Oft finden wir uns wieder in einem Strudel aus Selbsthass, Inakzeptanz, Enttäuschung und Verzweiflung. Wir denken, wir seien nicht gut genug – zu dick, zu dünn, zu unerfolgreich, zu strebsam, zu langweilig, zu verrückt – schlicht und einfach nicht perfekt. Und ja, jeder von uns weiß, dass niemand perfekt ist, dass es überhaupt nicht möglich und auch nicht erstrebenswert ist, perfekt zu sein. Dennoch jagen wir ständig anderen Idealen hinterher, lassen uns von jeglicher Kritik runterziehen und finden uns immer und überall nur eins: Nicht gut genug.
Meist ist uns gar nicht bewusst, dass all diese Gefühle und verzweifelten Versuche, so hübsch, erfolgreich oder beliebt wie andere zu sein, daher kommen, dass wir uns selbst einen riesigen Druck machen, weil wir das Gefühl haben, Freunde, Eltern oder Vorgesetzte erwarten von uns die Welt. Aber ist das wirklich so? Haben unsere Nächsten wirklich so hohe Ansprüche an uns und unsere Erfolge im Leben?
Ich will versuchen, Dir einige Tipps, Anstöße und Erfahrungen mit auf den Weg zu geben, damit auch DU es schaffst, Dich von den geglaubten Erwartungen anderer freizumachen und ganz Du selbst sein kannst – schön wie Du bist, erleichtert und glücklich.
1. Mache Dir bewusst, dass Deine Selbstwahrnehmung ganz anders ist als die Wahrnehmung Deiner Mitmenschen.
Jeder ist mit sich selbst stets am kritischsten. Die angeblich schiefe Nase, die ungleichen Augenbrauen, die krausen Haare und die Rettungsringe am Bauch – was ist mit mir los, dass ich so viel hässlicher bin als meine Freundin? Solche Gedankengänge kennt sicher jeder von uns. Man findet immer etwas, was einem an einem selbst nicht gut genug ist und bewundert andererseits das volle Haar und die schlanke Figur der Kommilitonin. Doch da macht uns unsere Wahrnehmung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Was Du an dir selbst kritisiert, kann bei anderen sogar im Gegenteil auf Bewunderung stoßen! Du weißt es nur nicht und glaubst deshalb immer, deine Haare seien die schrecklichsten auf der Welt und ließen dich nie einen Freund finden.
Mache doch Deinen Mitmenschen einfach mal ein Kompliment und Du wirst es vielfach zurückbekommen! So merkst Du, dass Eigenschaften an Dir, von denen Du dachtest, sie machen Dich unbeliebt, eigentlich auf Bewunderung stoßen oder Dich vielleicht sogar für andere zum Vorbild machen – probiere es doch einfach einmal aus! Es wird Deine Mitmenschen und Dich glücklicher und erfüllter machen…
2. Denk daran: Wir sind alle auch nur Menschen.
Und Menschen sprechen vielleicht nicht immer direkt aus, was sie denken. Und sie sagen im Gegenteil auch vieles, ohne sich der Bedeutungsschwere ihrer Worte bewusst zu werden, die andere vielleicht noch tagelang beschäftigen. Wir neigen oft dazu, das Negative auszusprechen und uns das Positive nur zu denken. „Wow, hat die ein schönes Lächeln – das hätte ich auch gerne!“ – denken wir uns. „Der könnte aber auch einmal freundlicher daherreden, oder?“ – teilen wir unserer Freundin mit. Kleiner Perspektivwechsel: Warum das Ganze nicht einfach einmal andersherum angehen? Vielleicht kannst Du dadurch anderen ein Vorbild sein!
Dazu kommt, dass man oft Worte über einen selbst ganz anders auffasst, als sie ursprünglich gemeint waren. Wir lesen aus einem nüchternen Kommentar, der in keinster Weise böse gemeint war, heraus, dass wir demjenigen missfallen und haben dann immer schon Versagensängste, wenn wir ihm auch nur begegnen, weil wir ja eventuell vielleicht ein falsches Wort herausbringen könnten. Kommt dir das bekannt vor? Mach dir bewusst: Du interpretierst meist viel mehr in eine Aussage hinein, als ursprünglich gemeint war!
