„Wie, du machst Ballett – das ist doch voll einfach!“, ein sicherlich nicht selten gehörter Satz in meiner Kindheit und Jugend. Heute, nach 13 Jahren Ballettunterricht, habe ich realisiert: Dieses Hobby hat, früher wie heute, einen ungemein hohen Einfluss auf mein alltägliches Leben. Zehn Dinge, die ich durch Ballett gelernt habe.
1. Zeitmanagement
Meine Ballettgruppe führt jährlich zweimal groß auf (im Frühjahr und im Winter) und besonders während meiner Schullaufbahn waren dies auch häufig die Zeiten mit den meisten Klausuren. Daher war ein besonderes Zeitmanagement gefordert: Die Schulbücher wurden einfach mit zu den Proben genommen, die Vokabeln hinter der Bühne gelernt und auch nach anstrengenden Trainingseinheiten wurde sich abends trotzdem noch einmal an den Schreibtisch gesetzt. Was mich auch zum nächsten Punkt führt:
2. Disziplin
Ist im Ballett unausweichlich. Schon von früh an wurde mir diese Tugend beigebracht: „Hier wird nicht gesprochen, jetzt musst du leise sein, mach Platz für die älteren Tänzerinnen!“. Auf den ersten Blick mag dies sehr hart klingen, allerdings ist es für mich der Part, den Ballett eigentlich ausmacht. Und nur durch ein diszipliniertes Verhalten von allen Seiten ist es möglich, eine gelungene Aufführung mit 200 Kindern und Jugendlichen auf die Beine zu stellen. Aber auch ein gepflegtes Äußeres zählt dazu – es gibt nichts Unangenehmeres als in einer Reihe von perfekt gekleideten Mitstreiterinnen zu stehen, wenn die eigene Strumpfhose kaputt ist oder man seine Schuhe vergessen hat.
3. Pünktlichkeit
Genau so unangenehm ist es, mitten in eine schon begonnene Stunde zu platzen, während alle schon konzentriert ihre Aufwärmübungen ausführen. Vom tadelnden Blick der Lehrerin ganz zu schweigen (schlimm ist es natürlich, wenn man jetzt noch die Schuhe vergessen hat!).
4. Immer an sich arbeiten
Das, was mich an Ballett nach all den Jahren noch immer fasziniert, ist, dass man nie auslernt. Vielleicht ist es schon das millionste Mal, dass du ein Plié machst und trotzdem kannst du daran noch arbeiten. Die Beine können generell immer noch etwas mehr gestreckt sein, die Bewegungen eleganter und die Pirouetten besser sein.
5. Geschichten erzählen
Genau wie die Technik gehört auch das Schauspielern zum Ballett – man erzählt Geschichten ohne dabei zu sprechen, man drückt sie durch seinen Körper aus. Und deswegen ist auch der nächste Punkt entscheidend:
6. Bühnenpräsenz
Über die Jahre hinweg lernt man, sich auf der Bühne entsprechend zu präsentieren. Dies wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche aus. Es fällt einem leichter, vor Gruppen zu sprechen oder generell etwas vorzuführen, da man schon Erfahrung gesammelt hat (trotzdem bleibt man natürlich vor jeder Ballettaufführung etwas aufgeregt).
7. Abschalten
Ballett ist für mich der perfekte Weg, um abzuschalten, was meist auch sehr gut funktioniert. Während des Trainings bleibt kaum Zeit, über anderes nachzudenken (außer die kaputte Strumpfhose oder die vergessenen Schuhe), da man zu konzentriert auf seine Bewegungen ist (oder auf die Füße, die von den Spitzenschuhen schmerzen). Und anschließend fühlt man sich herrlich ausgepowert, und vielleicht sogar bereit, sich noch einmal an den Schreibtisch zu setzen.
8. Respekt
Dieser Punkt hängt erneut sehr stark mit dem Aspekt Disziplin zusammen. Respekt gegenüber den Mittänzerinnen, aber auch vor allem gegenüber der Lehrerin wird von klein auf beigebracht. Auch wird zu den älteren Tänzerinnen stets erfürchtig aufgeschaut, mit dem Hintergedanken: „Irgendwann stehe ich auch mal da oben!“.
9. Teamwork
Wenn man sich seit Jahren mehrmals in der Woche sieht, ist es wohl einfacher, mit den Mitstreiterinnen freundlich umzugehen. Spaß beiseite – so ein zeitintensives (und spezielleres) Hobby schweißt natürlich zusammen. Man teilt die gleichen Leiden („Hast du auch schon wieder überall Blasen?“) und die gleichen Freuden nach einer gelungenen Aufführung. Dass man sich gegenseitig hilft, ist somit selbstverständlich.
10. Enttäuschungen verkraften
Vielleicht hat es mit der Wunschrolle nicht geklappt, oder ein Auftritt läuft
weniger gut als erwartet. Aber das ist okay, da solche Erfahrungen gleichzeitig neuen Stoff geben um an sich zu arbeiten – was erneut zu Punkt vier führt.
Und was denkst Du? Gibt es auch Sportarten, die Dich in Deinem Leben wesentlich weiterbringen? Schreib uns und diskutiere mit!
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