Er wirkt selbstsicher und souverän. Lächelt viel. Ist gut gelaunt. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff zeigt sich an diesem Dienstagabend im Bonner Universitätsforum wie zu seinen besten Zeiten in Amt und Würden. Äußerlich hat sich Wulff seit seinem Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten stark verändert – der Korruptionsprozess hat seine Spuren hinterlassen. Er hat abgenommen, trägt keine Brille mehr, seine Frisur hat sich verändert und in seiner Gestik ist er lockerer geworden. Er trägt einen schlichten blauen Anzug, weißes Hemd und eine dunkelrosa Krawatte. Bevor er sich auf seinen reservierten Platz in der ersten Reihe setzt, lässt er seinen Blick mit einem Lächeln über das Publikum schweifen – im Publikum sitzt unter anderem auch Alice Schwarzer.
Neuanfang als Redner
Christian Wulff befindet sich in der Phase seiner politischen und öffentlichen Rehabilitierung nach seinem Freispruch. Derzeit tourt der 55-Jährige als Redner durch die Bundesrepublik und stellt sein Buch „Ganz oben Ganz unten“ vor. Schlagzeilen machte er jüngst, als er das Land beim Staatsbegräbnis des saudischen Königs Abdullah vertrat. Gerade kam er von einer Reise aus Marokko zurück, zuvor war er in Tokio, nahm an der Münchner Sicherheitskonferenz teil und sitzt immer wieder auf diversen Podien. Wulff ist im Aufwind – eine Tatsache, die jeder spürt, der ihn beobachtet. Seinen präsidialen Glanz hat er nicht gänzlich verloren, noch immer sorgen mehrere Beamte des Bundeskriminalamtes für Wulffs Sicherheit, draußen vor dem Universitätsforum steht eine schwere Limousine, die von der Polizei bewacht wird. Wirkte er als Bundespräsident zurückhaltend und als jemand, der sich um jede Geste Gedanken machte, hat er diese Last nun abgelegt. Locker und beschwingt geht er zum Rednerpult, seine Hände verschwinden während seiner Rede immer wieder in der Hosentasche oder er nutzt sie um Aussagen zu untermauern.
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