An manchen Abenden stehe ich da, schaue hinauf zu den Sternen und fühle mich auf einmal winzig klein. Es ist wie dieser Effekt, von dem Astronauten erzählen – wenn sie die Erde aus dem All sehen und alles plötzlich nichtig erscheint, die Probleme, die Sorgen, das tägliche Chaos. In solchen Momenten wird mir ganz klar, dass mein Leben nur ein winziger Teil in einem riesigen, unfassbaren Universum ist.
Und dann – zack! – holt mich das Hier und Jetzt zurück. „Ach ja, die Wäsche!“ fällt mir ein. Irgendwo zwischen diesen großen Gedanken und dem realen Leben war da ja auch noch die To-Do-Liste. Da steht das Trockene schon im Korb und wartet darauf, zusammengelegt zu werden. Und plötzlich ist da auch dieser Gedanke: Bin ich verrückt? Nicht im Sinne von „durchgedreht“ oder „komisch“, sondern vielleicht wirklich ein wenig „ver-rückt“ – ein Stück weit weggerückt vom Üblichen?
Im nächsten Moment bin ich wieder ganz woanders. Warum denke ich überhaupt über den Sinn meines Lebens nach? Warum hinterfrage ich alles? Meine Herkunft, dieses seltsame Wesen in mir, das manchmal wie ein kleines Kind mit offenen Augen die Welt betrachtet. Warum verspüre ich manchmal diese sonderbare Leere, die sich wie ein riesiger Raum um mich legt? Und warum kommt es mir vor, als wären wir alle irgendwie… verbunden? Wie ein Familienbaum, der sich in alle Richtungen verzweigt und doch denselben Ursprung hat.
Und dann schnappt das Alltägliche wieder zu: Morgen muss ich noch einkaufen. Ein Blick in den Kühlschrank bestätigt es – Milch, Brot, das Übliche. Irgendwie bringt es mich zurück, erdet mich, nimmt mich an die Hand und lässt die großen Fragen leise verschwinden. Es ist, als ob mein Leben sagt: „Ja, träume ruhig – aber vergiss nicht, dass du noch in die Realität zurückkehrst.“
Aber dann, ganz unbemerkt, sind die Fragen wieder da. Ich stelle mir vor, wie auf der anderen Seite der Welt Menschen die gleichen kleinen Dinge erledigen, die gleichen To-Do-Listen abarbeiten und vielleicht ab und zu innehalten, so wie ich jetzt. Ich sehe sie vor mir, wie sie lachen, wie sie den gleichen Staub wegwischen, denselben Himmel betrachten. Und ich frage mich: Ist das alles irgendwie… ein großes Ganzes? Sind wir alle auf dieser seltsamen Reise verbunden, ohne es wirklich zu wissen?
Dann denke ich daran, dass ich noch diese E-Mail beantworten muss. Es ist fast wie ein Spiel – diese ewige Balance zwischen dem, was tief in mir schlummert, und dem, was im Alltag greifbar ist. Die großen Fragen und die kleinen Antworten. Vielleicht bin ich tatsächlich „ver-rückt“, aber auf die bestmögliche Art und Weise.
So stehe ich da – irgendwo zwischen den Sternen und der Einkaufsliste, zwischen Sehnsucht und Staubsauger, zwischen den Höhen der Träume und den Erfordernissen des Alltags. Und ich frage mich, ob wir nicht alle auf diese Art ein wenig ver-rückt sind, wenn wir uns die Freiheit nehmen, in die Sterne zu schauen und dann zurückzukehren, um die Wäsche aufzuhängen.
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