Über vier Wochen waren wir schon unterwegs. Wir hatten nur noch zehn Tage Reisezeit übrig und waren noch nicht bereit, die Reise zu beenden. Glücklicherweise stand Nepal noch auf unserer Liste. Zu Beginn unserer Reiseplanung konnte ich mir unter Nepal nichts vorstellen, doch je mehr ich mich mit dem Land beschäftigte, umso mehr freute ich mich darauf. Als wir unsere Reise antraten, war Nepal zu unserem Favoriten-Ziel geworden und die Vorfreude steigerte sich über die Reise hinweg weiter und weiter.
Ein Unglück kommt selten allein
Erschwert wurde uns der Weg nach Nepal bereits vor unserem Reiseantritt. Unser Flug von Sri Lanka dorthin war zweiteilig, und der zweite Flug wurde zwölf Stunden nach hinten verschoben. Auf dem Weg nach Nepal verbrachten wir also beinahe 18 Stunden am Flughafen von Kuala Lumpur in Malaysia. Wir schliefen wie typische Backpacker auf Bänken und hatten eine überraschend gute Nacht. Einigermaßen fit ging es also in der nächsten Nacht weiter nach Kathmandu.
Dort angekommen, ergab sich auch schon wieder das nächste Problem: Am Visums-Schalter wurde uns mitgeteilt, dass das Visum nicht mit Karte bezahlbar ist. Im Internet und auch über dem Schalter stand jedoch, dass es mit Kreditkarte möglich sei, weswegen wir nicht genug Bargeld bei uns hatten. Nachdem wir dem Herrn am Schalter klarmachten, dass wir kein Bargeld haben, ging es dann plötzlich doch mit Karte. Seltsamerweise funktionierte allerdings unsere Kreditkarte nicht an dem Gerät. Der Geldautomat neben dem Schalter war ebenfalls außer Betrieb. Wir konnten also unser Visum nicht zahlen. Wir kamen nicht nach Nepal rein.
Nach über zwei Tagen Anreisezeit und am Flughafen verbrachten Nächten ist das wirklich so ziemlich das schlimmste Szenario, das eintreffen konnte. Netterweise kümmerte sich aber ein Flughafenangestellter um uns und versuchte, eine Lösung zu finden. Einige Zeit später verließen wir dann den Flughafen von Kathmandu. Ohne unsere Reisepässe und ohne Visum. Die wurden dort hinterlegt und wir sollten sie am nächsten Tag am Flughafen abholen. Ohne Pass in ein fremdes Land in Asien einzureisen, ist wirklich kein sicheres Gefühl. Doch es war bereits mitten in der Nacht und an der Situation konnten wir leider nichts ändern. Denn auch die anderen Geldautomaten am Flughafen waren alle außer Betrieb und wollten uns kein Geld ausgeben. Mit unserem wenigen Bargeld bezahlten wir noch gerade so die Taxifahrt zu unserem Hotel, checkten dort ein und gingen erschöpft und frustriert zu Bett.
Neuer Tag, neues Glück
Am nächsten Tag sah die Welt jedoch schon wieder ganz anders aus. In der Stadt gab es reichlich Geldautomaten, die Kreditkarte funktionierte und wir konnten unsere Reisepässe samt Visa am Flughafen abholen. Sobald wir sie in den Händen hielten, ging es auch schon los mit unserem Sightseeing-Programm. Wir hatten uns zu sehr auf Nepal gefreut, um es uns durch einen blöden Vorfall vermiesen zu lassen. Wir ließen uns also direkt vom Flughafen ins Stadtinnere zur Stupa von Swayambhunath fahren und stiegen die vielen, vielen Stufen hinauf auf den Hügel. Schon auf dem Weg nach oben liefen uns viele kleine und große Affen entgegen und wir freuten uns, dass wir doch noch gut in Nepal angekommen waren. Auf der Spitze des Hügels angekommen, genossen wir den Ausblick über die gesamte Stadt Kathmandus und betrachteten die buddhistischen und hinduistischen Details der Tempelanlage. Und obwohl es nach kurzer Zeit heftig zu regnen anfing, fuhren wir gut gelaunt zurück zum Hotel und waren voller Vorfreude auf die nächsten Tage.
