Das Lied “Muchachos, ahora nos volvimos a ilusionar” (übersetzt: Leute, wir haben wieder Hoffnung geschöpft) der Band „La Mosca“ hat sich in den letzten Wochen zu einem absoluten Hit in Argentinien entwickelt und ist im Vorfeld des Endspiels der Fußball-WM zwischen Argentinien und Frankreich auf der Plattform Spotify an die Spitze der meistgehörten Lieder des Landes geklettert. Wer Argentinien verstehen will, sollte in das Lied reinhören.
En Argentina nací,
Tierra del Diego y Lionel
De los pibes de Malvinas
Que jamás olvidaré
In Argentinien bin ich geboren,
dem Land von Diego (Maradona) und Lionel (Messi),
den Jungs von den Malwinen,
die ich niemals vergessen werde.
So beginnt das Lied, das in Argentinien derzeit rauf- und runterläuft, aus jedem Auto schallt und auf der größten Straße von Buenos Aires, der „Avenida 9 de Julio“ beim Einzug Argentiniens ins Halbfinale voller Stolz gesungen wurde, als ob das Land bereits Weltmeister wäre. Das Lied der argentinischen Musikband „La Mosca“ besingt die Fußball-Legende Diego Maradona, der für Argentinien unter anderem mit der „Hand Gottes“ 1986 die letzte Fußball-Weltmeisterschaft gewann.

Auf gleiche Ebene stellt es Lionel Messi, der durch diese Fußball-WM die Möglichkeit hat, zur Legende zu werden. Es soll die letzte Fußball-Weltmeisterschaft von Messi sein, der wie Maradona die 10 auf seinem Trikot trägt. Die Referenz zu den Malwinen spielt im nationalen Nationalbewusstsein noch immer eine große Rolle:
Im Jahr 1982 griff Argentinien die Falklandinseln an, die aber von den Briten zurückerobert werden konnten. Das Scheitern der argentinischen Armee führte zum Ende der Militärdiktatur im Land. Die Zurückgewinnung der Malwinen wird als Teil der argentinischen Staatsraison angesehen, ist aber kurzfristig genauso unwahrscheinlich wie die Wiederauferstehung von Maradona.
No te lo puedo explicar
Porque no vas a entender
Las finales que perdimos
Cuantos años la lloré
Ich kann es dir nicht erklären
Weil du es nicht verstehen wirst
Die Finale, die wir verloren haben
Wie viele Jahre habe ich geweint.

Der Leidensweg der Argentinier im Fußball ist lang. Vor allem vor Deutschland haben die Argentinier Angst. Bei der WM 2006 verlor Argentinien im Viertelfinale gegen Deutschland im Elfmeterschießen, 2010 im Viertelfinale 0:4 gegen Deutschland und schließlich 2014 im Finale der WM in Brasilien erneut – gegen wen wohl? Natürlich, Deutschland. Die verlorenen Spiele stecken Argentinien noch in den Knochen. Fußball ist für die Argentinier mehr als nur Sport. Vor allem, da es außer Fußball im Land nicht viel zu feiern gibt. Es wird eine Inflation von 100 Prozent für das Jahr 2023 vorausgesagt, in den letzten fünf Jahren haben die Argentinier mehr als zwei Drittel ihrer Kaufkraft eingebüßt.
Über 40 Prozent Argentinier lebt unter der Armutsgrenze, jeder Zehnte ist obdachlos.[1] Besonders Kinder sind von der Armut betroffen: sechs von zehn Kindern gelten als arm. Auch politisch steht das Land nicht still: Die derzeitige Vize-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner wurde Anfang Dezember aufgrund von Korruption zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren verurteilt. Das Gerichtsurteil heizt die Polarisierung im Land weiter an. Die Prognosen für die Zukunft sind ebenfalls düster: Das Wirtschaftswachstum stockt, es gibt aufgrund der Inflation kaum Investitionen. Das ehemalige Einwandererland ist zum Auswandererland geworden. Es wird geschätzt, dass über eine Million Argentinier im Ausland leben und von dort aus die argentinische Nationalmannschaft anfeuern.
