Im Leben gibt es viele Dinge, die wichtig sind, gerade Beziehungen sind für unser Leben unentbehrlich. Sie bringen uns weiter, oder lassen uns stagnieren, oft bringen sie uns an unsere Grenzen. Es ist nicht immer einfach, sich im Gewusel der pluralistischen Gesellschaft zurechtzufinden. Vor allem nicht, wenn wir immer wieder Leitbilder vor den Augen haben, die uns ein Bild davon vermitteln, wie etwas richtig oder falsch ist. Doch es gibt bestimmte Kriterien, die uns dabei helfen, uns zu hinterfragen und bessere Beziehungen zu leben.
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1. Ironischerweise scheitern die meisten Beziehungen daran, dass wir uns selbst nicht lieben
Ironisch ist es, weil in unserer Gesellschaft Egoismus vor allem mit einer negativen Konnotation behaftet ist, dass ausgerechnet an dem mangelnden Egoismus eine Beziehung scheitern soll, ist doch Quatsch, oder? Nein. Das große Problem unserer Gesellschaft ist die Egomanie, eine viel extremere Form vor Egoismus, die sich in extremer Selbstzentriertheit äußert. Gegen gesunden Egoismus ist nichts einzuwenden, denn dieser hilft uns, im Leben klarzukommen, ohne ein Fußabtreter für unser Umfeld zu werden. Die Grenzen zwischen Selbstaufopferung und Egoismus sind nicht eindeutig abgesteckt. Es gibt unterschiedliche Situationen im Leben und in Beziehungen, die mal mehr mal weniger Selbstlosigkeit erfordern. Aber genau darum geht es oft: Es muss immer eine Balance gefunden werden, mit der beide Partner leben und lieben können.
2. Ungesunde Liebe ist, wenn beide erwarten, dass der jeweils andere deine Probleme löst
Natürlich ist es auch schlimm, wenn es auch nur einer von beiden erwartet, aber hier besteht zumindest noch die Hoffnung, dass man im Laufe der Zeit dazulernt und dieses Denken ablegt. Hier wären wir auch bei einer Folge von Egoismus oder Selbstaufopferung. Wenn wir übermäßig egoistisch sind, erwarten wir, dass der Partner unsere Probleme löst. Vielleicht flüchten wir uns sogar in Beziehungen aus Angst davor, allein mit uns und unseren Sorgen zu sein. Vielleicht können wir gar nicht allein sein, weil wir es einfach nicht aushalten.
Die Selbstaufopferung ist dem aber auch manchmal ähnlich, denn wenn wir den anderen uns selbst vorziehen, könnte es sein, dass wir uns nicht mit uns selbst und unseren Problemen auseinandersetzen wollen. Auch wenn diese beiden, Egoismus und Selbstaufopferung, so unterschiedlich klingen, haben sie doch eines gemeinsam: die Flucht vor sich selbst.
Viel wertvoller ist es, wenn uns der Partner unsere Probleme nicht einfach abnimmt, sondern uns dabei unterstützt, sie selbst zu lösen. Dadurch gibt er uns Halt, Stärke und im Anschluss auch das Selbstvertrauen, selber Probleme lösen zu können. Genau das ist auch die Aufgabe unseres Partners und nichts Anderes. Wenn wir mehr erwarten, dann sollten wir unsere Haltung und unsere Einstellungen überdenken.
3. Die meisten Dinge, die wir für romantisch halten, sind eigentlich keine Liebesbeweise
Wir alle kennen die Schmach in den zahlreichen Liebesfilmen. Den süßen Schmerz der extra hervorgerufenen Eifersucht und auch die Qualen, die oft der eigenen Streitlust zu verdanken sind. Auch wenn Hollywood diese Kriterien für die Liebe und Romantik aufgestellt hat, ist es im richtigen Leben oft alles andere als das. Eifersucht, Streitlust und Provokation sind in einer echten Beziehung ein echter Killer.
Damit will ich nicht sagen, dass die komplette Abwesenheit von Eifersucht gut ist, aber oft übertreiben wir es einfach damit. Eifersucht ist etwas, was krankhafte Formen annehmen und unserer Beziehung ernsthaft schaden kann. Genauso wir wie permanenter Streit und die Achterbahn der Gefühle. Ja, jede Beziehung hat ihre Ups und Downs, für uns ist es jedoch viel einfach, die in Grenzen zu halten, indem wir uns bemühen. Die Zauberworte heißen hier: Liebe, Aufrichtigkeit, Akzeptanz, Respekt und Vergebung.
