Am 6. Dezember wird der heilige Nikolaus gefeiert. Früher war das der große Tag der Bescherung, nicht Weihnachten. Wie es dazu kam, warum es sich geändert hat und was man sonst noch über den heiligen Mann wissen sollte, erklärt Benedikt Bögle.
Das Christentum kennt unzählige Heilige. Gemeint sind Menschen, die ein besonders frommes Leben führten, eine intensive Beziehung zu Gott hatten und dadurch Vorbilder für alle Gläubigen sein können. Die Präsenz dieser Heiligen ist dagegen sehr unterschiedlich. Einige Heilige sind beinahe vollkommen unbekannt, verehrt werden sie fast nur in ihrer Heimatregion. Andere Heilige dagegen kennt jedes Kind. Der heilige Martin ist so einer – in Deutschland finden überall Martinsumzüge statt, in denen an den heiligen Mann erinnert wird. Aber auch der heilige Nikolaus ist allerorten wohl bekannt.
Ein grausamer Mord
Nikolaus war Bischof in Myra, einer Stadt, die in der heutigen Türkei liegt. Über sein Leben gibt es wenige historisch sichere Erkenntnisse. Vermutlich war er in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts Bischof. Daneben ranken sich zahlreiche Legenden um den Heiligen, die das heutige Brauchtum am 6. Dezember, dem Gedenktag von Nikolaus, prägen. Nikolaus wird in diesen Legenden oft als Retter in ausweglosen Situationen dargestellt. Einmal etwa seien drei Studenten auf der Reise von ihrem Gastwirt umgebracht worden. Der Wirt zerstückelte ihre Leichen und legte sie in Salz ein. Dem heiligen Mann blieb das nicht verborgen, er deckte die Morde auf und erweckte die drei Toten wieder zum Leben.
Helfer in einem Familiendrama
Ähnlich hilfreich zeigte sich Nikolaus auch in einem Familiendrama: Ein armer Vater wollte seine drei Töchter verheiraten. Die übliche Mitgift konnte er jedoch nicht bezahlen, selbst aber konnte er auch nicht für die Versorgung der Mädchen aufkommen. Daher wollte der Mann seine Töchter zu Prostituierten machen. So hätte wenigstens der Lebensunterhalt bestritten werden können. Nikolaus wollte das nicht hinnehmen. In drei aufeinanderfolgenden Nächten warf er, so die Legende, je einen großen Goldklumpen in das Haus der Familie. Die drohende Not war abgewendet, die Mädchen mussten sich nicht prostituieren.
Wohl aufgrund dieser Legende gilt Nikolaus bis heute als Geschenkebringer, in vielen Regionen bringt er neben anderen Süßigkeiten auch Äpfel, die an die goldenen Klumpen erinnern sollen. Das Nikolausfest war lange so populär, dass die eigentliche Bescherung nicht am Heiligen Abend stattfand, sondern am Nikolausfest. Erst im Zuge der Reformation und der damit einhergehenden Schwächung der Heiligenverehrung wurden die Geschenke dann an Weihnachten gebracht. Der edle Spender war dann nicht mehr Nikolaus, sondern das Christkind – der kleine, neugeborene Jesus also.
Geschenke und Tadel
Wo man am Nikolaustag noch heute Geschenke bekommt, befragt der heilige Bischof meist die Kinder, ob sie im vergangenen Jahr brav gewesen seien. Das hat seinen Grund. Die katholische Kirche sieht für jeden Tag bestimmte Texte aus der Bibel vor, die in allen Gottesdiensten weltweit gelesen werden sollen. Für den Nikolaustag war das die Erzählung von einem Herrn und mehreren Dienern (Matthäusevangelium 25,14-30). Der Hausherr verreist. Einem Diener gibt er fünf Geldstücke, einem anderen zwei, einem letzten nur ein Geldstück. Alle vermögen, mit dem Geld zu wirtschaften, jeder kann nach der Rückkehr des Herrn mehr Geld zurückgeben, als ihm anvertraut worden war. Nur der letzte Diener nicht: Er hatte Angst, das eine Geldstück zu verlieren. Kurzerhand vergrub er es und konnte folglich dem Herrn nur das wiedergeben, was er bekommen hatte – dafür bestraft ihn der Herr. Im Kern geht es hier um die guten Eigenschaften des Menschen: Man soll seine Talente nicht verstecken und vergraben, sondern versuchen, das Gute zu mehren. Eine Geschichte, die gut zu Nikolaus passt.
Um die Befragung der Kinder eindrücklich zu untermauern, kommen unterschiedliche, eher schlechtgelaunte Wesen dazu, die den heiligen Bischof begleiten. In Bayern ist das Knecht Ruprecht, andernorts bekommen die bösen Wesen andere Namen. Ihre Wurzeln haben sie in sehr alten Bräuchen, die möglicherweise sogar noch aus heidnischen Zeiten stammen. Damit hat das Nikolausfest ältere Bräuche aufgenommen und weiterentwickelt.
Nikolaus und Weihnachtsmann
In jüngerer Zeit werden Nikolaus und Christkind von einer weiteren Persönlichkeit verdrängt: dem Weihnachtsmann. Dessen ursprünglicher Name – Santa Claus – zeigt, woher diese Erfindung stammt: vom heiligen Nikolaus. Dabei werden aber unterschiedliche Gedanken miteinander vermischt. Nikolaus bringt Geschenke am 6. Dezember, das Christkind an Weihnachten. Santa Claus verlegt das Wirken von Nikolaus auf den Weihnachtstag und lässt das Christkind verschwinden. Entgegen einem weit verbreiteten Glauben wurde der Weihnachtsmann in der klassischen roten Aufmachung mit weißem Rauschebart nicht von Coca-Cola erfunden. Der Getränkehersteller hatte aber dennoch so massiv mit der weihnachtlichen Figur geworben, dass sich diese Darstellung weltweit verbreitete.
Auch wenn über den heiligen Nikolaus also kaum etwas gesichert bekannt ist – ein schönes Fest ist es allemal. Es zeigt, dass Brauchtum auch heute noch aktuell sein kann. Wenngleich heute viele Heilige nicht mehr bekannt sind und kaum mehr gefeiert werden: Beim Heiligen Nikolaus halten sich die Legenden fest.
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