Passau ist ein kleines Städtchen am äußersten Rande Niederbayerns und auch wenn man die Deutschlandkarte betrachtet, kann man die Kreisstadt durchaus als abgelegen bezeichnen. Viele Deutsche verbinden Passau hauptsächlich mit schlimmen Hochwassern. Aufgrund seiner Lage an drei Flüssen ist die Gefahr in der Passauer Altstadt allgegenwärtig. Im Sommer 2013 wurde Passau richtig hart vom Hochwasser getroffen: beinahe die komplette Altstadt stand unter Wasser. Doch bei normalen Pegelständen ist Passau eine schmucke Kleinstadt mit einer sehr hohen Lebensqualität
Malerische Altstadt zwischen Donau und Inn
In der hübschen Altstadt kann man viele kleine und große Sehenswürdigkeiten entdecken. Die schmale Landzunge zwischen Donau und Inn beherbergt unter anderem den Passauer Dom mit der weltgrößten Kirchenorgel, den Residenzplatz mit einem schönen barocken Brunnen sowie viele kleine Gässchen und schmucke Häuser. Am sogenannten Ortsspitz fließen Donau und Inn zusammen, die Ilz mündet ein paar Meter zuvor schon in die Donau. Dieses Szenario ist weltweit einzigartig, nirgendwo anders vereinen sich drei Flüsse zu einem großen Strom.
Die Altstadt von Passau wird von zwei Bergen eingerahmt. Am Donauufer erhebt sich der Oberhausberg, auf dem sich mit der Veste Oberhaus eine sehenswerte Festungsanlage befindet. Von diesem Berg bietet sich ein malerischer Ausblick auf die Passauer Altstadt. Direkt gegenüber liegt der Mariahilfberg, auf dem sich ein geschichtsträchtiges Wallfahrtskloster befindet.
Passau – Stadt der Studenten
Seit den 1970er Jahren gibt es in Passau eine allgemeine Universität, davor konnte man dort lediglich katholische Theologie studieren. Mittlerweile bietet die Uni ein breites Spektrum an Studiengängen– Schwerpunkte liegen auf Geisteswissenschaften und der Kultur, der Informatik und Mathematik sowie den Rechtswissenschaften.
Die Anzahl der Studenten ist in den letzten Jahren stark angestiegen, aktuell sind über 12.000 in Passau eingeschrieben. Das sorgt insgesamt für ein sehr studentisches Flair in der gesamten Stadt. Zahlreiche gemütliche Kneipen, kleine Clubs und urige Gaststätten prägen das Stadtbild mit. Da der Anteil der Studenten an der gesamten Einwohnerzahl relativ hoch ist und der Stadtkern nicht sehr groß ist, trifft man in Passau als Student ständig bekannte Gesichter. Für einige, die die Anonymität einer Großstadt gewohnt sind, ist das anfangs sehr ungewohnt und vielleicht auch unangenehm, doch ich finde es schön, überall wieder bekannte Leute zu treffen.
Die Universität gewann vor einigen Jahren den Preis für den schönsten Campus in Deutschland und das nicht zu Unrecht. Der Campus liegt direkt am malerischen Innufer und moderne Gebäude sorgen für echte Wohlfühlatmosphäre. Der beliebteste Hotspot im Sommer ist die “Innwiese”, eine große Rasenfläche direkt an der Universität. An lauen Sommerabenden wimmelt es hier von Studenten, die sich beim Grillen und einem Bier von aufreibenden Sessions in der Bibliothek erholen.
Lange Zeit gingen sich die Passauer Studenten und die Ortsansässigen mehr oder weniger aus dem Weg und lebten nebeneinander her. Die Studenten waren für die Einheimischen einerseits Segen, weil sie für Leben in der Stadt sorgten und eine große Käuferschicht für die Geschäfte und Lokale darstellen. Andererseits waren die Studenten auch Belastung für die Passauer, sie sorgten unter anderem für steigenden Wohnungspreise und wurden gerne als lärmende und trinkende Meute gesehen. Im Zuge der Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Hochwasser im Jahr 2013 zeigten die Studenten, dass sie sich auch nicht zu schade sind, in Gummistiefel zu steigen und mit der Schaufel Müll und Schlamm zu beseitigen. Seitdem hat sich das Verhältnis von Studenten und Einheimischen spürbar verbessert.
Tor zum Bayerischen Wald
Von Passau aus ist es gar nicht weit in den Bayerischen Wald. In wenigen Autominuten kann man sich in die erholsame Gegend aufmachen und die Landschaften erkunden. Der Bayerische Wald ist ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger und auch Skifahrer kommen voll auf ihre Kosten. Auch nach Österreich und Tschechien ist es nicht weit, beispielsweise bieten sich Tagesausflüge nach Linz oder Budweis an.
Bunte Mischung aus Einheimischen, Studenten und Touristen
In den letzten Jahren sind die Tourismuszahlen in Passau merklich angestiegen. Vor allem die Donauschifffahrten sind immer begehrter. Ein Pflichtstopp der Reedereien auf ihrem Weg nach Wien und weiter ist immer Passau. Besonders in der Hauptsaison drängeln sich viele Touristen durch die schmalen Gässchen und verhelfen den kleinen Läden zu guten Umsätzen. Briten hört man von „lovely places“ sprechen und Touristen aus den USA verstehen nicht, dass es noch Läden gibt, in denen man nicht mit Kreditkarte zahlen kann. Gerade die bunte Mischung aus Einheimischen, Studenten aus ganz Deutschland und internationalen Touristen macht Passau zu einer äußerst lebendigen Stadt, die für mich zu einer zweiten Heimat geworden ist.
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