Toxische Beziehungen: Gift für deine Persönlichkeit

Dass uns nicht jeder Mensch in unserem Leben gut tut, wissen wohl die meisten von uns. Trotzdem scheint dieses Bewusstsein manchmal auszusetzen, wenn wir jemanden attraktiv finden oder sogar lieben. Am Ende stehen wir oft da und die Erkenntnis kommt, dass wir uns besser ferngehalten hätten. Doch was bedeutet eine toxische Beziehung eigentlich für unsere Persönlichkeit? Was erleben wir dadurch und welche Folgen kann es haben, wenn wir uns in einer toxischen Beziehung befinden?

Wer schon einmal eine toxische Beziehung hatte, weiß, welche verheerenden Folgen es für die eigene Persönlichkeit haben kann. Vielleicht merkt man den Verfall nicht direkt, aber man merkt ihn immer mehr, je weiter die Beziehung fortschreitet. Mit jedem Tag und mit jedem Streit gibt es eine Kerbe mehr im weichen Holz, das unsere Persönlichkeit ist.

1.Wie eine Achterbahn: Up and down!

Ein klassisches Merkmal für eine toxische Beziehung sind sehr viele Ups und Downs in kurzer Zeit. Wenn dir also Morgens noch die Welt zu Füßen gelegt wurde, wirst du Mittags schon beschimpft und kleingemacht. Diese beiden Zustände wechseln sich sehr häufig ab und haben zur Folge, dass man sich als Partner verwirrt und hin- und hergerissen fühlt. Man ist irritiert und einfach nur glücklich, wenn die unangenehmen Situationen wieder vorbei sind. Anstatt darüber zu sprechen, entscheidet man sich vielleicht eher dazu, es totzuschweigen, um keinen weiteren Ausbruch zu riskieren.

Aber genau damit hat der toxische Partner dann freie Fahrt und auch noch die Zügel in seiner Hand. In den schönen Momenten kommt es hingegen sehr oft zum sogenannten Lovebombing, bei dem es zu übertriebenen und oft auch zu verfrühten Liebesbekundungen kommt und die eine emotionale Verbindung sowie Abhängigkeit begünstigen. Gleichzeit schleicht sich manchmal auch der Gedanke ein, dass die Beziehung ja auch schöne Seiten hätte und dass dieser Mensch sich verändern könnte.

2. Kraft- und Machtlosigkeit

Eine toxische Beziehung ist sehr kräftezehrend und kann dazu führen, dass man sich ausgelaugt und kraftlos fühlt. Wenn man die Achterbahnfahrt der Gefühle und die wechselhafte Persönlichkeit des toxischen Partners bedenkt, erscheint es auch nicht abwegig. Immerhin macht man sich als Partner Sorgen, wenn man unschöne Momente in der Beziehung erlebt und um den Ausgang der Beziehung fürchten muss. Auch sehr verständlich ist es, wenn man nicht mehr das Gefühl hat, die Macht zu haben, etwas zu verändern.

Kein Wunder, denn der Partner hält die Zügel in der Hand und hat nicht selten auch manipuliert, um Kontrolle über die Beziehung zu gewinnen. Denn seien wir mal ehrlich, wenn sich jemand in der Beziehung machtlos fühlt, bedeutet es, dass der zweite Part die Kontrolle behält und diese auch nicht abgeben wird. Leider führt es auch immer mehr dazu, dass man sich nicht wehren kann und die negativen und manipulativen Situationen über sich ergehen lässt, weil man einfach nicht mehr die Kraft hat.

3. Kritik und Schuldgefühle

Ein sehr wirkungsvolles Instrument zur Manipulation oder um sind in der Regel Schuldgefühle oder Verpflichtungen. Durch sie wird der Partner kleingehalten und fühlt sich entweder schuldig oder in der Schuld, etwas tun zu müssen. Wenn auch noch häufige Kritik hinzukommt, wird es immer schwieriger, ein gesundes Selbstbewusstsein zu behalten und die Persönlichkeit vor den Angriffen zu schützen. Es dauert auch nicht mehr lange, bis die damit verbundenen Minderwertigkeitskomplexe einsetzen und die Veränderung der Persönlichkeit bewirken.

Das hat zur Folge, dass wir unsicherer werden, ängstlicher und trauriger. Wir ruhen vielleicht nicht mehr so sehr in uns selbst wie früher und sind insgesamt unausgeglichener und die schlimmste Folge all dieser Gefühle und Zustände ist unsere Abhängigkeit. Irgendwann führt ständige Kritik dazu, dass wir uns nicht mehr liebenswert und auch nicht mehr wertvoll fühlen. Und genau das ist dem toxischen Partner gerade recht, denn er kann jetzt die Abhängigkeit genießen, die sie geschaffen haben. Das gibt dem Partner ein Gefühl der Überlegenheit und der Macht, die eine Selbstbestätigung sowie Kontrolle über die Beziehung verschafft.

4. Abhängigkeit und Kontrolle

Wie bereits erwähnt, ist der toxische Part einer Beziehung häufig ein Narzisst oder hat starke narzisstische Züge was dazu führt, dass er die Abhängigkeit des Partners genießt. Der toxische Partner wird durch das geschwächte Selbstbewusstsein als ein Retter erlebt, der einen trotz der Unzulänglichkeiten und Fehler mag. Der Narzisst hat also selbst die Situation geschaffen, in der er als die einzige Person erlebt wird, die einem wichtig ist. Aus seiner Sicht ein genialer Schachzug und eine Situation in der er oder sie als einziges profitiert. Da aber an einer Beziehung zwei Personen beteiligt sind, ist der andere Partner zwangsläufig der Verlierer auf ganzer Linie.

Es hat verheerende Folgen für die Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl wird vermutlich sehr lange Zeit brauchen um sich davon zu erholen. Dabei ist selbst nach der Beendigung der toxischen Beziehung noch längst nicht alles wieder in Ordnung. Vielmehr ähnelt es einem einzigen Trümmerhaufen, der aufgeräumt und wieder neu sortiert werden muss. Leider führt es nicht selten dazu, dass man sich Bestätigung oder positive Momente in einer neuen Beziehung suchen möchte und gerade dort ist die Gefahr sehr groß, erneut einen toxischen Partner anzuziehen, da diese den geringen Selbstwert als einen einfacheren Weg sehen, um manipulieren zu können.

Es ist im Grunde wie die Hassliebe zur Schokolade: Eine toxische Beziehung ist auf den ersten Blick sehr verlockend und gibt ein vorübergehend ein gutes Gefühl. Aber wir wissen eigentlich genau, dass sie zu viele Kalorien hat und uns nicht gut tut, dass unser Körper vielleicht dadurch leidet und wir vielleicht Bauschmerzen bekommen. Aber die wenigen Sekunden des Genusses der feinen Süße auf der Zunge lassen uns darüber hinwegsehen und sie trotzdem essen. Nach dem Zuckerdelirium wird uns dann vielleicht bewusst, dass es nicht gut war und wir versprechen uns, es nicht wieder zu tun. Und beim nächsten Mal lächelt uns der Rest der Schokolade verführerisch an und wir können wieder nicht widerstehen. Eine neverending toxic Lovestory.