Nachdem ich meinen Geburtstag gebürtig gefeiert und mich von meinen beiden Reisepartnerinnen verabschiedet hatte, war ich wieder vollkommen auf mich allein gestellt. Mein Plan war es, einen Farmjob zu finden. Zu der Zeit hatten jedoch leider mehrere Backpacker dieselbe Idee. Nach tagelanger Suche, endete ich deswegen wieder bei einem Job im Country Pub. Für den neuen Job flog ich nach Perth. Dalwallinu, hieß das Ziel meiner Reise. 500 Einwohner. Drei Stunden entfernt von Perth. Mitten im Nirgendwo.
Dalwallinu
Durch meinen Job in Hughenden wusste ich ja bereits einigermaßen, was mich als Barmaid auf dem Land erwarten würde. Nach vier Monaten auf Reise konnte ich mich allerdings nur schwer wieder zur Arbeit motivieren. Mein verbleibendes Budget sprach jedoch eine deutliche Sprache. Wollte ich weiterreisen, musste Geld reinkommen.
Mitte März stieg ich also ins Auto meiner neuen Chefin und wir machten uns auf den Weg nach Dalwallinu. Nachdem sie mir erst einmal erklären musste, wie man den Ortsnamen ausspricht, kamen wir in ein gutes Gespräch. In meinem neuen temporären Zuhause angekommen, sah ich wieder einmal einen der kleinsten Orte überhaupt. Meine Meinung über den kleinen Ort sollte sich aber schnell ändern. Ich lernte Dalwallinu als einen der freundlichsten Orte Australiens kennen. Sofort an meinem ersten Tag fing ich an hinter der Bar zu arbeiten und knüpfte die ersten Kontakte. Alle Leute waren unglaublich offen und nett. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl.
Die nächsten drei Monate verbrachte ich nun hier. Jeden Tag stand ich hinter der Bar und quatschte mit ganz verschiedenen Menschen. Ob Australier, Backpacker, Anwohner oder Durchreisende: Alle waren sie aufgeschlossen und durchlöcherten uns Barmaids mit Fragen über unser Leben und Vorhaben. Neben mir arbeiteten dort zwei weitere deutsche Mädels, Annika und Laura, welche ich bereits mehrmals an verschiedenen Orten in Australien durch Zufall getroffen hatte.
Unsere Tagesgestaltung war zwar eher eintönig, jedoch kam das nach der langen Zeit des Reisens ganz gelegen. Neben der täglichen Arbeit blieb noch genug Zeit, um gefühlte tausend Filme zu schauen und sich ab und zu mal sportlich zu betätigen. Sich zum Mittagessen an der Bar zu treffen, wurde zur Gewohnheit und gleichzeitig der spannendste Teil des Tages.
Obwohl ich in den drei Monaten keinen freien Tag hatte, wurde die Arbeit weder langweilig noch wirklich anstrengend. Es fühlte sich mehr an, als würde ich einfach nur mit Freunden zusammen sitzen und Geschichten austauschen. Viele der Anwohner sind mir in der Zeit richtig ans Herz gewachsen. Auch meine Chefs und die Mädels, die in der Küche arbeiteten, hatten schnell einen Platz in meinem Herzen gefunden. Neben den Anwohnern, die jeden Tag zur gleichen Zeit im Pub vorbeischauten, gab es auch einige Leute die aufgrund ihrer Arbeit nur für kurze Zeit nach Dalwallinu kamen. Als Barmaid lernt man natürlich auch diese Arbeiter schnell kennen und verbringt einige seiner Abendessen mit ihnen. Obwohl sie normalerweise nur wenige Tage im Ort verbrachten, liebte ich es, mit ihnen über Australien und ihr Leben zu sprechen. Durch diese Gespräche habe ich viele neue Eindrücke vom australischen Lebensstil und auch einige Tipps für meine weitere Reise erhalten. Außerdem haben sich durch diese Gespräche einige wirklich gute Freundschaften entwickelt, die mich hoffentlich noch sehr lang begleiten werden.
Als ich in Cairns nach einem Job suchte, ging es mir eigentlich nur darum, viel Geld zu verdienen, um weiterreisen zu können. Drei Monate später fiel es mir jedoch unendlich schwer, Dalwallinu und seine 500 Einwohner zu verlassen. Natürlich freute ich mich wieder aufs Reisen. Doch meine Zeit im Outback war nicht nur Arbeit gewesen. Das Dalwallinu Hotel wurde zu meinem zeitweiligen Zuhause und seine Einwohner zu meiner Familie. Als ich Dalwallinu verließ, tat ich es nur mit einem Gedanken: Ich werde wiederkommen. Ich weiß nicht wann und für wie lange, doch auf jeden Fall war dies nicht mein letztes Mal in Dalwallinu.
Perth
Nach zwölf Wochen im Outback ging es für mich zurück nach Perth. Ich kann euch nicht beschreiben, welch seltsames Gefühl es war, plötzlich wieder in einer Großstadt zu sein und alleine durch die Straßen zu schlendern. Ampeln überforderten mich und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Mag sich lustig anhören, aber an meinem ersten Tag in Perth fühlte ich mich wirklich unwohl. Auch von meinem eigenen Zimmer wieder in ein Hostelzimmer mit fünf anderen Menschen zu wechseln, machte die Situation nicht besser.
Doch so sehr ich Perth anfangs auch ablehnte, meine Einstellung änderte sich. Meine Zimmerpartner waren sehr nett und da Perth die nächste Stadt zu Dalwallinu war, konnte ich auch einige meiner Freunde dort wieder treffen.
Travelmate gesucht
In Dalwallinu hatte ich bereits einen Post auf Facebook gestartet, um Travelmates für die Westküste zu finden. Es war nicht unbedingt einfach, Leute zu finden, die die gleichen Pläne zur passenden Zeit hatten. Nach einigen Tagen meldete sich jedoch Max bei mir. Ein Holländer mit den gleichen Plänen. Da wir uns über Nachrichten auf Anhieb gut verstanden, beschlossen wir die Westküste gemeinsam zu bereisen. Da wir noch Platz in seinem Auto hatten, ließ ich den Facebook-Post aber bestehen und suchte in Perth nach weiteren Travelmates. Neben meinen Erkundungstouren durch Perth und Fremantle, stellte ich also noch Kontakt mit potenziellen Reisepartnern her. Nach wenigen Tagen und vielen Nachrichten war es geschafft. Sobald Max in Perth ankam, trafen wir uns mit Natalie, die unsere Gruppe vervollständigen sollte. Der Abend lief gut und die Chemie passte. Unserer Westküstentour stand nun auch nichts mehr im Wege.
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