In jeder Kirche findet man ein Kreuz. Auch viele Christen hängen eines bei sich zu Hause auf. Wichtig ist für Christen auch das Kreuzzeichen, das sie über ihrem Körper zeichnen. Warum eigentlich? Von Benedikt Bögle.

In der Antike war das Kreuz eine der grausamsten Hinrichtungsmethoden. Menschen wurden an einen Holzbalken gefesselt oder genagelt. Sie starben sehr langsam. Immer mehr Gewicht drückte auf die Lunge. Die Opfer hatten immer weniger Kraft und konnten sich nicht mehr halten. Am Ende erstickten sie an ihrem eigenen Gewicht.
Diese grausame Todesart musste auch Jesus erleiden. Pontius Pilatus verurteilte ihn zu einem Tod, der sonst nur schweren Verbrechern vorbehalten war. Für die Jünger Jesu musste das schrecklich gewesen sein. Sie hatten Jesus vertraut. Sie hatten geglaubt, dass er der Sohn Gottes sei.
Mit dem Tod ist nicht Schluss
Doch mit dem Tod Jesu ist nicht Schluss. Jesus stirbt, aber er besiegt auch den Tod. Er ersteht von den Toten. Seine Jünger erkennen: Der Tod am Kreuz war nicht das Ende, sondern eigentlich erst der Anfang eines neuen Lebens. Und trotzdem bleibt es für sie ein schwieriger Gedanke, dass Jesus am Kreuz starb. Mit diesem Tod geht für die Menschen der Antike die Überlegung einher: Jesus muss ein Verbrecher gewesen sein – warum sonst starb er am Kreuz?
Ein Ärgernis, eine Torheit
Der Apostel Paulus greift diesen Gedanken auf. Er schreibt an die Gemeinde von Korinth, das Kreuz Jesu sei „für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit.“ (1. Kor. 1,23). Es muss geradezu als Dummheit erscheinen, einen Gekreuzigten als Sohn Gottes zu verkünden.
Für die Menschen in Griechenland und in Rom sind Götter stark und mächtig; niemals würden sie am Kreuz sterben. Warum auch? Doch der Apostel Paulus schreibt weiter, diese Botschaft sei für die „Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ (1 Kor 1,24).
Zeichen der Erlösung
Christen erkennen im Kreuz ihre Erlösung. Der Sohn Gottes hat aus Liebe den Tod am Kreuz auf sich genommen. Er meinte es ernst mit seiner Botschaft. So ernst, dass er dafür sogar grausam am Kreuz erstickte. Das Kreuz wird für Christen so zu einem Zeichen der Hoffnung. Für die ersten Christen war es allerdings noch kein Identifikationsmerkmal.
Heute hängen Kreuze in den Wohnungen von Christen, sie stehen in Kirchen oder an Wegesrändern. Kreuze finden wir auf Friedhöfen ebenso wie in Schulen. Die ersten Christen nutzten eher den Fisch als Zeichen ihres Glaubens: Das griechische Wort für Fisch besteht aus den jeweiligen Anfangsbuchstaben des Satzes „Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der Retter.“
Erinnerung an den Tod Jesu
Irgendwann dann nutzten die Christen jedoch das Kreuz als Erkennungszeichen, als Symbol ihrer Religion. Das hat sich bis heute gehalten. Und so hängen Christen nicht nur Darstellungen des Kreuzes auf, sondern machen auch das Kreuzzeichen: Dabei berührt man sich mit der Hand an der Stirn, am Bauch und an den beiden Schultern. Auf diese Weise zeichnet man ein Kreuz auf dem eigenen Körper nach. Durch diese Gestern erinnert man sich an seinen Glauben und an Jesus, der am Kreuz gestorben ist.
Lebenslanger Begleiter
Gleichzeitig stellt man sich bewusst unter den Schutz Gottes. Das Kreuzzeichen erinnert daran, dass Jesus den Tod am Kreuz für die Menschen, für jeden Einzelnen, auf sich genommen hat. Diese Geste und dieser Glaube begleiten ein ganzes Leben lang: Schon in der Taufe zeichnen die Eltern und Paten ein kleines Kreuz auf die Stirn des Kindes. Bei der Beerdigung schließlich zeichnet auch der Priester ein Kreuz über den Sarg und das Grab. Das ganze Leben soll getragen werden vom Glauben an den Tod Jesu, aber auch von der Hoffnung auf die Auferstehung.
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