Pero eso se terminó
Porque en el Maracaná
La final con los brazucas
La volvió a ganar papá
Aber das ist vorbei
Denn im Maracana
Das Finale mit den Brazucas (Brasilianern)
Papa hat wieder gewonnen

Hoffnung im Fußball schöpften die Argentinien erst wieder 2021, als Argentinien im Maracanã-Stadium in Rio de Janeiro die „Copa América“ gewann. Die Spieler wurden während dieser Meisterschaft von der Kamera begleitet, kurz vor dem Start der Fußball-WM dieses Jahr wurde diese auf Netflix veröffentlicht, mit dem Titel „Sean enternos“ (Von ganzem Herzen dabei). Außer Kommerz hat diese Serie auch noch einen anderen Hintergrund: Immer wieder wird den Spielern vorgeworfen, sie würden die Verbindung zu ihren Landsleuten verlieren.
Von den 26 ausgewählten Spielern des argentinischen Nationalteams spielt nur ein Ersatztorwart bei einem argentinischen Club. Alle anderen Spieler sind seit Jahren in Europa, Messi selbst wanderte mit nur 14 Jahren nach Spanien aus, um beim FC Barcelona zu spielen. Viele der Spieler besitzen europäische Pässe und bezahlen in Argentinien keine Steuern. In der Netflix-Serie geben sich die Spieler daher betont bodenständig und trinken das Nationalgetränk Mate. Um der Inflation zu entkommen, leben und verdienen nicht nur Fußballer, sondern auch viele andere gut gebildete Argentinier ihr Geld nun im Ausland. Zudem haben viele Argentinier mit Wohnsitz in Argentinien im Ausland Konten, die unbehelligt vom argentinischen Fiskus sind. Ein enormer Verlust an Steuereinnahmen, welche notwendig wären, um die hohen Staatsausgaben zu finanzieren.
Muchachos
Ahora nos volvimos a ilusionar
Quiero ganar la tercera
Quiero ser campeón mundial
Leute
Jetzt haben wir wieder Hoffnung geschöpft
Ich möchte zum dritten Mal gewinnen
Ich möchte Weltmeister werden
Argentinien gewann bisher zweimal eine Fußball-WM: 1978 sowie 1986 und wartet nun bereits seit 36 Jahren auf einen Titel. Die Chancen stehen gut. Der Fußball überdeckt für kurze Zeit die Probleme im Land und lässt die Menschen ihre alltäglichen Probleme vergessen. Gefeiert wird mit allem, was man finden kann: Billige T-Shirts anstatt Originaltrikots, das Sprayen von Waschmittel anstatt Konfetti, außerhalb von Kneipen stehen und das Spiel mitverfolgen, anstatt drinnen etwas zu kaufen. Und dann natürlich das ausschweifende Feiern am Obelisken auf der Avenida 9 de Julio.
Endlich können sich die Argentinier so stolz fühlen, wie sie es mal waren. Argentinien galt Anfang des 20. Jahrhunderts als „Kornkammer der Welt“, die Franzosen nutzten das Sprichwort „reich wie ein Argentinier.“ Von diesem Reichtum ist nicht viel geblieben. Selbst wenn Argentinien die WM gewinnt, wird der Jubel bald wieder verebben und die wirtschaftlichen Probleme werden die Menschen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Doch bis dahin haben sich die Argentinier einen Moment Hoffnung verschafft, und diese benötigt das Land, um das Ruder wieder herumzureißen und auch abseits vom Fußball Erfolge zu feiern.
