Die Politik diskutierte Maßnahmen in der Pandemie und setzte Gesetze um, aber über psychische Folgen wurde kaum geredet. Dabei warnten einige Psychologen sogar davor, dass ein Lockdown einen unfassbaren Einfluss auf unsere Gesundheit nimmt und es in der Ambulanz Engpässe und ewig lange Wartezeiten gibt. Daher stellt dir unsere Autorin Jasmin Tipps vor, mit denen du einen möglichen Lockdown gut überstehst.
Die folgenden Tipps zeigen dir, wie du den psychischen Einfluss von Einschränkungen oder auch alltäglichen Dingen positiv beeinflussen kannst. Hierbei ist zu bedenken, dass jeder Mensch individuell ist und anders mit Situationen umgeht. Deshalb sind die Tipps lediglich Anregungen und kein Allheilmittel:
1. Struktur
Der menschliche Körper liebt Regelmäßigkeit. Routinen geben ihm einen festen Rhythmus und Halt. Es ist verführerisch, im Home-Office auszuschlafen und nicht so früh wie gewohnt aufzustehen. Gefrühstückt wird irgendwann am Tag und Zähneputzen hoffentlich nicht ganz vergessen. Das kann ein paar Tage gut klappen, aber nicht über mehrere Wochen. Der Körper verbraucht dafür mehr Energie, weil er die Abläufe nicht automatisieren kann. Es kann ein Gefühl von: „Ich schaffe überhaupt nichts“ einstellen und zu einer generellen Demotivation führen.
Deshalb sind Leitplanken wichtig für den Alltag: Setze dir Anker, wie immer um sieben Uhr aufzustehen, um acht Uhr zu frühstücken, um zwölf Uhr gibt es Mittag und um 18 Uhr Abendbrot. Darin lassen sich kleine Rituale, wie eine Tasse Kaffee in der Mittagspause, einbauen. Diese Struktur galt es, beizubehalten. Die Aufgaben zwischen diesen Leitplanken, wie Hausarbeit, Treffen mit Freunden oder Hausaufgaben, werden von Tag zu Tag ein Stück variieren. Außerdem hilft es, zum Beispiel Smartphone-freie Zeiten in den Ablaufplan zu integrieren, denn das ständige Checken von Nachrichten macht unruhig und nervös.
2. Kleidung
Kleidung und deren Farben beeinflussen unsere Emotionen und Leistungsfähigkeit ganz subtil. Mit dem “falschen Bein aufgestanden”, solltest du die Kleidung ganz bewusst auswählen und statt dem schwarzen Pullover lieber den gelben Lieblings-Hoodie vorziehen. Auch das Home-Office kann besser funktionieren, wenn man sich kleidet, als wäre man auf der Arbeit. Klingt merkwürdig, aber es konnte durch Studien bestätigt werden. Daran merkt man, dass kleine Veränderungen sich schon in der Gefühlswelt bemerkbar machen. Es gibt viele Dinge, die sich unbewusst auf die Psyche auswirken und einfach verändert werden können.
3. Sport
“Stay at home” heißt nicht, bleibe inaktiv. Das Sofa zieht einen magisch an, der Kühlschrank ruft und das Haus verlassen soll man nicht. Dabei aktiv zu bleiben, braucht Motivation. Am besten setzt du dir kleine Ziele, die du in eine Routine einbauen kannst.
Zehn Liegestütze nach dem Aufstehen, um den Körper gleich zu fordern; eine Minute Seilspringen nach der Arbeit, um sich auszupowern oder einfach mal die Musik laut aufdrehen und wild durch die Wohnung tanzen, um sich von schlechten Gedanken abzulenken, wären dabei gute Möglichkeiten.
Ruhigere Aktivitäten, wie Yoga oder Gärtnern auf dem heimischen Balkon oder im eigenen Garten, bieten sich ebenfalls an. Aktiv zu bleiben, bezieht sich dabei auch auf den Geist. Gehirnjogging durch Sudoku oder beispielsweise Kreuzworträtsel, aber auch das Anhören von Podcasts oder Hörbüchern bieten sich in den eigenen vier Wänden an.
4. Planen für bessere Zeiten
Dieser Tipp eignet sich auch hervorragend, wenn man gerade krank und schlecht drauf ist oder ganz viel Stress bei der Arbeit, im Studium oder in der Schule hat. Überlege, was du machen willst, wenn die Zeiten wieder besser sind. Setze dir dafür konkrete Ziele und schmiede Pläne, wie du sie erreichen kannst. Neben einem langersehnten Treffen mit der besten Freundin können das auch größere Pläne sein.
Es sind Aktivitäten, die du schon immer mal machen wolltest. Das kann zum Beispiel eine große Deutschlandreise sein. Diese ist auch während Corona planbar, wenn du dir einen Notfallplan dazu überlegst. Wenn die Hotels schließen müssen, ist eine Übernachtung auf einem Campingplatz vielleicht noch möglich oder eine Unterbringung bei Verwandten und Freunden. So kannst du gleich noch Menschen besuchen, die du lange nicht mehr gesehen hast.
5. Kontakte halten und Neues entdecken
Heutzutage haben wir den Vorteil. viele Plattformen für Video-Gespräche- und Telefonie zu besitzen und uns damit auch über größere Distanzen zu vernetzen. Denn gerade in Zeiten der räumlichen Ferne ist es wichtig, dass Kontakte zu Familie und Freunden weiterhin gepflegt werden. Telefoniere regelmäßig mit einem Freund und rede darüber, was dich bewegt. So kannst du Sorgen aktiv verarbeiten und hat eine Ansprechperson, die bestimmt die ein oder andere Lösung für deine Probleme parat hat. Man muss nicht immer nur reden, sondern kann auch gemeinsam spielen, kochen, Konzerte oder Filme anschauen.
Fotos und Videos überbrücken die Distanz und lassen die Beteiligten innerlich ganz nah beieinander sein. Nun hat man Zeit, auch mal einen alten Freund anzurufen, der durch den Alltagsstress ungewollt zu kurz gekommen ist. Oder man frischt alte Hobbies gemeinsam oder allein wieder auf. Viele Institutionen bieten nun auch Weiterbildungen, Theatervorstellungen oder die Ausstellungen ihrer Museen online an. Nun ist es an der Zeit, neue Aktivitäten zu entdecken und zum Beispiel Querflötenunterricht zu nehmen, eigene Gegenstände zu bauen oder Websites zu gestalten. Eine beliebte Aufgabe, die allzu oft liegen bleibt, ist das Sortieren von Fotos. Bei all diesen Dingen solltest du dir nicht zu viel aufzuladen und es nicht als Zwang ansehen. Es ist kein Problem, mal keine Lust auf die x. Videokonferenz zu haben und einfach mal für sich zu sein!
Kristina Gräfe
Schön, es gibt praktische Tipps. Sie helfen sich zu fokussieren und nicht stecken zu bleiben…. sozusagen ein Wegweiser für den Umgang mit der doch recht schwierigen Situation. Ich finde es toll, dass du scheinbar nicht so wichtigen Dinge, wie zum Beispiel die Farbe der Kleidung , erwähnt hast. Es ist oft so kleine Dinge, die uns unschöne Situation ertragen und den Tag besser angehen lassen. Vielen Dank dafür.