In der Ukraine wird Weihnachten nicht um den 24. Dezember gefeiert, sondern am 7. Januar. Vorher gibt es eine kleine Fastenzeit, sodass dann am 6. Januar abends das Essen noch besser schmeckt. Dann trifft sich Ivan (22) mit seiner Familie und man isst zwölf verschiedene Gerichte, wie Brot, Fisch, Gemüse, Fleisch etc. Eine wichtige Rolle spielen auch die Weihnachtslieder, die später noch für drei Tage gesungen werden. Am 7. Januar gibt es morgens eine lange Messe, die gut drei Stunden dauert. Es ist außerdem Brauch, dass die Kinder (auch die älteren) in den Dörfern von Haus zu Haus gehen und singen. Erst vor der Tür und dann wird man nach drinnen eingeladen, die Bewohner des Hauses zeigen ihre Dankbarkeit mit Geld, Süßigkeiten, Essen und Wein.
Es ist kalt und fast immer liegt Schnee an Weihnachten in Rumänien. Schon zwei bis drei Wochen vor den Festtagen beginnen die Vorbereitungen mit dem Schlachten eines Schweins und dem Schmücken des Hauses bei Kiky (22). Am Morgen des 24. Dezembers gehen die Kinder im Alter bis 13 oder 14 Jahren in ihren Städten zu Verwandten und Nachbarn und singen für sie rumänische Weihnachtslieder, als Dank bekommen sie Geld und Süßigkeiten. Das erinnert ein bisschen an die Sternsinger in Deutschland. Am Abend gegen Mitternacht, ist dann die Messe, die meist mit einem Krippenspiel oder Liedern und Gedichten, von den Kindern vorgetragen, beginnt. Während der Messe kommt der Weihnachtsmann, der die Geschenke bringt. Bei der Rückkehr ins Haus werden Knoblauch und Äpfel gegessen, als Zeichen, dass ein neues Jahr beginnt und das alte vorüber ist.
Frühe Vorbereitung und Engelshaar
In Polen ist vor allem die Adventsphase sehr wichtig, um sich auf Weihnachten vorzubereiten. Die Leute gehen häufig in die Messe, Lichter werden verteilt. Die Stimmung ist geprägt von der Erwartung des Herrn am 24. Dezember. An diesem Tag bereiten Gosia (25) und ihre Familie ein großes Abendessen vor. Zwölf verschiedene Gerichte, wie Pilze, Fisch, Kohl, Sauerkraut und Ravioli werden gekocht. Auf dem Tisch wird immer ein Geschirr mehr gedeckt, für eine Person, die kommen könnte, um Weihnachten nicht allein zu verbringen. Mit dem Essen beginnt man beim Aufgang des ersten Sterns, wie die heiligen drei Könige dem Stern nach Bethlehem gefolgt sind. Außerdem wird eine Hostie herumgereicht, begleitet von Weihnachtswünschen, und jeder isst ein Stück, als Zeichen des Friedens zwischen den Leuten. Danach kommt der Weihnachtsmann mit den Geschenken und um Mitternacht geht man in die Messe.
Für Anna-Maria (24) aus Ungarn ist Weihnachten ein Familienfest, für das die Vorbereitungen schon vier, fünf Wochen vorher beginnen. Das ganze Haus wird geschmückt, es wird gebacken, die Männer knacken Nüsse, es gibt Weihnachtsmusik und Glühwein. Am 24. Dezember werden die Kinder zu den Großeltern gebracht, sodass die Eltern Zeit haben alles vorzubereiten und den Baum zu schmücken. Die Geschenke und auch der Baum werden für die Kinder vom Christkind und von den Engeln gebracht. Deswegen spielt das Engelshaar als Dekoration eine wichtige Rolle. Es wird in der Adventszeit im ganzen Haus verteilt, als Zeichen, dass die Engel schon da sind und schauen ob auch alle Kinder brav sind. Am Abend hat dann der Großvater die Ehre die Klingel zur Bescherung zu läuten. Dann werden Weihnachtslieder gesungen und die Geschenke übergeben. Wenn alle schlafen gehen bleibt Anna-Maria gerne im Wohnzimmer und übernachtet dort.
Babbo Natale und das Mittagessen des Jahres
Für Anna (23) aus Udine in Italien beginnt Weihnachten am 24. Dezember mit einem Abendessen mit Freunden und Familie, anschließend gehen sie gegen elf Uhr zusammen in die Mitternachtsmesse. Danach kehren sie zurück, um die Geschenke unterm Weihnachtsbaum auszupacken, und die Weihnachtssocken am Kamin sind voll mit Süßigkeiten von Babbo Natale. Am 25. Dezember gibt es ein großes Mittagessen mit der Verwandtschaft: Antipasti, also Gemüse; als ersten Gang gibt es bei Anna meistens Lasagne von der Mama, im zweiten Gang wird Fleisch mit Gemüse gegessen, und dann gibt es Desserts: Panettone (Mailänder Kuchenspezialität), Torrone (Weißes Nougat), Früchte mit Sekt, Tronchetto di Natale (traditionelles Weihnachtsgebäck aus Frankreich) und angestoßen wird mit Wein. „Cin cin!“
Auch in Frankreich beginnt man mit der Weihnachtsfeier am 24. Dezember. Spät am Abend findet dort die Weihnachtsmesse statt. Wieder zuhause angekommen legt man als erstes den kleinen Jesus in die Krippe unter dem Baum, dann trinkt man zusammen heiße Schokolade, isst Kekse oder Brot mit Butter und Marmelade. Außerdem werden die Stiefel unter den Weihnachtsbaum gestellt. Am nächsten Morgen wachen als erstes die Kleinen auf. Dann haben Pauline (22) und ihre Geschwister das Ritual sich der Größe nach in einer Reihe aufzustellen und so ins Wohnzimmer gehen und jeder findet Geschenke in seinem Schuh. Danach folgt das „Mittagessen des Jahres“, mit Dinde (Hühnchen), Kartoffeln, Gemüse, und als Nachtisch Bûche de Noël, ein Schokoladengebäck in Form eines Baumstammes. Das Mittagessen kann gut und gerne sechs Stunden dauern.
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