende eines Tages gar nicht erst zu Ruhe und fragen uns beim Einschlafen vielleicht schon, was wir an Verpflichtungen für den nächsten Tag haben. Während wir Multitasking meistern und unsere Smartphones selten aus den Augen lassen, haben wir verlernt, wirklich präsent zu sein – für uns selbst und nicht zuletzt für andere.
Vielleicht hast du dich bei einem Gespräch auch schon einmal dabei ertappt, wie du nur noch darauf wartest, dass dein Gegenüber den Satz beendet, damit du deine Geschichte erzählen kannst? Das ist ein klassisches Phänomen unserer Zeit und äußert sich darin, dass wir verlernt haben, zuzuhören und uns für andere zu interessieren. Doch tief in uns schlummert eine Sehnsucht nach echter Aufmerksamkeit: das Bedürfnis, gehört, gesehen und verstanden zu werden. Vielleicht hast du dich ja schon mal gefragt, warum diese Art der Aufmerksamkeit so bedeutend ist, welche Auswirkungen ihre Abwesenheit hat und wie wir lernen können, sie in unserem Leben und in unseren Beziehungen zu kultivieren.
Was bedeutet “echte Aufmerksamkeit”?
Auch wenn uns Augenkontakt und Zuhören manchmal schon wertvoll vorkommen und nicht überall anzutreffen sind, so ist echte Aufmerksamkeit weitaus mehr als nur das. Echte Aufmerksamkeit ist mehr als das bloße Zuhören oder das Aufrechterhalten von Themen oder eine Diskussion. Es geht darum, vollständig präsent zu sein – mit offenem Herzen und wachem Geist, sich aktiv für den Anderen zu interessieren und ihn wahrzunehmen. Wenn wir jemandem echte Aufmerksamkeit schenken, schenken wir ihm unsere ungeteilte Präsenz und signalisieren, dass wir ihn wirklich wahrnehmen und wertschätzen.
Diese Art der Aufmerksamkeit stärkt nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern fördert auch das eigene Wohlbefinden. Sie gibt dem anderen das Gefühl, wichtig und verstanden zu sein, was das Vertrauen und die emotionale Bindung vertieft. Jeder, der schon einmal in den Genuss der ungeteilten Aufmerksamkeit gekommen ist, weiß, wie schön und berauschend sie sein kann und wie viel Wertschätzung man dadurch automatisch erlebt.
Wer nicht aufmerksam ist, riskiert Folgen
Die Abwesenheit echter Aufmerksamkeit hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Beziehungen. Es ist das Gefühl, wenn du an einem Tisch mit Freunden sitzt, etwas erzählst und plötzlich merkst, dass keiner dir zuhört. Du wirst immer leiser, bis du ganz verstummst und hast das Gefühl, übergangen, übersehen und nicht wertgeschätzt zu werden. Jeder geht mit diesem Gefühl anders um, die einen stürzen sich in den Kampf und erzählen umso mehr, werden immer lauter, schneller. Die anderen verstummen ganz und fühlen sich vielleicht zurückgewiesen, frustriert, uninteressant.
Die Erfahrung an sich, hat aber wohl jeder schon mal gemacht und sie nicht als angenehm empfunden. Im Leben gibt es viele solcher Situationen, die uns prägen und vielleicht hat eine solche Situation deine Sicht beeinflusst. Zusätzlich gibt es noch einige Faktoren, die diese Situationen beeinflussen. In einer Welt, in der Ablenkungen allgegenwärtig sind, fühlen sich viele Menschen isoliert und unverstanden.
Das Fehlen echter Aufmerksamkeit führt zu Missverständnissen, Konflikten und einer Entfremdung in Beziehungen. Auf persönlicher Ebene kann das ständige Gefühl, nicht gehört oder gesehen zu werden, das Selbstwertgefühl untergraben und zu Einsamkeit und emotionaler Leere führen. Diese Symptome zeigen sich häufig in unserem Alltag – sei es in oberflächlichen Gesprächen, in der Unfähigkeit, wirklich zuzuhören, oder in der ständigen Unterbrechung durch Technologie.
