Jede Beziehung hat ihre eigenen Dynamiken und es ist nicht immer einfach zu entscheiden, was normal ist und was nicht. Toxische Beziehungen sind zu einem großen Thema geworden und sensibilisieren uns dafür, wenn es um eine (un)glückliche Partnerschaft geht. Liebe gehört in die meisten Beziehungen als Hauptbestandteil, darüber sind wir uns einig. Aber was, wenn Liebe allein die Beziehung nicht retten kann? Wie erkennen wir, dass uns eine Beziehung zerstört und wie können wir uns davor schützen?
Beziehungen gehören zu den wertvollsten Erfahrungen in unserem Leben und dort sind wir auch oft am verletzlichsten. Es ist nicht immer leicht, die gesellschaftlichen Tabus zu ignorieren und darüber zu sprechen, welche negativen Seite eine Beziehung hat, deswegen verstecken sich viele hinter einer Fassade, die die Wirklichkeit zumindest für andere unsichtbar machen soll. Viele verlieren sich sogar so sehr darin, dass sie anfangen, daran zu glauben, dass ihre Beziehung gar nicht unglücklich wäre. Dazu gehört es leider auch häufig, dass der Partner toxische Züge hat und Zweifel an der eigenen Realität verursacht.
Was genau ist eine toxische Beziehung?
Bei einem Begriff, der so häufig verwendet wird, ist es gar nicht so einfach zu sagen, was konkret toxisch ist. Es ist sehr schwer zu sagen, denn die Grenzen sind verschwommen, es ist also sinnvoller, von toxischen Verhaltensweisen zu sprechen. Denn eine Beziehung oder eine Parson sind selten ‚nur‘ toxisch. Meistens sind es vielmehr die Verhaltensweisen und die Handlungen. Ein untrügerisches Zeichen ist es immer, wenn uns eine Beziehung nicht guttut, wenn sie uns kaputtmacht, wenn wir dadurch schwächer, anstatt stärker werden.
Eine Beziehung sollte für uns ein Safe Space sein, unser Hola, ein Ort, wo wir geliebt und akzeptiert werden, wo wir vertrauen und uns fallenlassen können, wo wir alle gesellschaftlichen Masken fallen lassen. Toxisches Verhalten in einer Beziehung ist zum Beispiel die Achterbahn; es gibt viele Hochs und Tiefs, die sich blitzschnell abwechseln können. Dadurch werden starke und intensive Gefühle generiert, die zusätzlich von Verlustängsten vorangetrieben werden. Ebenso ist das Gefühl, niemals gut genug sein zu können und ständige Kritik ein Anzeichen dafür, dass die Beziehung toxisch sein könnte. Genauso geht es sogar bis zu einer gezielten Verunsicherung vom Partner, die die Selbstsicherheit untergraben und abhängig machen soll.
Alle glücklichen Beziehungen gleichen einander, doch jede toxische Beziehung ist auf ihre Weise toxisch?
Es ist leider nicht ganz so einfach wie bei Leo Tolstois berühmtem Satz. Tatsächlich ist jede Beziehung, ob glücklich oder unglücklich, gänzlich einzigartig. Es gibt jedoch Muster, die in glücklichen Beziehungen vorkommen und Muster, die in toxischen Beziehungen oft vorkommen und diese könnten nicht unterschiedlicher sein. Toxische Muster sind dann präsent, wenn sie als Ziel Verunsicherung und Abhängigkeit zum Ziel haben. In einer glücklichen Beziehung tritt an diese Stellen Sicherheit und auch ein gewisser Grad an Unabhängigkeit und natürlich Vertrauen. Das fehlt in einer toxischen Beziehung oft ganz.
In den Anfangsphasen könnten sich toxische Verhaltensmuster durchaus als glücklich und euphorisch verkleiden: Der/die Partner/in wird zum einzigen und ewigen Partner auserkoren, es gibt übermäßig viele Liebesbekundungen und Aufmerksamkeiten und all das geht rasant. Normalerweise würden wir skeptisch werden und uns fragen, wie man so etwas nach nur einigen Wochen behaupten kann, aber bei Liebesangelegenheiten schaltet sich unser Verstand nicht so oft ein. Im Rückblick jedoch sehen wir dieses Verhalten uns fragen uns, warum es uns nicht früher aufgefallen ist.
