Eine Mischung aus Instagram, Twitter, Facebook und Pinterest verspricht die neue Social App Vero zu sein. Ohne Werbung und Algorithmen und mit gezielten Privatsphäre-Einstellungen für die eigenen Inhalte. Doch was kann die App wirklich? Ernsthafter Konkurrent oder nur kurzer Hype?

Vero steht für Wahrheit und dies untermauert auch der Slogan „True Social“, der momentan sehr gehypten App. Seit 2015 existiert diese im App-Store und erreichte in den vergangenen Tagen in Deutschland viel Aufmerksamkeit.
Die App soll das neue Instagram werden: mehr Inhalte, mehr Möglichkeiten, mehr Dinge, die mich wirklich interessieren, dafür keine Werbung und auch keinen Algorithmus, der verhindert, dass man gewünschte Inhalte nicht mehr angezeigt bekommt.
Neben den Fotos, die man teilt, kann jeder User auch Bücher, Orte, Filme, Serien und viel mehr teilen und so auch Empfehlungen aussprechen. So kann jeder User Postings und auch eigene Bibliotheken erstellen sowie empfohlene Dinge direkt kaufen, ohne die App verlassen zu müssen.
Das Gesicht hinter der App ist der libanesische Milliardär Ayman Hariri, der nach seinem Studium eine Internetsicherheitsfirma gründete und zugleich bei dem Bauunternehmen Saudi Ogar in Saudi-Arabien beschäftigt war, welches 2017 zumachte. Zuvor waren Korruptionsvorwürfe gegen Saudi-Ogar aufgekommen und das Unternehmen hatte über einen längeren Zeitraum seine Mitarbeiter nicht bezahlt.
Wer kann welche Inhalte sehen?
Ähnlich wie bei Facebook kann man nun unterschiedliche Personengruppen von engen Freunden bis hin zu Followern zusammenstellen und einstellen, wer welches Posting zu Gesicht bekommt, dies erinnert auch an die ausgewählten Personenkreise bei Google. So kann man beispielsweise einstellen, dass die Familienfotos nur der engste Freundeskreis sieht und Fotos des nächsten Städtetrips alle Bekannten und auch Follower. So kann man Personen, mit denen man eigentlich nur flüchtig befreundet ist, in eine Liste packen und diese von sehr persönlichen Postings einfach ausschließen. Dies ist sicherlich zu Beginn ein bisschen Hin- und Hergeschiebe in den Freundeslisten, hat jedoch einige Vorteile, sobald etwas System dahinter steht.
Kein Algorithmus – keine Werbung
Vero schaltet keine Werbung, dadurch muss die App auch nicht herausfinden, was mich angeblich interessiert und auch keine Inhalte filtern. Die Inhalte bei Vero werden in chronologischer Reihenfolge angezeigt und diese Einstellung stellt eine Lösung für den nervigen Instagram-Algorithmus dar. Die Missgunst über diesen ist gerade unter Influencern in letzter Zeit sehr groß geworden, da dadurch die eigentlich gewohnte Reichweite nicht mehr gewährleistet werden konnte. Vero scheint dies zu umgehen, da dem User nun die Beiträge angezeigt werden, die man auch wirklich sehen möchte. Durch den Wegfall des Algorithmus wird dem User alles angezeigt, was jemand gepostet oder geteilt hat, nicht nur das Gefilterte. Und da Werbung auf Vero nicht erlaubt ist – zumindest nach jetzigem Stand – bleibt Firmen und Unternehmen nur noch die Werbung durch Influencer.
Ob die App selbst bereits auf Influencer Marketing gesetzt hat, da viele sich bereits bei Vero ein Profil erstellt haben und dieses bei Instagram posten und um Follower in der anderen App bitten, ist ungewiss. Firmen können sich jedoch bei Vero auch eigene Accounts erstellen und über Vero direkt ihre Produkte verkaufen. Das geht einfach über einen Klick, ohne die App zu verlassen. Bezahlinformationen und Lieferadresse kann man direkt in seinem Vero-Profil hinterlegen.
How to get it?
Die App gibt es für IOS und Android, für Android ist jedoch momentan nur eine Beta-Variante vorhanden. Die Nutzung ist zurzeit noch kostenlos, jedoch soll die App eine Bezahlung ab einer Million Nutzer einführen. Wie hoch die Kosten sind, steht noch nicht fest. Es könnte auch eine Marketingstrategie sein, um in kurzer Zeit viele Follower zu gewinnen. Wer sich also anmelden möchte, um Vero einmal selbst auszuprobieren, benötigt eine E-Mailadresse und eine gültige Telefonnummer. Der Code, um sich bei der App anzumelden, wird dann per SMS oder Anruf zugestellt, eine Anmeldung ohne Telefonnummer ist nicht möglich. Seinen richtigen Namen muss man jedoch nicht angeben, es reicht, wie von Instagram gewohnt, eine Art Nickname. Für wen die App dann doch nichts ist, kann sein Konto auch ganz einfach in den Einstellungen wieder löschen. Da sich zurzeit aber sehr viele Nutzer neu anmelden, hat die App Ladeschwierigkeiten und auch bei der Registrierung kann es zu Problemen kommen.
Die Idee, die Funktionen von vielen bisherigen sozialen Netzwerken miteinander zu verbinden, scheint verlockend. Ob es tatsächlich eine echte Alternative für Instagram ist oder wie dem Whatsapp-Konkurrent Telegram eine untergeordnete Koexistenz vorbehalten ist, bleibt abzuwarten. Doch gerade das Modell, dass es nur für die erste Million Nutzer kostenlos ist, könnte dem Hype schon zu Beginn den Todesstoß versetzen, bevor sich das „neue Instagram“ überhaupt etabliert hat, obwohl das Grundkonzept durchaus Potenzial aufweist.
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