In die Fastenzeit fallen zwei Hochfeste, an denen nicht gefastet werden muss: Das Hochfest des heiligen Josef (19. März) und Mariä Empfängnis (25. März). Der Nährvater Jesu hat, laut Bibel, keine großen Worte gesprochen, sondern gehandelt. Er war Träumer, aber auch Macher. Welche „Karriere“ der Heilige in der Kirche gemacht hat, stellt Matthias Chrobok vor.

Fotos: Comunità Cenacolo
Keine Worte von Josef in der Bibel überliefert
Der heilige Josef ist eine biblische Randfigur. Im Mittelpunkt stehen Maria und sein göttlicher Ziehsohn Jesus. Josef lamentiert nicht, sucht keine Ausreden, sondern er ist ein Macher – er tut, was ihm aufgetragen wird. Als er herausfindet, dass seine Verlobte schwanger ist, muss er sich entscheiden: Wer von uns würde nicht an seiner Stelle alles stehen und liegen lassen und aus der Situation fliehen? Er bleibt, weil es ihm ein Engel des Herrn aufträgt.
Josef ist gewissermaßen ein Träumer, dem gleich vier Mal Engel im Traum erscheinen (Mt 1,20; 2,13.19.22). Josef verliert kein Wort und keine Zeit, sondern handelt. Müssten wir alle nicht ein wenig wie Josef sein?
Josef träumt und wird dadurch zum Beschützer der Heiligen Familie
„Träumer sein“ ist heute eher negativ konnotiert für jemanden, dessen Kopf in den Wolken steckt und der eher denkt als macht. Josef ist beides. Im ersten Traum erfährt er seine Berufung: Das Kind, das seine Verlobte empfangen hat, ist vom Heiligen Geist und Gottes Sohn. Josef fragt nicht nach, wie das geschehen konnte, sondern nimmt seine Frau zu sich und sorgt für sie und das Kind.
Das Kind kommt zur Welt, aber für die Familie bedeutet das keine Ruhe, denn in einem zweiten Traum wird Josef gewarnt, dass König Herodes Jesus töten wolle. Josef soll mit seiner jungen Familie nach Ägypten fliehen. Bestimmt hatte Josef Pläne für ein gemütliches Leben in Nazareth oder Bethlehem, aber Gott durchkreuzt diese Vorstellungen und vertraut Josef. Maria, Josef und Jesus bleiben in Ägypten, bis er durch den Engel vom Tod des Herodes erfährt und nach Hause zurückkehren kann. In einem letzten Traum gebietet ihm der Engel des Herrn, dass er nach Nazareth gehen solle, damit sich das Schriftwort erfülle: „Er [Jesus] wird Nazoräer genannt werden.“
Wir sehen an diesen Beispielen: Josef lässt sich nicht lange bitten, sondern hat ein offenes Ohr für Gott, der sich im Verborgenen – in Träumen – zeigt. Josef, der einfache Zimmermann, wird damit der Fürsorger und Nährvater Jesu und der Heiligen Familie. Diesem am Rand stehenden Heiligen wird im Laufe der mehr als 2.000-jährigen Kirchengeschichte die Ehre zuteil, die ihm gebührt.
Josef tritt aus dem Schatten hervor und wird Patron der Heiligen Kirche
Seit dem 10. Jahrhundert wird der heilige Josef am 19. März gefeiert. Ab 1621 ist er fester Bestandteil des römischen Kalenders. Knapp 250 Jahre später, 1870, erhebt ihn Papst Pius IX. zum Patron der katholischen Kirche. Doch damit nicht genug: Pacelli-Papst Pius XII. führt ihm zur Ehre 1955 den Gedenktag „Heiliger Josef, der Arbeiter“ und verbindet ihn so mit dem Tag der Arbeit am 1. Mai.
Schreibe einen Kommentar