3. Lasse unrealistische Ideale einfach unrealistische Ideale sein und konzentriere dich auf echte Menschen – schön, wie sie sind. Mit Ecken und Kanten.
Mittlerweile sollte uns allen klar sein, dass Social Media eine Scheinwelt voller Photoshop-Models darstellt, die in jeglicher Hinsicht fern von unserem wahren Alltag sind und uns durch ihre perfekten Beine oder die wohlgeformte Figur klarmachen wollen, dass wir definitiv nicht hübsch, nicht erfolgreich, nicht beliebt genug sind. Aber wen triffst du denn in der U-Bahn, in der Uni, auf dem Weg zum Supermarkt? Etwa Makeup-vollgekleisterte Schönheiten? Ich wette nicht. Schau dich einfach einmal um und sauge die reale, echte Welt in dich auf – deine Mitmenschen sind – wie Du – wunderschön, gerade WEIL sie auch Ecken und Kanten haben.
4. Finde jeden Tag drei Eigenschaften an Dir, die Du schön findest. Sei dankbar dafür.
Jeder Mensch ist schön. Ich sage Dir das nicht, um dich zu beruhigen oder damit du Dich auf Dein Faulbett legen kannst, sondern ich sage Dir das, damit Du Dich ehrlich betrachten kannst und siehst, wie schön Du eigentlich bist. Von innen und außen. Mache es Dir zur Gewohnheit, Dich einmal am Tag so zu sehen, wie Dich Deine beste Freundin sehen würde und sei dankbar dafür – denn Du bist wunderwunderschön.
5. Nimm dir nicht immer den einen negativen, sondern die neun positiven Kommentare zu Herzen.
Täglich reden wir mit unzähligen Menschen, scrollen durch hunderte Nachrichten und erhalten ebenso viele Kommentare – von Freunden, Geschwistern, Eltern und Bekannten. Geht es Dir nicht auch so, dass Dich EIN negativer Kommentar sofort herunterzieht und du daran den ganzen Tag zu knabbern hast, während Du die vielen gutgemeinten Worte zwar lächelnd entgegennimmst, ebenso schnell aber auch wieder vergisst? Wieso versteifen wir uns immer so sehr auf das Negative? Und wieso sollte dieser eine Kommentar mehr wert sein als die anderen neun positiven?
6. Mache Dir immer wieder bewusst, dass es Menschen in Deinem Leben gibt, die Dich bedingungslos lieben.
Sei es der Freund, die Freundin, die Mama oder die Schwester. Jeder hat mindestens einen Menschen auf dieser Erde, der ihn völlig bedingungslos liebt – kompromisslos. Du kannst genau so sein, wie du bist und es ist diesem Menschen in keinster Weise wichtig, wie hübsch, erfolgreich oder beliebt Du gerade bist – weil er Dich dafür liebt, dass Du einfach DU bist.
Hoffentlich konnte ich Dir hiermit zu einem klitzekleinen Bisschen mehr Selbstvertrauen, Akzeptanz und innerer Freiheit verhelfen. Erwartungsdruck entsteht nicht vor allem dadurch, dass Deine Mitmenschen hohe Ansprüche an Dich haben. Erwartungsdruck entsteht dadurch, dass Du DENKST, dass Deine Mitmenschen mehr von Dir erwarten, als Du je erreichen kannst. Ich lade Dich nun ein, Dir diese sechs Tipps im Hinterkopf zu behalten, um darauf zurückzugreifen, wenn du dich wieder einmal hässlich, unbeliebt oder unerfolgreich finden solltest. Denn Du bist es wert, glücklich zu sein. Du bist es wert, Du selbst sein zu dürfen. Und Du bist es vollkommen wert, frei zu sein.
Schreibe einen Kommentar