Pokhara
Da uns nur sieben Tage in Nepal blieben, fuhren wir am nächsten Tag direkt weiter in die Stadt Pokhara, die besonders bei Backpackern als beliebtes Trekkinggebiet gilt. Da wir nicht genug Zeit hatten, blieb uns zwar leider keine Zeit zum Wandern, doch den Ort wollte wir uns trotzdem ansehen. Auf der Fahrt dorthin fühlten wir uns bereits wie in einer anderen Welt. 200 Kilometer Entfernung liegen zwischen den zwei Städten, doch mit dem Bus brauchten wir knapp neun Stunden, um ans Ziel zu gelangen. Da der Weg nach Pokhara durch die Berge und um Täler herumführt, ist er eher schmal und besteht nicht wirklich aus befestigten Straßen. Die Aussicht war jedoch so atemberaubend, dass man für kurze Zeit sogar das Wackeln des Busses vergessen konnte. Außerdem bekam man auf der Fahrt einen Einblick ins alltägliche Leben der Menschen, die an den Hügeln wohnen. Mehrfach sah man Familienhäuser, die nur aus aufeinandergelegten Steinen bestanden, ohne Türen, ohne Fenster. Fließend Wasser gibt es dort auch selten, weswegen man immer wieder Menschen sah, die in den nahegelegenen Fluss gingen, um sich dort zu waschen. Was für die Menschen in Nepal ganz selbstverständlich ist, ist für uns etwas ganz Besonderes mitanzusehen. Durch solche Erlebnisse lernt man auch die kleinen Dinge im Leben wieder zu schätzen.
In Pokhara angekommen, nutzten wir die nächsten vier Tage zum Entspannen. Wir schlenderten durch die vielen kleinen Läden an der Hauptstraße und genossen das unglaublich leckere indische Essen, das es dort an jeder Ecke gibt. So schwierig es uns auch fiel, dem asiatischen Essen in den vorherigen Ländern etwas abzugewinnen, umso mehr freuten wir uns nun jeden Tag darauf, Curry oder Butter-Chicken mit dem sehr schmackhaften Naan-Brot zu essen.
Da wir wie gesagt leider keine Trekking-Tour mitmachen konnten, versprachen wir uns, unbedingt in Zukunft noch einmal nach Nepal zu reisen, um das Entgangene nachzuholen. Ganz untätig konnten wir die Stadt jedoch natürlich nicht verlassen. Also beschlossen wir, Paragliding zu machen. Wir suchten uns also eine der vielen Agenturen vor Ort aus und buchten kurzentschlossen einen Ausflug. Am nächsten Tag ging es mit einem leicht mulmigen Gefühl hoch hinaus. Wir fuhren einen der vielen Berge hinauf, die das Tal von Pokhara eingrenzen und flogen mit unseren Tandem-Begleitern über das wunderschöne Tal. Der Ausblick von dort oben, über den Phewa-See, die Stadt und auf die Spitzen des Annapurna-Gebirges, ist unbeschreiblich. Dazu kam noch das Gefühl der puren Freiheit, das man beim Paragliding hat. Ein wirklich tolles Erlebnis. Wir würden es auf jeden Fall sofort wieder machen.
Jede Reise geht einmal zu Ende
Nun blieben uns leider nur noch drei Tage im wunderschönen Nepal. Für uns ging es also wieder zurück nach Kathmandu über die holprige Route durch die Berge und Hügel.
In der Hauptstadt verbrachten wir dann erst einmal einen Tag mit reinem Shopping. Auf unserer sechs Wochen langen Reise hatten wir bisher kaum Souvenirs gekauft, doch das sollte sich hier nun ändern. Wir verbrachten also beinahe einen ganzen Tag damit, nur durch die vielen kleinen Lädchen am Straßenrand in dem Stadtteil Thamel zu schlendern und mit den übereifrigen Verkäufern zu verhandeln. Wir fanden alles, was das Herz begehrt und kauften noch viel mehr, ganz nach dem Sprichwort: „Man ist nur einmal in Nepal“. Obwohl Nepal bereits zu einem unserer Lieblingsländer geworden ist und wir uns sicher waren, dass dies nicht unser letztes Mal im wunderschönen Zuhause der Himalayas sein würde.
Und dann war er auch schon da. Der letzte volle Tag unserer Reise. Diesen nutzten wir jedoch noch einmal in vollen Zügen. Wir machten einen Ausflug nach Bhaktapur, die kleinste Königsstadt des Tals um Kathmandu. Der Ort ist bekannt für seine vielen, alten Tempelanlagen und Bauten. Den Tag verbrachten wir folglich damit, in der geschichtlichen Architektur Nepals zu schwelgen und schlenderten durch die kleinen Straßen Bhaktapurs. Ein wirklich wunderschöner, kleiner Ort und auf jeden Fall einen Ausflug wert.
Am nächsten Tag ging dann auch schon unser Flug zurück nach Deutschland. Wir konnten es nicht fassen, wie schnell die sechs Wochen verflogen waren. Wir hatten viele wunderschöne Orte, herzliche Menschen und andere Religionen und Bräuche kennengelernt, viele Tiefen und umso mehr Höhen durchlebt. Wir hatten aus den schlechten Momenten gelernt und die Schönen in vollen Zügen genossen. Als wir also mit dem Flugzeug nach Hause über die Himalayas flogen und einen letzten Blick auf Nepal warfen, waren wir durch und durch glücklich.
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