Problematisch ist vor allem, dass ein Mensch, der ständig seine Bedeutungslosigkeit in den Augen Anderer erlebt, irgendwann dazu neigen wird, die Anderen ebenfalls als bedeutungslos wahrzunehmen. Warum sollten wir schließlich jemandem Aufmerksamkeit schenken, der nicht willens ist, uns diese zumindest teilweise zurückzugeben? Das zieht leider immer mehr Menschen nach sich, die genauso denken und führt zu einer stetigen Abwärtsspirale, die sich in der Gesellschaft beobachten lässt.
Da sein, präsent sein
Präsenz ist das Fundament echter Aufmerksamkeit. Wenn wir präsent sind, nehmen wir den gegenwärtigen Moment vollständig wahr, ohne uns von Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft ablenken zu lassen, diese Vorstellung deckt sich auch weitgehend mit der der Achtsamkeit. Diese Präsenz ermöglicht es uns, wirklich zuzuhören und zu beobachten – nicht nur mit unseren Ohren und Augen, sondern auch mit unserem Herzen.
Präsenz bedeutet, sich ganz auf die Person oder die Situation vor uns einzulassen, ohne Urteil oder Eile und einfach im Hier und Jetzt zu sein. Durch diese Hingabe entsteht eine tiefere Verbindung, die sowohl für uns als auch für andere heilsam ist. Vor allem schenken wir damit das eigentlich Wertvollste, was wir anderen schenken können: unsere Zeit im Hier und Jetzt.
Warum sehnen wir uns nach echter Aufmerksamkeit?
Die Sehnsucht nach echter Aufmerksamkeit entspringt einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Verbindung und Anerkennung. Wer sich schon einmal damit beschäftigt hat, weiß, dass Anerkennung etwas ist, wonach die meisten Menschen dürsten, aber was die wenigsten wirklich bekommen. Wann hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wertvoll, liebenswert bist und dein Leben toll lebst? Wir alle möchten gehört, gesehen und verstanden werden – nicht nur oberflächlich, sondern in unserer ganzen Tiefe.
Diese Aufmerksamkeit gibt uns das Gefühl, wertvoll und bedeutend zu sein. Sie bestärkt uns in unserem Selbstbild und gibt uns die Sicherheit, authentisch zu sein. In einer Welt, in der viele Interaktionen flüchtig und oberflächlich sind, wird die Sehnsucht nach echter Aufmerksamkeit dadurch umso größer. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass wir uns nach Anerkennung durch unsere Mitmenschen sehnen. Wir suchen nach echten Momenten der Verbundenheit, in denen wir uns mit anderen und mit uns selbst im Einklang fühlen.
Gibt es eine “Sucht” nach Aufmerksamkeit?
Wenn wir die Aufmerksamkeit einmal gekostet haben, erscheint es uns vielleicht gar nicht abwegig, diese dauerhaft haben zu wollen. Das verändert und vielleicht insofern, dass wir immer mehr dafür tun wollen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das aber ist nicht der eigentliche Zweck und kann in einer toxischen Spirale enden. Sinn und Zweck der Aufmerksamkeit ist, dass wir uns wertvoll fühlen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Wir werden wertgeschätzt, weil wir wir sind und weil wir hier sind. Nicht weil wir etwas tun, oder lassen.
Hindernisse auf dem Weg zu echter Aufmerksamkeit
In unserer modernen Welt gibt es wirklich mehr als genug Hindernisse, die uns davon abhalten, echte Aufmerksamkeit zu schenken und zu empfangen. Nicht zuletzt ist es die ständige Präsenz von technischen Geräten, die uns allerlei Ablenkung versprechen. Technologie ist einer der größten Störfaktoren: Smartphones, soziale Medien und ständige Benachrichtigungen lenken unsere Aufmerksamkeit in alle Richtungen, nur nicht auf den Menschen vor uns. Beeindruckend ist es, dass bei einem Gespräch, das durch einen Anruf gestört wird, scheinbar immer der Anruf Priorität hat, nicht das Gespräch zwischen den zwei Menschen, so zumindest meine Erfahrung.
