In Spanien lebt es sich einfach anders. Nicht nur der typische Tagesablauf, sondern auch die täglichen Gewohnheiten auf der Arbeit unterscheiden sich zwischen Spanien und Deutschland. Hier ein kurzer Einblick in den Tagesablauf während meines Laborpraktikums.

Eine Sache vorab, auch in Deutschland sind die Arbeitszeiten in einem akademischen Forschungslabor sehr flexibel. So gibt es grundsätzlich keine geregelten Arbeitszeiten wie es in einem Bürojob der Fall ist – weder für den Arbeitsbeginn, den Feierabend, noch für die tägliche Arbeitsdauer. Plant man an einem Tag streng getaktete und umfassende Experimente, oder steht eine Fristsetzung für eine Konferenz, einen Artikel oder eine Präsentation bevor, wirkt sich das automatisch auf die Arbeitszeit aus. Dies kann mitunter Zeit am späten Abend oder während des Wochenendes beanspruchen. Zum Ausgleich erlaubt die freie Zeiteinteilung an einem anderen Tag einen früheren Feierabend. Trotz Flexibilität bringt die Arbeit im Labor für viele Doktoranden und Wissenschaftler viel Stress und viele Überstunden mit sich. Da ich derzeit lediglich ein Praktikum absolviere und noch nicht für meine Master- oder Doktorarbeit forsche, bin ich weitgehend von überlangen Arbeitstagen befreit.
Der Start in den Arbeitstag

Auch in dem Forschungsinstitut in Spanien sind die Arbeits- und Pausenzeiten sehr flexibel und individuell gestaltbar. Diese Freiheit wird von allen Mitarbeitern sehr begrüßt. Für mich und den Großteil der Wissenschaftler beginnt der Arbeitstag zwischen 9 Uhr und 9:30 Uhr. Dabei besteht durchaus Spielraum. So ist es noch lange nichts Ungewöhnliches, wenn jemand erst gegen 10 Uhr oder zu einer späteren Zeit auf der Arbeit erscheint.
Für mich beinhaltet die Laborarbeit während meines Praktikums zum größten Teil das Durchführen und Auswerten verschiedener Experimente. In meinem Projekt arbeite ich hauptsächlich in der Zellkultur mit lebenden Zellen in vitro. Dort schafft eine Kabine mit Abzug eine sterile Atmosphäre und verhindert die Kontamination der kultivierten Zellen durch ungewollte Bakterien, Viren, und anderen Partikeln. Diese Kabine erlaubt die Handhabung und Manipulation der Zellen außerhalb des Inkubators, in welchem die Zellen normalerweise bei 37°C kultiviert werden. Des Weiteren gehört das Protokollieren meiner Experimente, das Lesen wissenschaftlicher Artikel, sowie der Besuch von regelmäßig im Forschungszentrum stattfindender Seminare zu meinem Alltag. Letztere helfen mir dabei mein Wissen zu erweitern, auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben und Anregungen zu erhalten.
Ist es bereits Zeit für das Mittagessen?
In der Regel steht zwischen 11 Uhr und 12 Uhr die erste Pause an. Nein, hierbei handelt es sich keinesfalls um die Mittagspause, sondern um eine 15- bis 30-minütige Kaffeepause, welche oftmals das Frühstück ersetzt. Zusammen mit dem Kaffee isst man gerne eine Kleinigkeit, beispielsweise Obst, Nüsse, oder ein paar Kekse, um die Zwischenzeit bis zu dem Mittagessen zu überbrücken. Auch wenn man keinen Snack mitgebracht hat, besteht kein Grund zur Sorge, denn mit Sicherheit laden die Arbeitskollegen zum Mitessen ein.
Im Anschluss heißt es zurück an die Arbeit bevor um 14:15 Uhr die Lautsprecheransage ertönt: das Essen, der „Paqui“, wurde geliefert. Für den Großteil meiner Laborgruppe ist es Zeit zum Mittagessen, die Hauptmahlzeit des Tages. Spanischen Verhältnissen zufolge ist diese Uhrzeit tendenziell früh, denn selbst 15 Uhr gilt noch als eine sehr gewöhnliche Uhrzeit zum Mittagessen. Da das Forschungsinstitut keine eigene Kantine besitzt, ist der preiswerte und praktische Lieferdienst der „Paqui“ mit seiner Auswahl an landestypischen Speisen eine willkommene Alternative zu einem mitgebrachten Mittagessen. Auch wenn einige Arbeitskollegen bei dem Lieferdienst bestellen, überwiegt das Mitbringen des eigenen, meist hausgekochten Essens.

