Das 36. Malteser Sommerlager im Kloster Ettal geht zu Ende. Eine Woche lebten junge Erwachsene aus der halben Welt vor, wie Inklusion gelingen kann. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Eine aufregende Woche für die Gäste des Maltacamps geht zu Ende: Sieben Tage lang konnten sie miteinander Zeit verbringen, Ausflüge nach Herrenchiemsee und München genießen, Raften oder Paragliden, Indoor-Sky-Diven oder klettern. Das Malteser Sommerlager in Kloster Ettal war ein Erfolg. Menschen mit und ohne Behinderung verbrachten eine Woche gemeinsam Urlaub. Dabei hatten sie nicht nur Spaß, sondern konnten auch ein Zeichen gelebter Inklusion setzen. Sie leben vor, wie Menschen miteinander Freundschaft schließen, ohne Rücksicht auf Herkunft, Alter oder Handicap.
Beste Erfahrungen mit dem Maltacamp
Justus Eberl war nun schon zum vierten Mal beim Maltacamp. Er leitet das Team aus Deutschland und ist vom Konzept der Ferienfreizeit vollkommen überzeugt. Die Länderteams suchen sich die Gäste zusammen. Gemeinsam mit Helfern fahren sie dann zum Camp. Aus Gast und Helfer wird innerhalb einer Woche ein Team, das aufeinander achtet und füreinander da ist. Es braucht manchmal ein paar Tage, bis sich die neue Kombination einspielen kann.
Bisher hat das aber immer geklappt: „Denn menschliche Zuneigung funktioniert einfach immer“, sagt Eberl. Zum deutschen Team gehörte auch Constanze Schmidt. Sie war zum zweiten Mal als Helferin dabei. „Zuerst dachte ich, das sei hier eine kleine Veranstaltung. Das war dann aber ganz anders.“ Tatsächlich ist das Maltacamp mit rund 500 Teilnehmern nach dem Stand der Organisatoren das weltweit größte Ferienlager für Menschen mit und ohne Behinderung.
Professionelle Organisation erforderlich
Die große Teilnehmerzahl verlangt nach einer minutiösen und vor allem professionellen Organisation. Das beginnt bei der Suche nach einem Caterer, der 1.500 Mahlzeiten täglich auf den Tisch bringen kann, und geht bis zu Nachtschichten für Teilnehmer, die durch das Haus patrouillieren, um möglicherweise ausbrechende Brände schnell zu entdecken. Auch wenn es eine anstrengende Woche ist, freuen sich die Helfer über ein ganz besonderes Erlebnis. „Ich fand es schon letztes Jahr so klasse, dass ich diesmal wieder mit dabei sein wollte“, sagt Constanze Schmidt.
Menschliche Nähe wird auf dem Camp gelebt
Ihr Gast für die Woche in Oberbayern war Milena Velkovska. Sie kommt aus Bulgarien und wollte unbedingt beim Maltacamp dabei sein. Aus ihrem Heimatland kam allerdings kein eigenes Team – kurzerhand konnte Velkovska daher bei den Deutschen mitfahren, deren Sprache sie fließend beherrscht. „Es war mein erster Besuch auf einem Maltacamp. Am meisten hat mir das Motto der Malteser gefallen: ,Weil Nähe zählt.‘ Das wird hier wirklich vorgelebt, das ist sehr toll.“ Ein paar Tage brauchten die beiden schon, um sich aufeinander einzustellen und ein eingespieltes Team zu werden. Milena braucht ein wenig Hilfe beim Gehen, Constanze stand die Woche an ihrer Seite.
„Wir passen hier aufeinander auf“
Der große Vorteil des Maltacamps: Menschen mit und ohne Behinderung können miteinander Kontakte knüpfen. Constanze Schmidt fand besonders die beinahe jeden Abend stattfindende Disconacht super: Menschen mit und ohne Handicap tanzen ausgelassen miteinander, nehmen aber auch ständig Rücksicht aufeinander: „Alle passen hier aufeinander auf“, sagt Constanze Schmidt.
Die Organisatorin Amelie von Aulock beschreibt das Ziel des Maltcamps so: „Uns ist es wichtig, mit dem Maltacamp zu zeigen, wie Inklusion funktionieren kann. Wir wollen die Blickrichtung des öffentlichen Diskurses ändern und zeigen, welche Vielfalt an Dingen mit Menschen mit Behinderung möglich sind – und das vermeintlich Unmögliche möglich machen. Wir möchten ihnen einen Platz in der Gesellschaft geben, an dem ihnen auf Augenhöhe begegnet wird.“ Und tatsächlich: Das ist gelungen. Alleine der große Zug der Teilnehmer durch die Münchner Innenstadt zeigte, wie gut junge Menschen eine schöne Zeit miteinander verbringen können – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Behinderung. Menschen mit Behinderung konnten ohne Probleme an den Aktivitäten der Woche teilnehmen. Rollstuhlfahrer etwa können ohne Weiteres Raften und sogar Gleitschirmfliegen. Sobald man sich darauf einstellt und die Perspektive von Menschen mit Behinderung berücksichtigt, ist es möglich – man muss es nur wollen.
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