Die Gedanken kreisen wieder. Was könnte ich sagen oder machen, dass der andere sich geliebt und angenommen fühlt? Was habe ich falsch gemacht? Was könnte ich besser machen? Wie komme ich möglichst gut rüber? Oder sollte ich es am besten gleich sein lassen… Schließlich möchte ich ja auch nicht verletzt werden?! Doch anstatt sich viele Gedanken zu machen, sollten wir vielleicht manchmal einfach schweigen und stattdessen…
1. Authentisch sein
Viel zu oft machen wir uns Gedanken darüber, wie man besser rüberkommen könnte. Wie man dem anderen besser zeigen könnte, dass man ihn gerne hat und er einem wichtig ist. Das kann doch gar nicht schlecht sein, oder doch? Nun, das Problem bei der ganzen Sache ist, dass wir vor lauter Gedanken oft ganz vergessen, wir selbst zu sein. Echt zu sein. Am liebsten präsentieren wir uns einander wie bei einer Jobbewerbung. Man zeigt möglichst nur die allerbesten Seiten und eventuell die Schwächen, die ja eigentlich auch positiv gewertet werden könnten.
Nicht, dass es schlecht ist, sich gelegentlich Gedanken darüber zu machen, wie man dem anderen eine Freude bereiten könnte. Oder wenn mal schlechte Stimmung herrscht, sich vielleicht zu überlegen, ob man eventuell dazu beigetragen haben könnte (noch besser wäre es natürlich, wenn man in jeglicher Beziehung einfach offen sagen würde was los ist, anstatt zu schmollen…) aber im Großen und Ganzen läuft etwas in der Beziehung verkehrt, wenn man sich ständig den Kopf über alles zerbrechen muss.
Das macht man meistens in der Anfangsphase (was ein Stück weit normal ist), aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, in dem man einfach seine Masken ablegt und echt sein kann – und wenn man dann dafür verlassen oder nicht angenommen wird, dann wurde man auch nie wirklich geliebt. Sich aus Verlustangst heraus zu verstellen und zu verbiegen, ist keine Dauerlösung, denn so entsteht das Gefühl, dass man es nicht ernst meint und eher spielt.
2. Anwesend sein
Also anstatt sich zahlreiche Gedanken zu machen, sollte man in erster Linie einfach anwesend sein. Anwesend, wenn der andere gute, aber auch, wenn der andere schlechte Momente hat. Daran erkennt man besonders, dass man es ehrlich meint. Die vielen Beziehungsratgeber, egal ob für Eltern, Partnerschaft oder Sonstige, können manchmal hilfreich und anregend sein, aber was bringen diese im Endeffekt, wenn man nicht in erster Linie anwesend ist? Die gemeinsame Zeit ist deshalb eines der allerwichtigsten Dinge.
Ein Kind wird sich, wenn es erwachsen ist, nicht unbedingt an all die Fehler erinnern (das heißt nicht, dass man nicht sein Bestes geben sollte), aber sehr wohl daran, wenn die Eltern nicht anwesend waren. In jeder anderen Beziehung ist es auch so. Was bringt es mir, wenn mein Partner sich tausend Gedanken macht, aber wenig für mich da ist? Woher soll ich dann wissen, dass ich ihm wichtig bin?!
3. Zuhören, statt die richtigen Worte zu sprechen
Wenn sich jemand öffnet und einem etwas mitteilt, denken wir uns sofort, was soll ich jetzt sagen? Was soll ich raten? Manchmal kann man zu 100 Prozent mitfühlen und deshalb sofort die richtigen Worte finden, aber oft weiß man gar nicht so recht, wie man helfen kann.
Muss man auch nicht, denn wenn man sich öffnet, will man in erster Linie eines: Dass einem zugehört wird und man dann vielleicht in den Arm genommen wird oder einfach das Gefühl hat, der andere ist genau jetzt für mich da und hört interessiert zu. Man erwartet gar nicht perfekte Worte und Ratschläge, sondern Aufmerksamkeit. Also anstatt große Worte zu sprechen, sollte man eher zuhören und aufmerksam sein (nicht ignorant).
4. Mitteilen statt schweigen
Wir Menschen sind wirklich äußerst einzigartig und unterschiedlich, deshalb sollten wir uns auch nicht ständig darüber wundern, dass es oftmals zu Missverständnissen und Unklarheiten kommt. Es wird einfach oft etwas falsch verstanden oder anders interpretiert, ohne dass der andere es merkt oder eine böse Absicht hegt.