Um das Mittagessen unbeschadet auf die Arbeit zu transportieren, besitzen die meisten Spanier eine spezielle Essenstasche mitsamt Besteckdose. Das Essen selbst befindet sich in einer praktischen, verschließbaren, mikrowellenfesten Glasschüssel, die zusätzliches Geschirr vermeidet. Dank vier Mikrowellen und leicht versetzten Pausenzeiten hält sich der Stau vor dem Essenfassen in Grenzen. Ein großer Toaster erlaubt das Aufbacken von einem Stück Brot, einer sehr beliebten und klassischen Beilage in Spanien. Hat jemand etwas Außergewöhnliches gekocht, dürfen gerne alle davon kosten. Auch wenn jemand nicht aufisst, wird das übrig gebliebene Essen gerne geteilt.
Keine Mahlzeit ohne Nachspeise

Nach dem Hauptgang darf die Nachspeise auf keinen Fall fehlen. Das Dessert kann durchaus aus bis zu drei Gerichten bestehen. Eine Frucht ist das pure Muss, bei den kleinen Mandarinen dürfen es auch zwei sein. Egal ob Apfel, Khaki, Pfirsich und Co., grundsätzlich wird das Obst mit Eleganz mit einem Messer geschält. Auf das Obst folgt gerne ein kleiner Becher Joghurt: ob griechische Art, gesüßt, mit oder ohne Geschmack, alles ist erlaubt. Um das Essen abzurunden, folgt ein Kaffee zusammen mit einem Gebäckstück oder einem Rippchen Schokolade. Auch hier zeichnen sich die Spanier durch ihren großen Gemeinschaftssinn aus. So werden die kleinen Sünden freundschaftlich mit den Mitgliedern der Laborgruppe geteilt. Besonders nach einem Wochenende gibt es häufig ein süßes oder herzhaftes Mitbringsel aus dem Heimatort oder von der unternommenen Reise. Dadurch komme ich in den Genuss, kulinarischen Spezialitäten aus verschiedenen Teilens Spaniens zu kosten.
Die Spanier schätzen eine ausgiebige und entspannte Mittagspause sehr. Während in Deutschland eine halbe Stunde die Standarddauer der Mittagspause ist, darf diese in Spanien auch eine volle Stunde überschreiten. Auch im Anschluss, wenn sich eine kleine Warteschlange am Spülbecken bildet, bleiben die Spanier ihrer Gelassenheit treu. Anschließend verabschiedet man sich mit einem „Hasta ahora“ („Bis gleich“), doch bereits wenige Minuten später trifft man sich am Waschbecken der Toilette wieder: bevor es mit der Arbeit weitergeht, werden erst einmal die Zähne geputzt.
Abendaktivitäten
Nach ein paar weiteren Stunden im Labor mache ich mich zwischen 17:30 Uhr und 18 Uhr auf den Heimweg. Dementsprechend verpasse ich die gemeinsame „Merienda“ welche an langen Arbeitstagen gegen 18 Uhr ansteht. Dennoch habe ich mich an den spanischen Essensplan angepasst und esse eine kleine Zwischenmahlzeit bevor für mich, genauso wie für viele anderen Spanier, Sport, der Lebensmitteleinkauf, oder ein Treffen mit Freunden auf dem Plan stehen. Wenn ich im Anschluss gegen 21 Uhr nach Hause komme, ist endlich Zeit für das Abendessen. Auch hier darf eine kleine Nachspeise nicht fehlen. Und das alles, zu einer ganz gewöhnlichen Uhrzeit.
In meinem nächsten Artikel nehme ich euch mit auf eine kleine Fahrradtour durch den städtischen Verkehr Granadas.
Life in Spain is just a little different to what I am used to. Not only the daily routine differs between Spain and Germany, but also many habits at work. Here, I will provide some insights into a normal workday during my lab internship.

