Der heilige Nikolaus zählt zu den bekanntesten Heiligen der Kirche: Heute bringt er den Kindern kleine Geschenke und Süßigkeiten. Nikolaus war ein Bischof der frühen Kirche. Seinem Einsatz verdankte eine ganze Familie ihr Überleben. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Die Situation war angespannt, mehr als angespannt. Alles stand auf dem Spiel. Ein Vater hatte drei schöne Töchter und wollte sie verheiraten. Dafür aber war eine Mitgift nötig – und die konnte er nicht aufbringen. Um seiner Not zu entgehen, beschloss der verarmte Vater, seine drei Töchter als Prostituierte zu verkaufen – und so die notwendige Mitgift zu verdienen. Wer weiß, was mit den Töchtern geschehen wäre. So wäre es wohl auch gekommen, wenn der Bischof der Stadt Myra von der Misere nichts mitbekommen hätte. Heimlich warf er mitten in der Nacht drei goldene Kugeln durch das Fenster in das Haus des Mannes und seiner drei Töchter. Das reichte gut für die Mitgift. Die drei jungen Frauen mussten sich nicht prostituieren.
Nikolaus: Retter in der Not
Der Retter in der Not: Nikolaus, Bischof von Myra. Um ihn ranken sich bis heute viele Legenden. So sollen eines Tages drei junge Studenten bei einem Wirt eingekehrt sein. Dieser brachte aus Boshaftigkeit die Männer um und lagerte sie in Pökelfässern, um sein grausames Verbrechen zu vertuschen. Nikolaus erkannte die Tat – und erweckte die Studenten wieder zum Leben. Bis heute kennt jedes Kind vielleicht nicht mehr diese Legenden, dafür aber den heiligen Bischof: Als Nikolaus bringt er bis heute am 6. Dezember, seinem kirchlichen Gedenktag, Geschenke für die Kinder. Dieser Brauch erinnert an die Hilfsbereitschaft des Bischofs und besonders an den Wurf der drei Goldklumpen in das Haus der bedrängten Familie.
Bischof und Konzilsteilnehmer
Nikolaus scheint – gesicherte Erkenntnisse sind heute nur noch schwer zu erlangen – Anfang des vierten Jahrhunderts Bischofs der Stadt Myra gewesen zu sein, die in der heutigen Türkei liegt. 310 fiel er der Christenverfolgung unter dem Kaiser Galerius zum Opfer, überlebte die Folter aber, wenngleich mit sichtlichen Folgen. Auf dem Konzil von Nizäa trat er 325 forsch für die Lehre der Trinität ein, der zu folge Gott einer in drei Personen ist.
Nikolaus und Christkind
Bis heute gibt es nur sehr wenige Heilige, die sich der Bekanntheit des türkischen Bischofs erfreuen können. Über Jahrhunderte hinweg war sein Gedenktag der Tag, an dem Kinder beschenkt wurden – nicht der Weihnachtstag. Das änderte sich erst im Zuge der Reformation. Durch die Konzentration der Reformation auf Jesus Christus und die starke Eindämmung der Heiligenverehrung bekamen Kinder ihre Geschenke nicht mehr vom heiligen Nikolaus, sondern vom Christkind selbst.
Bis heute relevant
Doch auch jenseits von Geschenken bleibt die Botschaft des heiligen Mannes bis heute aktuell: Nikolaus erkannte die Not seiner Mitmenschen und versuchte sie gleichzeitig zu lindern. Diese Haltungen sind bis heute gefragt. Nikolaus ist ein Vorbild dafür, die Augen offenzuhalten und vor fremden Leid nicht zu verschließen.
Schreibe einen Kommentar