Den ersten Eindruck vom gigantischen Verkehrsaufkommen in der Hauptstadt Manila bekam ich gleich auf der Fahrt vom Flughafen zum Büro der Hilfsorganisation. Unglaublich viele Fahrzeuge waren unterwegs. Meine Freundin und ich fragten uns erst einmal, ob man sich hier an Rechts- oder Linksverkehr halten müsse. Auf den größeren Straßen stellte es sich als Rechtsverkehr heraus, auf den kleineren war das für uns nicht ganz ersichtlich.
Überall in der Hauptstadt und im ganzen Land kann man Jeepneys (DAS Verkehrsmittel auf den Philippinen) sehen, die zwischen 15 und 25 Leute transportieren, ganz davon abhängig, wie sehr man sich quetscht oder wie viele noch auf dem Dach sitzen. Kunterbunt angemalt und ohne feste Haltestellen fahren sie durch das Gewühl von Autos, Lastern und Trycycles, das sind Motorräder mit angeschweißter Ladefläche oder Sitz. Wenn man aussteigen möchte, sagt man dem Fahrer mit „Para po“ (Ich möchte aussteigen) Bescheid und klettert hinten raus. Aufgepasst auf den Kopf: an „Philipino-Size“ musste ich mich mit meinen nicht gerade riesig großen 1,76 Metern auch erst gewöhnen.
Wetterextreme hautnah
Gleich in der ersten Woche meines Aufenthaltes fegte der Taifun Rammasun über den Inselstaat und richtete große Schäden an. In unserem Quartier waren wir zwar sicher untergebracht, allerdings hatten wir anschließend zwei Tage lang keinen Strom. Da in Deutschland das Wetter doch meistens eher gemäßigt ist, hat mich die Wucht der Naturgewalten schon ziemlich beeindruckt und schockiert. Die Straßen waren mehr als knietief unter Wasser und durch die Luft flogen Teile von Wellblechdächern und Zweige. 20 Meter hohe Palmen bogen sich bis auf die Straße runter. Sich draußen aufzuhalten war unmöglich. Da ich in der Monsunzeit dort war, bekam ich auch den „normalen“ philippinischen Regen mit. Meistens regnete es täglich nur eine Viertelstunde, aber wenn, dann aus allen Schleusen. Sanften, deutschen Nieselregen habe ich dort fast nie mitbekommen. Meistens aber war das Wetter sonnig und die Temperaturen kletterten auf 30 Grad aufwärts.
Leben in einem Entwicklungsland
Englisch gilt offiziell als Amtssprache auf den Philippinen, allerdings machte ich die Erfahrung, dass gerade ärmere Leute nicht wirklich kommunikationsreife Englischkenntnisse besaßen. Das erleichterte uns die Aktivitäten mit Kindern aus den Slums von Manila natürlich nicht. Aber man wächst mit seinen Aufgaben, denn Kommunikation mit Händen und Füßen klappt auch ganz gut. Tagalog, die Hauptsprache der Philipinos neben einigen Dialekten, konnten wir nämlich nur ein paar Brocken. Je mehr Geld die Menschen haben, desto besser konnten sie auch Englisch.
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auf den Philippinen weit auseinander. Etwa 40 Prozent leben an der Armutsgrenze, während die 40 reichsten Menschen über 60 Prozent des philippinischen Gesamtvermögens besitzen. In meiner ersten Woche besuchte ich die Slums in Tondo im Norden von Manila. Die Menschen dort leben auf engstem Raum im Müll zusammen mit Ratten und anderem Getier. Krankheiten wegen unzureichender Hygiene oder dreckigem Trinkwasser sind dort normal. Der Gestank war unglaublich, aber trotz ihrer miserablen Situation waren die Menschen sehr freundlich zu uns und erzählten uns bereitwillig von ihren Lebensumständen. Verglichen dazu war ich geradezu luxuriös untergebracht. Ich hatte zumindest immer ein Bett und eine Waschmöglichkeit; ein Wasserhahn musste manchmal eben auch als Dusche reichen.
Zwischen Reisterrassen und Südseeparadies
Sobald meine Freundin und ich unterwegs waren, wurden wir auf den Straßen von vielen Menschen angeguckt. Zwei für philippinische Verhältnisse große, weiße junge Mädchen sind dort schon ein eher ungewöhnlicher Anblick. Das Land hat zwar viele Ressourcen und wunderschöne Orte, die touristisch interessant wären, aber trotzdem sind dort westliche Leute ein seltener Anblick. Auf unseren Reisen hatten wir die Gelegenheit, viel von dem Land zu sehen.
Im Norden in Luzon befinden sich die Reisterrassen von Batad, die zum Weltkulturerbe gehören. Allein ein schmaler Wanderpfad führt in das kleine Reisbauerndorf, in dem noch nie ein Auto oder ein Motorrad gewesen ist. Steile Treppen führen die Terrassen herunter ins Tal. Ein beeindruckendes Panorama, für das es sich lohnt, den anstrengenden Weg auf sich zu nehmen. Neben bergigen Landschaften findet man aber vor allem Orte, die einem Südseeparadies gleichen. Palmen und klares blaues Meer mit den schönsten Fischen, die durch die Korallenriffe schwimmen, das habe ich zum Beispiel in El Nido auf der östlichen Palawan gesehen. Malerisch liegt dieser Ort an einer Bucht, von der aus ich eine Schnorcheltour durch das Inselarchipel gemacht habe.
Das „süße“ Backpacker-Leben
Für das Herumreisen musste man vor allem eines mitbringen; Spontanität. Kein Busticket konnte man im Vorhinein buchen, man musste einfach immer hoffen, dass noch genügend Platz war. Dieser wurde allerdings auch immer beliebig gestreckt. Während einer Busfahrt durfte ich die sogenannten „center seats“ kennenlernen: Plastikstühle, die einfach noch in den Mittelgang gestellt wurden, damit mehr Leute transportiert werden konnten. Die TÜV-Plakette hätten dort mit Sicherheit nicht alle Fahrzeuge bekommen, mit denen wir unterwegs waren, aber es ist glücklicherweise nie etwas passiert.
Wie die gesamten Lebenshaltungskosten war auch das Reisen auf den Philippinen sehr günstig. Für eine achtstündige Busfahrt zahlt man in etwa zehn Euro und der Preis für eine Unterkunft liegt je nach Bekanntheit des Ortes zwischen fünf und zwölf Euro, für Backpacker wirklich ideal. Ein Essen, das egal zu welcher Tageszeit aus Reis mit Hühnchen besteht, bekommt man je nach Qualität des Essens und der Umgebung zwischen eineinhalb und acht Euro. Sehr zu empfehlen sind auch Fisch und Meeresfrüchte, die man dort in üppigen Mengen wirklich günstig bekommt, verglichen zu recht hohen Preisen hier.
Fazit
Trotz all den schönen Dingen musste ich mir immer wieder vor Augen führen, dass die Philippinen ein Entwicklungsland sind, sodass ich bei gewissen Dingen ein wenig Vorsicht walten lassen musste. Für alles muss man zum Beispiel ein bisschen mehr Zeit einplanen und alles, was mit Verwaltung zu tun hat, ist für deutsche Verhältnisse ziemlich unorganisiert. Beispielsweise mussten wir bei unserer Ausreise ganze neun Mal unseren Pass und unser Visum vorzeigen, sogar teilweise bei den gleichen Behörden mehrmals. Allerdings kann man zu zweit eigentlich problemlos alles machen und so hatte ich einen schönen und beeindruckenden Aufenthalt, während dessen ich das Land und viele seiner Facetten kennenlernte.
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