Nur damit können wir es dauerhaft schaffen, eine gute und gesunde Beziehung aufrechtzuerhalten. Wir sind alle nicht perfekt und sollten wir das Glück haben, dass uns der Partner trotz dessen oder genau deswegen liebt, dann können wir glücklich sein, diesen Menschen gefunden zu haben. Wirklich Romantik ist es, Empathie zu zeigen, den anderen bei seinen Träumen zu unterstützen, und manchmal ist Romantik auch, aufzustehen und einen Tee zu machen, wenn der andere es gerade nicht mehr kann. Die Dinge, die sich im Kleinen äußern eben.
4. Liebe ist nur ein wichtiges Kriterium für eine gute Beziehung
So beängstigend es klingt, so wahr ist es leider auch. Auch wenn wir es von Hollywood anders gewohnt sind, kann Liebe bei weitem nicht alles heilen. Zu einer guten Beziehung gehört Liebe, ohne jede Frage. Aber zu der Liebe gehört noch lange nicht eine gute Beziehung. Manchmal bringt die Liebe uns an unsere Grenzen und sprengt Glaubenssätze, die wir bisher für gegeben gehalten haben. Und manchmal ist eine Liebe nur da, um uns voranzubringen und uns auf die eigenen Beine zu stellen. Liebe ist nicht immer einfach, verlangt sie uns doch ab, dass wir auch den Partner an erste Stelle stellen. Aber wenn wir lieben, tun wir es gern.
Eine gute Beziehung ist aber von viel mehr Faktoren abhängig, als wir im ersten Moment glauben. Die Liebe kann für diese anderen Faktoren ein Katalysator sein. Im Großen und Ganzen aber ist es die Kompartibilität und Kompromissbereitschaft, die in einer Beziehung unentbehrlich ist. Ohne diese wird auch eine Liebe zu keiner glücklichen Beziehung führen können. Der einzige Weg, trotz geringer Kompartibilität zusammen zu bleiben, ist die Bereitschaft hart und viel für die Beziehung zu arbeiten und sich aufeinander zuzubewegen (wozu leider die meisten nicht bereit sind).
5. Wenn du nicht allein sein kannst, wirst du auch keine glückliche Beziehung haben können
Wir alle kennen mindestens einen Menschen, der immer auf Achse ist. Er hat so einen vollen Terminkalender und so viele Freunde, dass er gar nicht zur Ruhe kommt und er findet es toll! Es mag sein, dass dieser Mensch total extrovertiert ist, aber meistens steckt mehr dahinter. Oft wird er sogar wohlhabend und beliebt und doch füllt es ihn innerlich nicht aus und macht ihn rastlos. Wenn man sich mit diesen Menschen mal im privaten Gespräch wiederfindet, geben sie selber zu: „Ich kann nicht allein sein, ich muss immer jemanden bei mir haben. Ich kann es einfach nicht.“
Und genau hier findet sich das Problem, das oft auch Teil der oben beschriebenen Punkte ist. Was ist der Grund dafür, dass wir nicht allein sein können? Offensichtlich halten wir es nicht mit uns selbst aus. Wir müssen uns davon ablenken, uns beschäftigen. Ein Jetset Leben führen, nur um vor uns selbst wegzulaufen. Oft stellen wir an den entferntesten Orten der Welt fest, dass wir vor allem weglaufen können, aber uns selbst haben wir immer dabei.
Ein glücklicher Mensch ist der, der auch mit sich alleine im Reinen ist, der voller Selbstliebe und Akzeptanz ist. Deswegen muss er nicht ständig allein sein, aber er kann es und er ist es auch gerne. Er versucht nicht mehr krampfhaft, vor sich selbst wegzulaufen und Beschäftigungen zu finden, er ist entspannt und voller wahrer Freude. Denn er hat seinen Halt in sich selbst, ein Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl, das er nicht mit Leistungen oder Freunden pushen muss. Für viele ist es ein weiter Weg bis zu dieser Wahrheit, doch das Ergebnis ist es allemal wert, ihn zu gehen.
Lutz Richter-Mendau
So jung und so weise- kluge Gedanken, vielen Dank!