Was fällt Euch als erstes ein, wenn Ihr das Wort „Spanien“ hört? Sommer? Sonne? Stierkampf? Für mich ist Spanien jetzt gleichzusetzen mit Heimat. Zumindest für vier Monate. Im Rahmen meines Journalismus-Studiums verbringe ich mein Auslandssemester in Sevilla. In dieser Rubrik halte ich Euch regelmäßig über all meine Erlebnisse auf dem Laufenden und versuche gleichzeitig alle, die eventuell auch ein Auslandssemester planen, mit nützlichen Tipps zu versorgen.
Spanien ist das wohl beliebteste Reiseland der Deutschen. Und das nicht ohne Grund. Es lockt mit milden Temperaturen, ausgedehnten Stränden und einer einzigartigen Kultur. Deshalb war Spanien, vor allem die Inseln Ibiza, Gran Canaria und Fuerteventura, auch für mich schon immer ein beliebtes Reiseziel. Ein Auslandssemester in Sevilla, mit dem Ruf, eine wahre Studentenstadt zu sein, lag also nahe. Doch ich sollte schnell lernen, dass das (Studenten-)Leben im Ausland eben nicht so ganz mit einem Urlaub vergleichbar ist. Ich schildere Euch in meinem ersten Artikel der Reihe zunächst die Ankunft und die ersten Tage meiner Zeit in Spanien.
Eines muss ich gleich zu Beginn klarstellen: Ich spreche kein Wort Spanisch. Ich bin zwar neuen Sprachen gegenüber nicht abgeneigt und würde von mir behaupten, dass ich sehr gutes Englisch und wenigstens ein bisschen Französisch spreche, doch zum Spanischlernen bin ich nie gekommen. Natürlich liegt die Schuld daran ganz klar nicht bei mir. Schließlich hat meine Schule keinen derartigen Unterricht angeboten und der Spanischkurs in der Uni fing zu einer Zeit an, in der ich als Pendlerin überall, nur nicht mehr in der Uni sein wollte. Wie hätte ich also Spanisch lernen sollen? Gut, wenn ich wirklich gewollt hätte, wäre es sicher möglich gewesen. So spielt vermutlich auch ein bisschen Faulheit in meine Misere mit herein. Aber nun sitze ich ja praktisch an der Quelle. Denn obwohl ich auf Englisch studieren werde, nehme ich auch an einem Spanischkurs teil. Im täglichen Leben kommt man in Sevilla ohnehin nur mäßig gut mit Englisch voran. Auch in großen Einkaufszenten und an beliebten Touristenzielen gibt es keine Garantie für englischsprachige Angestellte. Sie sind jedoch stets bemüht, dir jeden Wunsch im wahrsten Sinne des Wortes von den Lippen abzulesen.
Aufbruch ins Ungewisse
Meine Ankunft verlief problemlos. Nach einem fünfstündigen Flug mit Umstieg in Brüssel (Ein Direktflug von Hamburg nach Sevilla war nicht möglich) trafen wir ungefähr zehn Tage vor Unibeginn in Sevilla ein. Über unsere Wohnungsagentur, bei der Englisch zum Glück gang und gäbe ist, hatten mein Freund und ich den „Pick Up Service“ vom Flughafen samt englischsprachigem, hilfsbereiten Fahrer gebucht. Da mein Freund an derselben Uni in nahezu dem gleichen Studiengang (Sportjournalismus) eingeschrieben ist, konnten wir unser Auslandssemester von Anfang an zusammen planen. Ein Umstand, der mir viel von der Nervosität genommen hat, die jeder vor so einem großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit verspürt. Darauf ausruhen kann ich mich jedoch noch lange nicht. Nach eigenen Angaben beherrscht mein Freund nämlich weder die spanische noch die englische Sprache. Das kann ja heiter werden!
Hier in Sevilla will ich nun jedoch nicht nur herausfinden, was es bedeutet, endlich von zu Hause auszuziehen, sondern mich auch endlich sprachlich weiterbilden und unzählige spannende Ding erleben, die ich hier mit Euch teilen kann.
Das erste spannende Erlebnis hatten wir jedenfalls, als wir in unserer Wohnung, die ca. 16 Fahrminuten von der berühmten Catedral de Sevilla entfernt liegt, die Klimaanlage anschalten wollten. Bei einer Außentemperatur von über 40 Grad riet uns der freundliche „Pick Up“-Fahrer, dies umgehend zu tun. Leider entpuppte sich der längliche Kasten als voll und ganz unbrauchbare Wanddekoration, da er einfach auf keinen Knopfdruck reagierte. Sofort kontaktierte ich die Wohnungsagentur, die uns versicherte das Problem „asap“ (as soon as possible) zu beheben. Vielleicht stand das Akronym auch für „as slow as possible“, da die ansonsten so hilfsbereite Agentur bis dato nichts behoben hat.
