Das päpstliche Hilfswerk blickt auf das Jahr 2021 zurück und stellt mehr Christenverfolgungen fest. Gleichzeitig habe sich die Aufmerksamkeit für religiöse Intoleranz gebessert. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ zieht eine gespaltene Bilanz für das Jahr 2021. Das Hilfswerk untersucht die Lage verfolgter Christen auf der ganzen Welt. Der Präsident des Hilfswerks, Thomas Heine-Geldern, sieht eine zunehmende Verfolgung von Christen weltweit.
Zudem steige gerade im Westen die Intoleranz gegenüber christlichen Überzeugungen. Gleichzeitig aber, so die Bilanz von Heine-Geldern, wachse auch die Aufmerksamkeit gegenüber der weltweiten Christenverfolgung. „Im Jahr 2021 war unsere Arbeit bei ,Kirche in Not´ geprägt von Dankbarkeit und Sorge“, stellte Heine-Geldern in einer Erklärung zum Jahreswechsel fest.
Angespannte Lage im Nahen Osten
Gerade im Nahen Osten sei die Lage weiter sehr angespannt. Problematisch ist die Lage der Christen im Libanon: Dort leidet die Bevölkerung unter einer desolaten wirtschaftlichen Lage wie auch unter der Corona-Pandemie. Verschärft wurde dies noch durch die Explosion im Hafen von Beirut, die im August 2020 einen großen Teil der libanesischen Hauptstadt beschädigte und zerstörte.
Im Irak konnte in den vergangenen Jahren zwar der Wiederaufbau der vom sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) zerstörten Gebiete beginnen, die politische Situation erschwert aber auch das. Ähnlich schwierig ist die Lage in Syrien: Auch dort leiden viele Christen unter der Corona-Pandemie. Zahlreiche Projekte werden von „Kirche in Not“ finanziell unterstützt.
Christen als „Bürger zweiter Klasse“
Besonders dankbar zeigte sich Heine-Geldern daher für den Besuch von Papst Franziskus im Irak. „Er hat mit seinem Irak-Besuch im vergangenen Frühjahr die dortige christliche Minderheit getröstet und ihr Hoffnung gebracht. Vor allem hat der Heilige Vater die Augen der Weltöffentlichkeit auf die Situation der Christen im ganzen Nahen Osten gelenkt. Sie sind konstitutiver Teil ihrer Heimatländer, werden aber allzu oft als Bürger zweiter Klasse behandelt“, schreibt der Präsident von „Kirche in Not“.
Aktion „Red Wednesday“ wächst
Um auf die Situation der Christen aufmerksam zu machen, hat „Kirche in Not“ im April des vergangenen Jahres einen Bericht zur „Religionsfreiheit weltweit 2021“ vorgelegt. Heine-Geldern zeigte sich erfreut über die breite Rezeption dieses Berichts. Auch bei der Aktion „Red Wednesday“ beteiligten sich nach Angabe des Hilfswerks immer mehr Kirchen und Einrichtungen: Seit 2015 werden dazu Ende November Kirchen und andere Gebäude rot angestrahlt, um auf die Situation verfolgter Christen hinzuweisen.
Dessen ungeachtet bleibt die Lage der Christenheit aber weiterhin bedenklich. Gerade in Afrika werden immer wieder Gläubige und Geistliche entführt – so etwa wurde erst die 14-jährige Nigerianerin Leah Sharibu von islamistischen Terrorgruppen verschleppt. Die Lage an der Sahelzone und in Mosambik sei dramatisch, so Heine Geldern weiter.
Kritik an EU-Kommission
In der westlichen Welt registriert das Hilfswerk ebenfalls zunehmende Gewalt gegen religiöse Einrichtungen. In diese Reihe stellt Heine-Geldern auch den umstrittenen Vorstoß der EU-Kommission, christliche Bezeichnungen und Namen zu vermeiden – so sollte etwa in Grußbotschaften nicht mehr von „Weihnachten“, sondern nur mehr von „Feiertagen“ die Rede sein.
Heine Geldern wörtlich: „Das Dokument wurde zurückgezogen, was wir befürworten. Denn das durchaus berechtigte Anliegen der Inklusion hätte in diesem Fall die Exklusion der größten Glaubensgemeinschaft in der Europäischen Union mit sich gebracht.“ Immerhin seien rund zwei Drittel der Europäer Christen.
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