Deshalb wird es der andere auch nicht erahnen können, was einen gestört hat, wenn man es nicht klar sagt. Zu hoffen, dass der andere früher oder später selbst darauf kommt, führt zu schlechter Stimmung und ist einfach destruktiv für eine Beziehung. Die Unklarheiten und Verletzungen stapeln sich, bis es einem irgendwann zu viel wird und man entweder explodiert oder sich immer mehr zurückzieht. Stattdessen wäre es doch viel einfacher zu sagen, was man sich wünscht und denkt, oder wieso man verwirrt/verletzt ist (auch wenn es anfangs nicht so leicht erscheint). Auch hier gilt es: niemand braucht perfekte Worte, sondern Klarheit und Vertrauen.
5. Auch dann bleiben, wenn es schwierig ist…
Wer auch immer mal ursprünglich den Spruch erfunden hat „Willst du gelten, mach dich selten“ würde ich gerne sagen, dass das ein absoluter Schwachsinn ist. Es ist weder hilfreich in der Kennenlernphase noch in sonst irgendeiner zwischenmenschlichen Beziehungsstufe! Ja, jeder tendiert dazu, wegzulaufen, wenn es schwierig wird oder man unsicher ist, aber die schlechte Nachricht ist, dass einen die Probleme verfolgen, solange man sie nicht löst.
Wenn man unsicher ist und nicht weiß was man tun sollte, sollte man es stattdessen einfach zugeben und darüber sprechen, denn garantiert geht es dem anderen ohnehin auch so. Sollte sich der andere aber nicht dafür interessieren, dann kann man natürlich gehen – aber nicht ohne vorher alles versucht zu haben! Dann wird man sich später auch nie Vorwürfe machen, wie: „Hätte ich doch nur das oder jenes gesagt/getan, dann…“
6. Offen sein
Mit einer Einstellung, wie „ich werde eh verletzt“ oder „mal sehen, ob es sich lohnt“, kann man jegliche Beziehung auch gleich sein lassen und erspart sich und dem anderen obendrein viel Zeit und Ärger. Wird es weh tun? Ganz sicher JA, denn es gibt keine einzige Beziehung in der man niemals verletzt wird. Egal, wie perfekt es läuft, es wird auch Momente geben, die weh tun.
Wenn man aber der Liebe wirklich eine Chance geben will, dann muss man offen sein. Nicht, dass man sich nicht erst einmal vom anderen ein Bild machen sollte, ob er verlässlich ist, gute Absichten hegt etc. und es überhaupt verdient, dass man sich immer mehr öffnet. Aber wenn es passt, dann muss man es riskieren und Gefühle zulassen. Es wird manchmal Momente geben, die weh tun, denn jeder denkt und handelt anders und oft ist es einem nicht einmal bewusst, dass man einander damit verletzt. Aber man wird niemals Liebe erfahren können, wenn man sich verschließt.
7. Loslassen, wenn es an der Zeit ist
Manchmal ist es aber so, dass andere auch gar nicht das Interesse an einer wahren Beziehung haben oder schlicht und einfach um sich selbst kreisen und nicht in der Lage sind, eine solche aufzubauen, selbst wenn sie es wollen. Mache Menschen sind so sehr auf sich fixiert, dass sie gar nicht den Wert und die Person vor sich sehen können. Sie erkennen auch nicht, dass sie einen verletzten, weil sie nur an sich selbst denken.
Entweder man sieht einander, möchte jeweils gegenseitig das Beste füreinander und man ist auch bereit (gleichermaßen zu investieren) … Da zählt die Bereitschaft – nicht die Perfektion. Oder man lässt los, wenn man merkt, dass der andere gar nicht mitzieht. Falls es ihm doch wichtig sein sollte, wird er garantiert dafür kämpfen und einen nicht so leicht gehen lassen.
Abschließend kann man sagen, dass eine Beziehung gelingt, wenn man in erster Linie einfach anwesend ist – echt und unperfekt. Wenn man mehr zuhört, anstatt nach den perfekten Worten sucht und wirklich offen und bereit ist, etwas zu riskieren. Trotz der Schwierigkeiten, die kommen und gehen, ist es das Schönste, wenn man weiß, dass man jemanden an der Seite hat, mit dem man sich gegenseitig annimmt, wie man ist und immer füreinander da ist.
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