Manipulation ist eines der besten Werkzeuge in toxischen Beziehungen
Gerade in Beziehungen kann Manipulation oft vorkommen, weil wir in der Regel unseren Partnern vertrauen. Abgesehen davon, dass Manipulation grundsätzlich kein Mittel in Beziehungen sein sollte, ist diese bei toxischem Verhalten besonders verheerend. Gaslighting ist ein gutes Beispiel dafür, welche Auswirkungen es für uns haben kann: Hierbei wird die Realität so weit verdreht, dass der/die Partner/in beginnt, an sich selbst und der eigenen Wahrnehmung/Realität zu zweifeln. Oft endet es damit, dass man nicht mehr weiß, was wahr und was falsch ist.
Dadurch wird man umso abhängiger vom Partner und seinen Sichtweisen, tragischerweise merkt man es oft erst, wenn es schon zu spät ist. Folgen sind ein geschwächtes Selbstwertgefühl, Vertrauensprobleme und Unsicherheit. Leider können aber auch diese Eigenschaften ein Kriterium sein, dass uns grundsätzlich anfälliger für toxische Beziehungen macht. Jemanden mit einem gesunden Selbstwertgefühl würde eine toxische Person nicht auserwählen, denn sie ruhen zu sehr in sich selbst. Haben wir jedoch Komplexe oder fühlen uns unsicher, hat es eine toxische Person leichter, Kontrolle über uns zu erlangen.
Die Schuldfrage
Auch allseits präsent unter den toxischen Verhaltensweisen ist Schuld als Manipulationswerkezug. Schuld ist besonders machtvoll, da sie uns gefügig und unsicher macht. Schuld ist seit jeher eine Möglichkeit, jemanden zu unterdrücken und ihn zu kontrollieren. Wenn Schuld immer wieder zu einem präsenten Thema wird, dann stehen die Chancen hoch, dass toxische Verhaltensweisen vorhanden sind. Ganz egal, was man tut oder nicht tut, in einer toxischen Beziehung ist man immer schuld, selbst für Dinge, die der toxische Partner getan hat – zumindest vermittelt er/sie es uns permanent so.
Als Ziel steht hier die Kontrolle über den/die Partner/in, die totale Abhängigkeit und die Verschiebung der Grenzen. Wenn wir keine Grenzen mehr haben oder sie nicht mehr setzen können, sind wir schutz- und machtlos und das ist für den toxischen Partner gut, damit stehen wir in seiner Gewalt.
Das Gefühlschaos
Wie bereits erwähnt kann die (oft erzwungene) Achterbahnfahrt der Gefühle sehr großen Einfluss haben. Durch die Angst, den/die Partner/in zu verlieren, durch die Nähe und die Distanz, die daraufhin folgt, wirkt es wie eine Droge. Es vermittelt uns eine falsche Intensität der Gefühle und macht süchtig. Deswegen fühlen sich viele auch zu toxischen Personen so hingezogen und können danach eine ‚gesunde‘ Beziehung als nicht gefühlsintensiv empfingen. Problematisch ist jedoch, dass diese extrem starken Gefühle manipuliert sind. Sie sind zwar als Reaktion echt, aber ihre Ursache ist es nicht. Durch das Verhalten sichert sich die toxische Person genau diese Gefühle und verursacht emotionale Abhängigkeit.
Das macht es immer schwieriger, diese Beziehung zu hinterfragen oder sie sogar zu beenden und den Teufelskreis zu verlassen.
Wie können wir uns davor schützen?
Bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, können wir uns am besten vor toxischen Partnern und Verhaltensweisen schützen, indem wir unser Selbstwertgefühl so weit wie möglich stärken. Es ist dazusagen unsere Immunität, die wir aufbauen müssen. Es gab und wird immer toxische Personen geben, die es versuchen werden, unsere Aufgabe besteht jedoch darin, sie nicht in unser Leben zu lassen und von Anfang an die potenziell toxischen Verhaltensweisen zu identifizieren und uns zu schützen. Wir können selbst reflektieren und erkennen, worin toxisches Verhalten besteht und wie wir diese Menschen am besten von uns fernhalten.
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