[1] https://www.ambito.com/economia/pobreza/segun-la-uca-la-alcanzo-al-431-y-afecta-mas-18-millones-argentinos-n5600442
Die Hälfte des Artikels erklärt überhaupt nicht, worum das Lied geht, sondern versucht nur, eines bestimmtes politisches Agenda zu verbreitern. Muchachos erzählt gar nichts über Korruption, gibt keine bessere Idee über die nationale politische Kaos und natürlich kann keine Information über wirtschaftliche bzw. finanzielle Geshichte anbieten. Wenn die Autorin möchte, könnte sie zweifellos Fakten checken (Musik gehört zur einen Band, Text wurde vom Fans entwickelt; Copa America in Brasilien war nicht 2020; verlorene Finale gab es nicht nicht nur bei 2014 WM, es gibt auch welche in 2015 und 2015 die wichtig sind; ) oder mindestens eine bessere Beziehung zwischen das Lied und argentinische populäre Kultur versuchen. Schade
Liebe Inga.
Muy buen artículo sobre el origen y análisis de la canción “Muchachos” y como se vive la pasión por el fútbol en Argentina. En la poca comprensión que tengo del idioma alemán creo entender que hacés mención sobre la pobreza en Argentina. En nuestro país los más dinero tienen no quieren pagar impuestos y como la justicia no es imparcial, no tienen ninguna pena. Hay una grieta entre ricos y pobres. Se hace hace un estereotipo que el pobre es “vago” y vividor del estado. Todo fomentado por los medios hegemónicos que responden a distintos intereses ecónomicos, sólo hablan de la corrupción de un determinado sector político, también pasó con Lula en Brasil. Está claro que Argentina tiene problemas diversos como todos los paises. Pero esos problemas no se debaten en el parlamento, sino en los medios como un “reality show” con todas las ” Fake news” posibles.En Argentina la salud y la educación es gratuita en todos los niveles. Argentina fue un país receptor de inmigrantes primero europeos y ahora de países limítrofes, la gente común los trata como hermanos y se integran a nuestra sociedad. En Argentina no hay racismo cómo en otros países. El ganar el mundial provocó la alegría de un pueblo que sufre desde hace décadas problemas ecónomicos pero siempre siguió adelante.
Das Lied interessiert hier in diesem Artikel so wenig, dass die letzte Strophe wird nicht einmal zitiert…
Lieber Herr Auteri,
vielen Dank für Ihr Feedback. Ich nehme an, Sie sind Argentinier mit diesem Fachwissen? Da ist es natürlich nicht einfach, gegen Sie anzukommen!
Zur Erklärung: Bei dem Text soll es sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung der argentinischen Politik handeln, sondern einer Annäherung des Landes aus populärwissenschaftlicher Perspektive.
Sie haben recht, das Lied ist nicht neu, sondern hat einen neuen Text, dies ist für den deutschen Leser allerdings nicht von großer Relevanz würde ich meinen. Und die angesprochenen verlorenen Finale beziehen sich nicht nur auf die WM, das wurde mir auch von argentinischen Freunden gesagt (wenn auch das verlorene WM-Finale gegen Deutschland 2014 eine besondere Bedeutung hat, eine WM ist eben doch die Krönung aller Fußball-Wettbewerbe). In einem erneuten neu gedichteten Text nach dem Sieg Argentiniens bei dieser WM wird die zweite Strophe umgedichtet und Deutschland explizit genannt: “La final con Alemania, 8 años la lloré / Pero eso se terminó porque este año en Qatar / La final con los franceses la volvió a ganar papa”
Das Finale der Copa América war in 2021, da gebe ich Ihnen einen Punkt.
Excelente artículo; solo cambiaría la expresión “miedo” por “respeto”. Futbolísticamente hablando es respeto lo que sentimos por el fútbol alemán (de altísimo nivel competitivo).
Saludos desde Argentina.
Como argentino me da pena leer tu nota, somos un pueblo alegre y solidario a pesar de los problemas, es una lástima que solo te enfoques en resaltar las cosas y no digas casi nada de lo bello de este país. Cualquiera que lee tu nota piensa que venir a Argentina es peor que visitar el lugar más pobre de África.
Parece que a pesar de vivir acá (según dices) no has aprendido a conocernos. Espero que tus comentarios no tengan algún sentido político, porque eso es lo que se lee entre líneas. Saludos