Hoffnung ist ein wesentliches Kennzeichen der Christen. Nur: Worauf hoffen Christen? Und kann diese Hoffnung begründet sein? Ein Impuls von Benedikt Bögle.
Ein guter Freund Jesu ist tot. Lazarus ist gestorben, einer Krankheit erlegen. Die Trauer ist groß: Lazarus hat zwei Schwestern hinterlassen, die nun trauern – aber auch Jesus und seine Jünger waren gute Freunde des Mannes. Auch sie sind traurig, Jesus weinte sogar, wie das Evangelium des fünften Fastensonntags berichtet (Johannes 11,1-45). Die Klage wird laut: Wäre Jesus zum Zeitpunkt des Todes nur anwesend gewesen, hätte er den Tod des Lazarus verhindern können. So aber kommt jede Hilfe zu spät. Wer einmal tot ist, kann nicht mehr in das Leben zurückkommen.
Hat der Tod das letzte Wort?
An dieser Tatsache hat auch die moderne Medizin nichts geändert. Sie kann vielleicht den Tod hinauszögern, Krankheiten sogar heilend behandeln. In einzelnen Fällen kann ein eigentlich bereits Verstorbener wiederbelebt werden. Letztlich aber wird ein Toter tot bleiben. Der Tod ist die letzte Grenze, deren Überschreiten der Mensch nicht rückgängig machen kann. Es bleibt nur die Hoffnung, dieser Tod möge nicht das letzte Wort haben. Es bleibt nur die Hoffnung, dass nach dem Tod etwas anderes auf den Menschen wartet als ewige Leere. Als Jesus mit Marta, der Schwester des Lazarus, spricht, sagt er zu ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“
Auferstehung und Leben
Oft liest man diesen Satz als Doppelung: Jesus könnte auch sagen, er sei das Leben. Oder er könnte sagen, er sei die Auferstehung. Dass er nun beides verbindet, unterstreicht einfach die Aussage. Man kann es aber auch anders verstehen. Im Gespräch mit der Schwester des Lazarus sagte Marta bereits: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.“ Sie weiß also schon um die Auferstehung – muss Jesus es denn dann überhaupt noch betonen? Das ist durchaus sinnvoll, denn man kann seinen Satz auch anders verstehen.
Auferstehung ohne Leben?
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist keine Erfindung des Christentums. Auch in der griechischen und römischen Welt gab es den Glauben an die Unterwelt, sorgte man sich auch nach ihrem Tod noch um verstorbene Verwandte. Meistens stellte man sich dieses Leben aber nicht besonders schön vor. Wenn Jesus nun sagt: „Ich bin die Auferstehung“, ist damit noch nicht mehr gesagt, als dass nach dem Tod etwas kommen werde, etwas anderes als pure Leere. Wie aber wird diese Existenz sein? Leer, als schattenhaftes Dasein? Nein, denn Jesus fügt hinzu: „Ich bin das Leben.“ Er spricht nicht nur über irgendeine Existenz nach dem Tod, sondern über ein Dasein, das als „Leben“ bezeichnet werden kann – als etwas rundweg Schönes und Gutes.
Jesus – der Gesandte Gottes
Das also ist die Hoffnung der Christen. Nur: Wer verbürgt sich denn dafür? Letztlich muss man ja dem Wort Jesu glauben. Was aber auf den Dialog zwischen Marta und Jesus folgt, ist die Auferweckung des Lazarus: Jesus holt Lazarus vom Tod zurück. Ein Wunder? Das Johannesevangelium nutzt für die wunderbaren Werke Jesu – die Auferweckung des Lazarus, aber auch Heilungen von Kranken – nicht das Wort „Wunder“. Es spricht von „Zeichen“. Handlungen, die zeigen sollen, wer Jesus ist: Der Sohn Gottes, der die Macht hat über Leben und Tod. Er wurde von Gott gesandt, um die Werke Gottes zu tun. Das ist der Grund, weshalb den Worten Jesu geglaubt werden darf: Seine Taten sind Zeichen seiner Vollmacht. Er kommt von Gott – und ist daher glaubwürdig.
Glauben wir das?
In der Fastenzeit geht es darum, den eigenen Glauben auf den Prüfstand zu stellen. Oft genug wiederholen wir Formeln, die eigentlich für uns leer geworden sind. Dazu kann auch der oft gehörte Satz „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ gehören. Glauben wir das denn wirklich? Glauben wir, dass Auferstehung und Leben auf uns warten?
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