Unserem anfänglichen Frust wich allerdings schnell der Erfindergeist. So wissen wir uns seitdem mit zwei Ventilatoren, nassen Handtüchern und dem richtigen Lüftverhalten (erst am Abend lüften, tagsüber Rollläden herunterlassen) gut zu helfen. Über eine Abkühlung in unserem akklimatisierten Einkaufsladen des Vertrauens, dem Lidl um die Ecke, freuen wir uns trotzdem jedes Mal aufs Neue. In diesem kleinen Stück Heimat finden wir momentan noch alles, was unser deutsches Herz begehrt. Auch wenn wir uns schon an die leckere Chorizo-Wurst und den in Spanien beliebten süßen Sprudel Gaseosa gewagt haben.
Unsere neue Heimat hat viel zu bieten
Die ersten Tage in Sevilla waren recht abwechslungsreich. Wir erkundeten natürlich zunächst einmal die Gegend. Die verschlungenen kleinen Gassen laden dabei genauso zu einem Spaziergang ein, wie die Shoppingmeilen und die von architektonischen Meisterwerken gekrönte Altstadt. Das geschwungene, von löchrigen Vierecken durchzogene Dach Metropol Parasol, das den Plaza de la Encarnación bedeckt, spendete uns bereits Schatten. Eine waschechte Tapasbar, mit englischer Karte, haben wir schon ausprobiert (die Spanier wissen, wie man gut isst). Ein kleiner Laden im Einkaufszentrum Nervión Plaza, der wie „Little Ikea“ anmutete, verzückte uns ebenfalls mit vielen nützlichen, aber auch zahlreichen ulkigen Gegenständen, wie beispielsweise Skatkarten im Riesenformat oder einem auf dem Kopf tragbaren Basketballkorb.
Eines der echten Highlights unserer ersten Tage war allerdings der siebenstündige Aufenthalt im Vergnügungs- und Wasserpark Isla Mágica. Der kombinierte Eintrittspreis von 36 Euro (29 Euro für den Freizeitpark Isla Mágica und sieben Euro für den Wasserteil Agua Mágica) erwies sich als gute Investition. Trotz durchwachsender Rezensionen im Internet wollten wir uns unsere eigene Meinung über die „magische Insel“ bilden. Wir fuhren einen Tag lang mit schnellen Achterbahnen, aßen Baguette de Tortilla und tobten im Agua Mágica wie kleine Kinder im Wellenbecken. Für Kinder und Kind gebliebene ist der Park also durchaus zu empfehlen.
Um in Sevilla von A nach B zu kommen, meldeten wir uns gleich zu Beginn bei Sevici an. Ähnlich wie beim Hamburger StadtRAD lassen sich Fahrräder an über 250 Stationen im gesamten Stadtgebiet ausleihen und wieder zurückgeben. Die ersten 30 Minuten sind dabei kostenlos. Wer einen Wohnsitz in Sevilla hat, kann ein Jahresabo mit der Sevici Card abschließen. Für dieses Modell haben auch wir uns entschieden, um in den vier Monaten täglich mit dem Rad zur Uni fahren zu können. Dabei werden wir, wie es sich für arme Studenten gehört, natürlich versuchen das kostenlose Zeitlimit von einer halben Stunde nicht zu überschreiten.
So gut die Interaktion mit den Maschinen in Sevilla in unseren ersten Tagen auch funktioniert hat (abgesehen von der streikenden Klimaanlage), so schleppend kam doch unser Kontakt mit den Einheimischen voran. Durch fehlende Sprachkenntnisse beschränkt sich unser Wortschatz momentan noch auf „Hola“, „Gracias“ und „Adiós“. Allerdings schnappe ich allein durch unsere Spaziergänge durch die Stadt, vorbei an Schildern und Plakaten und durch das Lauschen der Unterhaltungen der Spanier, schon einige Wortfetzen auf. Mit dem bald beginnenden Spanischkurs an der Uni bin ich zuversichtlich gestimmt, dass sich mein spanisches Vokabular bald verdoppeln und verdreifachen wird.
In der Zwischenzeit mogele ich mich weiter mit meinem Englisch durch und versuche in peinlichen Situationen ruhig und geduldig zu bleiben, bis es in ein paar Tagen dann richtig ernst wird.
So jetzt wisst Ihr über meine Anfänge in Sevilla Bescheid. Ich werde Euch schon bald davon berichten, wie die ersten Unitage verlaufen sind!
¡Hasta pronto!
Eure Jasmin
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