Kerzen befriedigen eine menschliche Sehnsucht nach Licht in der Dunkelheit. In diesem Jahr hoffen besonders viele Menschen auf Licht. Der Adventskranz wird so auch zur Herausforderung für uns selbst, anderen Licht zu bringen. Von Benedikt Bögle.
Der Advent wird für viele Menschen in diesem Jahr ganz anders sein, als sie es gewohnt waren: Aufgrund der Corona-Pandemie müssen wir auf Christkindlmärkte verzichten und sowohl von Weihnachtsfeiern als auch von Besuchen bei unseren Familien absehen. Die Pandemie fordert viele Einschränkungen in dieser Adventszeit. Doch nicht nur der Advent steht unter den Vorzeichen von Covid-19.
Beinahe das ganze Jahr 2020 war geprägt von einschneidenden Maßnahmen: Viele Menschen mussten mehrere Wochen allein in ihren Wohnungen verbringen, konnten im Frühjahr weder Freunde noch Familie sehen. Andere haben ihre Arbeit verloren. Und selbst wer wirtschaftlich nicht direkt von der Pandemie getroffen war, hat vielleicht ein Stück Zuversicht und Mut verloren: Wer weiß schon, welche Folgen der Lockdown noch haben wird? Welche Unternehmen werden die kommenden Wochen oder Monate nicht mehr überstehen?
Wir sehnen uns nach Licht
Wir alle haben Licht dringend notwendig. Wir alle sehnen uns nach Hoffnung, nach einem kleinen Schimmer am Horizont. Gerade die Adventszeit ist geprägt von Licht und Kerzenschein: Werden die Abende länger und die Nächte dunkler, sehnen wir uns nach Licht und Wärme. Kaminfeuer und Kerzen wecken in uns ein Gefühl von Geborgenheit – ein grundmenschliches Bedürfnis, dem sich niemand ganz entziehen kann. Gerade für den christlichen Glauben aber hat die Kerze eine noch viel weitergehende Symbolik: Sie ist ein Zeichen für Christus selbst. Noch die kleinste Lichtflamme hat eine bemerkenswerte Eigenschaft: Sie kann Helligkeit ins Dunkel bringen. Ihr Schein, selbst wenn er schwach und klein ist, verbreitet sich unweigerlich.
Licht ist ein Zeichen für Gott
Gerade in der Osternacht spielt diese Symbolik für das Christentum eine große Rolle: Die Osterkerze bringt Licht in dunkle Kirchen – so wie die Auferstehung Christi Licht bringt in die Dunkelheit von Sünde und Tod, unweigerlich, unaufhaltsam. Daran erinnert auch der Adventskranz: Die Kerzen bringen Licht, immer mehr, je weiter wir auf das Weihnachtsfest zuschreiten. Damit aber wird der Adventskranz auch zu einer Herausforderung für uns selbst: Denn die Aufforderung Jesu an seine Jünger ist es, selbst Licht zu sein: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14). Wir selbst sollen sein wie eine Kerze: Vielleicht ganz unscheinbar, klein und verletzlich – und doch stark, mächtig, um einen ganzen Raum in Licht zu tauchen.
Wir sollen selbst Licht sein
Gerade in diesem Jahr brauchen viele Menschen Licht: Die einsamen und alten Menschen, die gefährdeten Angehörigen einer Risikogruppe, die sich selbst noch mehr einschränken müssen, als Gesetze dies unbedingt fordern würden; die Menschen, die arbeitslos geworden sind oder stark um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Sie alle brauchen Licht. In diesem Advent kann uns die Dunkelheit unserer Welt Ansporn sein: Eine Ermutigung, für andere Menschen zum Licht zu werden. In unserem Umfeld findet sich ganz sicher jemand, der sich über eine kleine Kerzenflamme freuen wird. Wir müssen nur die Augen aufhalten.
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