Angela vom Kreuz wollte ein Leben für Gott und ihre Nächsten führen. Dazu gründete sie in Spanien einen eigenen Orden, der bis heute besteht. Sie folgte dem Aufruf Jesu, den Nächsten zu lieben und sich für ihn einzusetzen. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Angela Maria Guerrero y González hatte kein einfaches Leben: 1846 wurde das Mädchen im spanischen Sevilla als eines von vierzehn Kindern geboren. Die Familie stammte eigentlich vom Land, zog aber im Zuge der Industrialisierung in die Stadt und musste dort unter ärmlichen Bedingungen leben. Früh schon wollte Angela eine Nonne werden und wollte 1865 dem Orden der Karmelitinnen beitreten. Ihr geistlicher Begleiter riet ihr davon ab, sodass Angela vier Jahre später stattdessen den Caritas-Schwestern beitrat. Doch auch dort sollte ihr Ziel, ein Ordensleben zu führen, nicht recht gelingen. Angela war kränklich und musste bald schon den Orden wieder verlassen.
Von der Schuhfabrik in den Orden
Angela arbeitete nun in einer Schuhfabrik. Doch das war nicht alles: In ihrer Freizeit schrieb sie an einem geistlichen Tagebuch und setzte sich für Arme und Bedürftige ein. Dieser Dienst blieb nicht ohne Folgen: 1875 gründete Angela die „Gesellschaft vom Kreuz“; Angela kümmerte sich nun als Ordensschwester mit anderen Frauen um Arme und war in der Krankenpflege aktiv. Derartige Bewegungen gab es im Laufe der Kirchengeschichte, ganz besonders während des 19. Jahrhunderts, immer wieder.
Bewegungen im 19. Jahrhundert
Immer schon waren Klöster auch ein Ort der Krankenpflege. Meist boten Ordensgemeinschaften Wanderern oder Pilgern eine Herberge und versorgten sie dort auch, wenn sie krank waren. Gerade im 19. Jahrhundert mehrten sich aber besonders die Frauenorden, die sich ganz aktiv und bewusst der Pflege von Armen und Kranken widmeten. Oft sorgten sie sich auch um Bildung für weniger wohlhabende Familien – in Deutschland übernahmen das etwa die „Armen Schulschwestern“ oder die „Englischen Fräulein“, die Schulen einrichteten und leiteten.
Nächstenliebe: Zeichen der Heiligkeit
Die Hilfe für Bedürftige ist ein Kernelement des christlichen Glaubens. Jesus selbst spricht in einer Rede über das Weltgericht davon, am Ende des Lebens werde die gelebte Liebe gegenüber den bedürftigen Nächsten entscheidend sein (vgl. Matthäus 25,31-46). Einem Christen kann das Leid der Anderen nicht einfach egal sein. Und so bildeten sich über die Jahrhunderte immer wieder Gemeinschaften und Bewegungen, die ganz aktiv versuchten, das Leid anderer zu lindern. Mit diesem Antrieb lassen sich auch große und bekannte Personen der Geschichte verbinden: Der heilige Martin etwa, der einem Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte oder der heilige Nikolaus, der einem verarmten Mann Äpfel aus Gold schenkte. Andere Heilige taten ihren Dienst an den Kranken unter höchstem persönlichen Einsatz: Der heilige Hieronymus Ämiliani etwa versorgte in Venedig Pestkranke und starb schließlich selbst an der Pandemie.
Auch Angela vom Kreuz und ihre Schwestern waren in Sevilla unterwegs, als dort eine Pockenseuche ausbrach. Das hinderte sie nicht daran, sich um die Kranken zu kümmern. Viele Frauen wollten diesem Vorbild folgen, der Orden breitete sich rasch in Spanien aus. 1932 starb Angela vom Kreuz – der Orden hat sie bis heute überlebt.
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