Darüber hinaus sind wir oft in einem Zustand ständiger Ablenkung, geprägt von Multitasking und einem überfüllten Terminkalender. Auch innere Blockaden, wie Selbstzweifel, Stress oder Angst, können uns daran hindern, wirklich präsent zu sein, weil wir in erster Linie mit der Lösung unserer eigenen Probleme beschäftigt sind. Diese Hindernisse erschweren es uns, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und uns auf tiefer Ebene mit anderen zu verbinden.
Praktische Tipps: Wege zu echter Aufmerksamkeit
Echte Aufmerksamkeit zu schenken und zu empfangen, erfordert bewusste Anstrengung und Übung. Hier sind einige Strategien, die dabei helfen können:
Achtsamkeit praktizieren: Das bedeutet vor allem, bewusst im Moment zu leben und die eigenen Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke ohne Bewertung wahrzunehmen. Durch Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder bewusste Atemtechniken können wir lernen, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren und im Hier und Jetzt präsent zu sein.
Aktiv Zuhören: Wirkliches Zuhören ist eine Kunst, die gelernt und praktiziert werden will. Es bedeutet, dem anderen Raum zu geben, ohne zu unterbrechen, und wirklich auf das Gesagte einzugehen. Durch aktives Zuhören zeigen wir unserem Gegenüber, dass wir uns für ihn interessieren und seine Worte ernst nehmen.
Digital Detox: Um echte Aufmerksamkeit zu schenken, müssen wir uns zuerst einmal von Störfaktoren befreien. Und das regelmäßig und ohne Wenn und Aber. Schalte dein Handy aus, wenn du Zeit mit einem geliebten Menschen verbringst und konzentriere dich voll und ganz auf die gemeinsame Zeit. Je öfter du es machst, umso besser wirst du darin.
Empathie: Empathie ist der Schlüssel zu echter Aufmerksamkeit. Versuche also immer, dich in die Lage des Anderen zu versetzen und seine Gefühle und Gedanken nachzuvollziehen. Diese Haltung fördert tiefere und bedeutungsvollere Verbindungen und nicht zuletzt auch deine eigene Emotionale Intelligenz.
Selbstaufmerksamkeit üben: Um anderen echte Aufmerksamkeit schenken zu können, müssen wir auch uns selbst gegenüber achtsam sein. Nimm dir also auch regelmäßig Zeit für Selbstreflexion, um deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen und zu respektieren. Wir müssen unseren nächsten lieben, wie uns selbst und dazu gehört zuerst, dass wir uns selbst zu lieben lernen.
Die Vorteile echter Aufmerksamkeit
Die aktive und echte Aufmerksamkeit bringt zahlreiche Vorteile mit sich – sowohl für uns selbst als auch für unsere Mitmenschen. Auf persönlicher Ebene fördert sie die emotionale Gesundheit, stärkt das Selbstbewusstsein und trägt zu einem tieferen Sinngefühl bei. In Beziehungen führt echte Aufmerksamkeit zu größerem Vertrauen, stärkeren Bindungen und einer tieferen emotionalen Verbindung für beide Seiten. Sie schafft Räume für Verständnis, Mitgefühl und authentische Kommunikation.
Darüber hinaus trägt echte Aufmerksamkeit dazu bei, Stress abzubauen und eine insgesamt positivere Lebenseinstellung zu fördern. Auch wenn diese Vorteile sehr verlockend sind, schaffen wir es nicht immer, die aktive Aufmerksamkeit so umzusetzen, wie wir vielleicht gerne würden. Wir müssen nicht immer ein Optimum erreichen oder uns selbst zum Perfektionismus zwingen, es reicht schon, wenn wir aktive Schritte machen, um unsere eigene Welt und die Welt der Anderen ein kleines Stückchen besser zu machen.
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