Jeder hatte sie schon mal in der Hand: Die Bibel. Aber was steht eigentlich drin im meistverkauften Buch der Welt? Und lohnt es sich für all diejenigen, die sie bis dato nur im Schrank stehen haben, doch mal einen Blick hinein zu werfen? Meine kurze Buchkritik ohne Spoiler.
Wie viele Menschen in Deutschland gehöre auch ich von Geburt an einer christlichen Religionsgemeinschaft an und habe dies lange nicht weiter hinterfragt. Als ich vor zwei Jahren ein Gespräch mit einem Kommilitonen über meinen Glauben führte, fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich über das Hauptwerk des Christentums, die Bibel, wusste. Klar, die Geschichten, die man im Religionsunterricht hört, waren mir bekannt, und auch zu Hause haben wir immer eine Menge über die Bibel geredet – was sicher eher die Ausnahme in deutschen Haushalten ist.
Dennoch merkte ich, dass ich über die Grundlage des christlichen Glaubens nicht besonders informiert war. Meine Unwissenheit begann mich zu stören. Ich wollte mehr erfahren, über die Hintergründe, die Geschichten, den Grundstein meines Glaubens. Somit stellte ich mich der Herausforderung, überwand mich und fing an, die Bibel von vorne bis hinten zu lesen.
Ein Buch, so vielseitig wie ihre Seitenanzahl
Ganz von vorne: Das hieß auch, alle Stammbäume, alle Gesetzestexte, alle Schlachten. Ja, es kam oft vor, dass ich mich wirklich durchkämpfen musste, und nicht selten las ich wochenlang keine Seite. Aber dann tauchten immer wieder Geschichten auf, die ich kannte, und plötzlich verstand ich einiges viel besser, weil ich mir den Zusammenhang erschließen konnte. Ich war fasziniert und wurde in den Bann gezogen. Die Texte bewegten mich, viele auf gute, andere aber auch auf schockierende Art und Weise. Zum Beispiel Gesetze, die in der damaligen Zeit sicher notwendig waren, aber heute zum Glück nicht mehr befolgt werden müssen. Gleichzeitig riesige Schlachten, die die Bibel glatt als Hollywood-Drehbuch hätten durchgehen lassen können. Ich entdeckte so viele Erzählungen, von denen ich noch nie etwas gehört hatte.
Je näher ich dem Neuen Testament kam, desto friedlicher wurde es und das Neue Testament selbst war plötzlich richtig spannend, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Auf einmal las es sich runter, wie eine Sammlung von Kurzgeschichten. Immer wieder stieß ich auf Geschichten, die ich schon kannte, aber jetzt, mit viel mehr Details, neu betrachtete.
Was mich am meisten beeindruckt, sind die Geschichten von Jesus Jüngern und Nachfolgern, die, genau wie er auch, heilten. Es war also nicht nur Jesus, der heilen konnte. Jesus, aber auch seine Jünger, wurden für das Gute, was sie taten, lange verfolgt. Das erinnerte mich beim Lesen an Menschen wie Edward Snowden, die auch heute noch für das Gute was sie tun verfolgt werden. Bekommen Menschen, die eine Lösung für große Probleme aufzeigen und Dinge zum Positiven verändern möchten, nicht oft erstaunlich viel Gegenwind? Menschen, die den Status quo in Frage stellen und nach einer besseren Welt streben?
Hat sich die Zeit gelohnt?
Natürlich kann ich nicht wissen, ob alles so passiert ist wie es in der Bibel steht. Viele Erzählungen hatten in der damaligen Zeit einen lehrenden Charakter, und waren vielleicht selbst nur Geschichten. Dennoch finden sich in diesem Jahrhunderte – ja sogar Jahrtausende – überdauernden Buch, so viele hochaktuelle Weisheiten, dass es sich definitiv lohnt, einen Blick rein zu werfen. Eine Aussage Jesus macht mir gerade jetzt immer wieder Mut: „Wer von Euch kann denn mit seinen Sorgen sein Leben auch nur um einen Augenblick verlängern?“ (Mt. 6:27) Jesus ermutigt uns, darauf zu vertrauen, dass Gott uns versorgt, mit allem was wir wirklich brauchen. Ehrlich gesagt musste ich erst einmal schlucken, als ich das las, aber irgendwie ist doch etwas Wahres dran. Und gerade jetzt, wo viele nicht wissen, wie lange ihre finanziellen Reserven noch reichen und wir auf vieles verzichten müssen, hilft uns dieses Vertrauen, die Zeit zu überstehen.
Ich bin jetzt auf den letzten Seiten der Bibel angekommen und bereue es in keiner Weise, das Buch aufgeschlagen zu haben. Es lässt sich sehr leicht sagen, dass alles nur erfunden, alles nur quatsch sei, wenn man selbst nie in der Bibel gelesen hat. Mich hat es immer wieder sehr zum Nachdenken bewegt und am Ende bin ich mir auch sicher, dass nicht alles nur erfunden ist. Aber das muss letztlich jeder für sich herausfinden. Also bevor Du behauptest, die Bibel sei überholt, unnötig oder gefährlich, schau sie Dir doch mal genauer an. Vielleicht kannst Du ja etwas mitnehmen. Zeit dafür findet sich ja jetzt gerade genug.
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