To begin with, the working hours in an academic laboratory are generally very flexible in every country. There does not exist a fixed work schedule as it is the case in an office job. This applies to the hour when work starts or ends, and for its total duration. One day, an experiment might require strict timing and consume a lot of time, or there might be upcoming deadlines for conferences, a research article or a presentation. Naturally, the increased workload requires additional working hours during the evening or during the weekend. At the same time, the flexible workday allows to leave work early on other days. Despite the flexibility, the work in the laboratory brings a lot of stress and overtime hours for many scientists and doctoral candidates. As I am currently doing an internship and have not started the research for my master or PhD thesis yet, I am widely exempt from these overtime hours.
Getting the day started

The general rule of flexible working hours in the lab also applies to Spain, and the people take full advantage. I and most scientists arrive at work between 9am and 9:30am. However, starting work at 10am, is still a fully acceptable hour. For me, the work in the lab mostly consists of conducting and analyzing experiments. My project involves a lot of work with alive cells in vitro in the cell culture room. Working in a cell culture cabin with a redirected airflow creates a sterile environment to prevent contamination of the cells by bacteria, virus, or other particles. This allows for handling and manipulation of the cells outside of the incubator, where they are usually cultured at 37°C (98.6°F).
Furthermore, writing protocols, reading scientific articles, and visiting seminars that regularly take place at the research center are part of my weekly routine. The laters allow me to extend my knowledge, keep me and my coworkers updated on ongoing research, and provide ideas and inspirations.
Let’s talk about food
Usually, the first break at work takes place between 11am and 12pm. However, it is not time for the lunch break, yet. Instead, it is a 15- to 30-minute coffee break that substitutes the breakfast for many Spaniards. Together with their coffee people like to take a small snack such as a fruit, some cookies, or some nuts to bridge the time until lunch. Even if you did not bring a snack, do not worry, for sure, your colleagues will invite you and share their treat with you.
Afterwards, it is time to return to work until an announcement at 2:15pm informs about the food delivery by the“Paqui”. Now, it is time to eat lunch, the biggest meal of the day, for most of the people of my group. According to Spanish norms, this time appears to be rather early; 3pm would still be considered a usual hour to take lunch. As the research center does not have a cafeteria, ordering a meal at the delivery service “Paqui” is a cost-effective and convenient option for homestyle, mediterranean food. While this delivery service provides a good alternative to self-cooked food, most people like to bring their own, homecooked meal.

To transport the food from home, most Spaniards own a small bag specific for their food that also holds space for their utensils secured in a small box. The food itself is preferentially placed in some microwave proof, closable glassware. This allows heating the food directly in the box made of glass. Thanks to four microwave ovens, there are only short lines before the food is heated and ready to eat. A large toaster allows to crisp some bread that typically accompanies a Spanish meal. If somebody has prepared a special dish, usually everybody is invited to try a piece. Also if somebody does not finish his meal, it is usually offered to anybody who is still hungry.
No meal without dessert(s)

After the main dish, it is time for the dessert which can consist of up to three separate dishes. Some type of fruit is absolutely essential after the meal. If the choice are mandarins, generally, the people pick two because of their small size. But no matter if apple, khaki, peach or Co., the fruit is typically peeled elegantly with a knife. A small cup of plain, flavored, or sweetened yoghurt is optional after the fruit. To finish the meal, a popular choice is a cup of coffee accompanied by a sweet treat such as some chocolate or a pastry. Often somebody provides a chocolate bar that is shared with everybody in the lab group. Especially after the weekend, when people had the chance to visit their hometown or other places, they often bring along a sweet or savory treat from their travels. Thanks to this custom, I get the chance to try different types of food from all around Spain.
Different than in Germany, the Spanish value is calmness and taking their time during the lunch break. While the German work schedule usually allows only a 30-minute break, here, the break usually lasts a full hour or longer. After lunch, people patiently line up at the sink to clean their dishes and separate apart with the short greeting “Hasta ahora“ (“see you later”). Only minutes later, you will encounter most of your co-workers at the sinks in the bathroom again, when everybody brushes their teeth before getting back to work.
Evening activities
After some more hours at work, I usually leave the lab between 5:30pm and 6pm. Accordingly, I miss the “merienda” with my colleagues. On long workdays, they reunite at around 6pm to have a snack between lunch and dinner. Nevertheless, I have adapted to the Spanish meal plan and eat a snack when I arrive at home. Like it is common in Spain, I like to use the evening hours to do some exercise, do grocery shopping, or for social activities. When I return to my flat at around 9pm, it is finally time for dinner – of course – followed by a dessert – at the most normal time according to the Spanish schedule.
In my next article I will take you on a journey with my bycicle through the traffic of Granada.
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