Nach über einem Jahr gehört Corona immer noch zu den täglichen Nachrichten in der Berichterstattung. Doch was ist es, das es so schwer macht, mit der Pandemie und deren Maßnahmen umzugehen? Eine Einschätzung unserer Autorin Jasmin.
Einsamkeit infolge der Corona-Pandemie
Der Sommer hat uns ein Stück unserer Freiheit zurückgegeben. Doch es zeichnet sich ein ähnliches Bild wie im letzten Herbst und Winter ab. Immer wieder müssen Menschen in Quarantäne. Vereinzelt gibt es wieder Distanzunterricht und einige sind seit mehr als einem Jahr immer noch im Home-Office. Viele Menschen kämpfen mit dem Gefühl der Einsamkeit. Dieses Alleinsein ist der Mensch nicht gewöhnt und dafür ungeeignet. Das Belohnungssystem des Körpers schüttet bei sozialen Kontakten das Hormon „Dopamin“ aus.
Es ist für den “inneren Schweinehund” oder “den überspringenden Funken” zuständig, also für unsere Antriebslust und die Motivation. Auf die seltenen Kontakte reagiert unser Gehirn sensibel und schüttet weniger Dopamin aus, was zu einer Demotivation führt. Der Mangel an sozialem Austausch in der Corona-Krise ist damit eine der wichtigsten Ursachen für psychische Belastungen. “Je länger Krisen, Konflikte und lebensgefährdende Ereignisse andauern, desto eher sind die psychischen Widerstands- und Regenerationskräfte (Resilienz) überfordert und es kann zu psychischen Erkrankungen kommen.”
Regelmäßige Aktivitäten als Ausgleich
Daher muss der Alltag auf die Situation angepasst werden. Ein Gespräch mit dem Balkon-Nachbarn oder regelmäßige digitale Treffen sind Alternativen, die die Belastung der Isolation verringern. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit der Aktivitäten.
Durch Corona fallen gespeicherte Routinen weg, die das Denken vereinfachen. Umso öfter wir etwas tun und einen bestimmten Ablauf verfolgen, umso mehr speichert sich die Handlung durch das Arbeitsgedächtnis ab und sie automatisieren sich. Somit ist wieder genügend Platz, um sich auf etwas Neues zu konzentrieren.
Auf die permanenten neuen Nachrichten und Eindrücke versucht die anpassungsfähigste Region in unserem Gehirn, der Hippocampus, zu reagieren und entscheidet, was im Arbeitsgedächtnis gespeichert wird. Auch Stress wirkt auf ihn ein und kann gerade in Kombination mit den Nachrichten zur Dauerstimulation führen, was sich durch Vergesslichkeit ausdrückt.
Ablenkungen und Konzentrationsschwächen durch fehlenden Tagesablauf
Die Unregelmäßigkeit und der fehlende Ablauf führen dadurch zu leichten Ablenkungen, auch zu Schwierigkeiten beim Konzentrieren und Fokussieren. Sicherlich ist dir schon selbst aufgefallen, dass du dich im Home-Office weniger auf die Arbeit konzentrieren kannst als am Arbeitsplatz oder in der Schule.
Ständig lenken dich Nachrichten ab oder die Versuchung, im Internet etwas Anderes als die eigentlichen Aufgaben zu machen. Zusätzlich fallen bekannte Routinen weg, wie der Weg zur Arbeit und Schule und das Zubereiten der Lunchbox. Diese Routinen sind im Arbeitsgedächtnis abgespeichert und durch ihr Wegfallen erschweren sie uns das Denken.
In Kombinationen mit der ständigen Nachrichtenflut kann es zu kognitiver Überforderung kommen. Neben den Routinen sind bei einigen Menschen auch die Tagesstrukturen weggefallen. Dadurch funktioniert der Filter im Gehirn, der präfrontale Cortex, nicht mehr richtig. Das heißt, durch Strukturen haben sich bekannte Handlungen automatisiert und das Gehirn konnte sich auf Neues konzentrieren. Ohne die gewohnte Struktur erscheint alles neu, was die Aufmerksamkeit wiederum stark beeinträchtigt.
Angst, Stress und Sorgen in Krisenzeiten
Diese Einflüsse und Mehrfachbelastungen aus Home-Office, Home-Schooling oder Unsicherheiten im Beruf können zu chronischem Stress führen. Finanzielle Sorgen können stark an unserem Sicherheitsgefühl rütteln. Finanzielle Hilfeleistungen sollen die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus begrenzen, aber das beruhigt nicht jeden.
Vor allem Angst um die eigene und die Gesundheit anderer aufgrund von Infektionen oder Impfreaktionen beeinflussen das Angstzentrum wie auch die allgemeine Unsicherheit über die eigene Zukunft. Bei chronischem Stress kommt es zur Dauerstimulation des Angstzentrums (Amygdala), welches permanent die Hormone „Cortisol“ und „Noradrenalin“ ausschüttet. Sie verstärken Emotionen und es kommt zu Überreaktionen, wie Panik und Überforderung.
Dem ZDF gegenüber sagte Neurowissenschaftler Henning Beck, dass es trotzdem nach der Pandemie kein “Lockdown-Gehirn” geben werde. Doch wie gehe ich nun mit der Situation um und kann die negativen Einflüsse minimieren? In „zehn Tipps für einen möglichen Lockdown – wie du deiner Psyche etwas Gutes tun kannst“, erfährst du, wie man der Belastung durch die Pandemie entgegenwirken kann.
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