Stress ist nicht nur ein riesiger Störfaktor, sondern auch eine der häufigsten Krankheitsursachen. Da fragt man sich doch: Wozu ist Stress eigentlich gut? Und noch viel wichtiger: Wie kriege ich ihn in den Griff?
Wer kennt dieses Gefühl nicht? Die To-Do-Liste wird scheinbar immer länger, der Papierberg auf dem Schreibtisch immer größer und die Zeit immer weniger. Stress kann einem zuweilen wie ein mehrköpfiges Monster vorkommen, dessen Köpfe immer wieder nachwachsen – egal wie oft man sie auch abschlägt. Es ist dabei auch ganz egal, um welche Art von Stress es geht – ob Schulstress, Unistress, Stress auf der Arbeit, Stress mit Freunden oder in der Familie, oder was derzeit wohl nicht wenige betrifft: Abiturstress. Stress ist immer unangenehm und erzeugt meist ein Gefühl des Gelähmtseins – man wird buchstäblich zum Hamster in seinem Laufrad. Wie schafft man es aus dem immer schneller werdenden Laufrad heraus zu kommen?
Kampf-oder-Flucht-Reaktion in der Matheklausur?!
Stress ist im Grunde eine sehr sinnvolle Reaktion unseres Körpers auf erhöhte Anforderungen aus unserer Umwelt. Das Problem daran ist nur, dass sich diese Anforderungen im Laufe der Jahrtausende von der möglichen Attacke eines Säbelzahntigers zu fünfstündigen Matheklausuren oder einem nervigen Chef gewandelt haben. Biologisch gesehen schüttet ein Teil unseres Gehirns – die Amygdala – bei Stress das Hormon Kortisol aus. Dieses liefert Sofortenergie, um den Körper für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion zu mobilisieren – also entweder man bekämpft den Säbelzahntiger oder man flieht.
Heutzutage ist es jedoch nicht mehr besonders hilfreich, sein Mathebuch oder seinen Chef zu verprügeln, ebenso wenig, wie einfach wegzulaufen. Da auf die Ausschüttung von Kortisol heute also meistens keine körperliche Reaktion mehr erfolgt, durch die das Hormon wieder abgebaut werden würde, bleibt das Hormon in unserem Körper und führt dazu, dass sich unsere Muskeln anspannen und der Blutdruck steigt, wodurch der Amygdala wiederum gemeldet wird: „Stresssituation! Mehr Kortisol!“ Wie man sieht, ist es ein ziemlich verflixter Teufelskreis.
„Anti-Stress-Techniken“
Doch es gibt viele Techniken, um seinen Kortisolspiegel herunterzubringen – auch ohne dem Mathelehrer ein blaues Auge zu verfassen. Im Endeffekt muss jeder seine eigene persönliche Anti-Stress-Methode für sich finden, doch ich habe einige ausprobiert, und vielleicht ist für den einen oder anderen etwas dabei.
1. Sport: Diese Methode erklärt sich von allein. Durch körperliche Anstrengung wird die Kortisolausschüttung gehemmt, und der Spiegel sinkt wieder. Außerdem gibt es hier unendlich viele Möglichkeiten, sodass jeder, der gerne Sport treibt, etwas Passendes finden kann. Ob man joggen geht, tanzen, einen Mannschaftssport betreibt oder auch einfach mal einen Spaziergang macht, jede Art von körperlicher Betätigung ist ein hilfreiches Mittel gegen Stress.
2. Achtsamkeit: Hier geht es in erster Linie darum, den Moment bewusst wahrzunehmen, sich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und alles andere, was in diesem Augenblick unwichtig ist, auszublenden. (Lesetipp zum Thema Achtsamkeit: „Das Achtsamkeits-Übungsbuch – Für Beruf und Alltag“ von Halko Weiss, Michael E. Harrer & Thomas Dietz). Weitere gute Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren sind beispielsweise PMR (Progressive Muscle Relaxation), Traumreisen oder auch Yoga. Wer sich das zutraut, kann es natürlich auch mit Meditation versuchen, doch das ist nichts für jedermann, da man sich wirklich darauf einlassen können muss.
3. Körperliche Reize: Hier gilt die Devise: Je stärker der Reiz, desto weiter sinkt die Stresskurve ab. Einen Igelball (auch Stressball) genannt kann man sich beispielsweise sehr gut mit in eine Klausur nehmen. Andere körperliche Reize können zum Beispiel auch Kälte sein, wie eine eiskalte Dusche nach einem stressigen Arbeitstag. Aber auch über die Geschmackssinne kann man gut Stress abbauen: Wie wäre es mal mit einer Chilischote im Abendessen? Diese Technik funktioniert, da der starke körperliche Reiz einen aus stressigen Gedankenspiralen reißt und zurück in den Moment holt.
4. Einfach mal atmen! So blöd das auch klingen mag, bewusstes Atmen hat direkte entspannende physiologische Wirkungen. Der bewusste Atem gehört also nicht ohne Grund zu Yoga, Pilates und Co.!
Auch die Einstellung kann helfen
Jemand, der mit der Überzeugung an eine Aufgabe herangeht, dass er sowieso versagen wird, wird sehr wahrscheinlich leichter in Stress verfallen, als wenn er mit der Einstellung an die Sache heranginge, dass er einfach sein bestes versuchen wird. Wenn es eben nicht reichen sollte, dann könnte er ja immer noch weiter überlegen. Denn Stress hängt in nicht geringem Maße von der eigenen Bewertung ab!
Natürlich gibt es keinen goldenen Weg zum stressfreien Leben, aber es gibt viele Maßnahmen und Techniken, um sich und seinen Kopf etwas zu entlasten, damit man nicht im Alltagsstress ertrinkt. Wichtig ist, dass jeder seine persönlichen Wege und Methoden herausfindet und vor allem, dass man seinen Stresspegel nicht noch durch negative Affirmationen wie „Das schaffe ich doch niemals!“ oder durch überhöhte Anforderungen an sich selbst steigert.
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