Wenn die Farbe der rosaroten Brillengläser langsam schwächer wird, drohen Verliebte irgendwann in ein grausames Loch zu fallen: Die Realität. An dieser Stelle kommt der Punkt, an dem jeder merkt: Oh, mein Partner ist doch nicht Gott, sondern nur ein Mensch. Was also tun? Wie ihr am besten damit umgehen könnt, dass ihr in einer Beziehung Menschen mit Stärken und Schwächen seid, erfahrt ihr hier. Und auch, wie ihr das gegenüber eurem Partner am besten zugeben könnt.
Als ich meinen Freund in Vorbereitung auf den Artikel gefragt habe, was meine typischen Schwächen sind, war die Liste lang. Schluck. Etwas zerknirscht habe ich mich dann getraut, zu fragen, ob er auch einige dieser Schwächen mag. Die Antwort: „Ich liebe sie alle“ – Zu diesem Punkt zu gelangen, war nicht einfach. Manchmal sogar sehr schwer. Und jeder muss in seiner Beziehung Schwieriges durchmachen, wenn er einen solchen Satz jemals hören will. Wenn ihr die erste „Schwer-Verliebt-Phase“ überstanden habt, kommt er eigentlich erst: der schwierige Teil der Beziehung. An dem Punkt, an dem ihr beschließt, dass ihr zusammen bleiben wollt, kommen sie ins Spiel: Unsere Stärken und Schwächen. Während ihr auf Wolke Sieben schwebt, blendet ihr alle Schwächen eures Partners aus. Ihr seht besonders seine Stärken.
Stärken und Schwächen schätzen lernen
Niemand muss sich allzu sehr den Kopf darüber zerbrechen, wie er seinem Partner am besten die eigenen Stärken präsentieren kann. Euer Partner hat sie längst erkannt und sich deswegen in euch verliebt. Dass ihr hilfsbereit, charmant, sympathisch, fröhlich und liebenswert seid, weiß er doch längst. Und die Stärken von euch, die vielleicht nicht ganz offensichtlich sind, wird euer Partner kennen und schätzen lernen.
Und das gilt auch für die Schwächen. Gerade die wird euer Partner erst mit der Zeit und sehr dosiert entdecken. Ob er sie auch schätzen lernt, liegt ein wenig in eurer eigenen Hand. Denn Schwächen sind vielfältig und treten in unterschiedlicher Ausprägung auf. Manche Schwächen sind einfach nur ein bisschen nervig, andere stören den Partner fundamental und bringen ihn zur Weißglut. Was könnten diese ominösen Schwächen sein? – Alles. Unnötigerweise mehrmals am Tag Duschen. Das Geschirr nicht spülen. Bei schlechter Laune immer alle gesammelte Patzigkeit nur am Partner auslassen. Andauernd dasselbe Wort wiederholen: Alles kann als Schwäche erscheinen – solange es eben nicht dem entspricht, was ihr selbst erwartet oder euch wünscht.
Tipps im Umgang mit Schwächen
Daher gilt als Erstes: Schraubt eure eigenen Erwartungen ein wenig zurück. Kein Mensch ist perfekt und das ist auch gerade richtig so. Wenn alle Menschen perfekt wären, wäre das Leben schließlich ganz schön langweilig. Es sind die Dissonanzen, die den Partner spannend machen und spannend bleiben lassen. Rechnet also ruhig damit, dass euer Partner viele Schwächen hat und seid bereit, sie lieben zu lernen.
Zweitens gilt: Macht euch nichts vor. Wenn ihr euch nur sehr selten seht und nicht viel gemeinsam unternehmt, kann es vorkommen, dass euch eure gegenseitigen Schwächen verborgen bleiben. Wenn ihr euch aber so richtig kennen wollt, dürft ihr auch vor den Schwächen des anderen nicht zurückschrecken. Fahrt daher gemeinsam in den Urlaub (nicht nur für zwei oder drei Tage!), und geht auch Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg. Je mehr ihr auch einmal 24 Stunden non-stop miteinander verbringt, desto offensichtlicher treten sie zutage: die Schwächen. Es wäre zum Beispiel eine Schwäche, wenn er einen Hände-Wasch-Tick hätte. An einem gemütlichen Abend merkt ihr das nicht. In einem Urlaub kann das aber schon mal ungemütlich werden. Oder sie meint immer genau dann morgens aus dem Bett aufstehen zu müssen, wenn es gerade gemütlich wird – auch das kann euch an einem Abend leicht verborgen bleiben.
Drittens: Es ist zwar nicht immer schön, Schwächen zuzugeben. Schon gar nicht, vor dem Partner. Ihr wollt ja perfekt erscheinen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem ihr euch folgendes überlegen müsst: Entweder, ihr wollt für immer perfekt erscheinen – dann wird die Beziehung nicht funktionieren. Oder, ihr wollt die Beziehung – dann müsst ihr notgedrungen ein paar Schwächen zugeben. Seid aufrichtig zueinander. Gebt ganz ehrlich eure Schwächen zu. Nicht alle auf einmal, und auch nicht so, dass sie euch in ein schlechtes Licht stellen. Aber traut euch! Ihr dürft sagen, dass ihr etwas nicht gut könnt, dass ihr einen Tick habt, dass ihr eine unangenehme Verhaltensweise habt, die ihr euch aber nicht abgewöhnen könnt. Diese Offenheit macht die Beziehung für euch beide viel angenehmer.
Schwächen und Stärken ergänzen sich
Wenn ihr es einmal geschafft und eure Schwächen offen zugegeben habt – klasse! Jetzt geht die Beziehung in die nächste Runde. An diesem Punkt könnt ihr sogar Kapital aus euren Schwächen schlagen. Wer sagt denn, dass Schwächen etwas Schlechtes sind? Mit ein bisschen Glück ergänzen sich eure Stärken und Schwächen wunderbar. Ein Beispiel: Wenn er gerne kocht – lass ihn kochen! Wenn sie ungern kocht, aber Ordnung in der Küche liebt – lass sie doch nachher aufräumen. Ein besseres Prinzip der Arbeitsteilung gibt es kaum. Noch ein Szenario: Sie ist gerne kreativ, aber handwerklich ungeschickt. Er hat nicht viele Ideen, kann aber den Schrank bauen, den sie sich in ihren Träumen zurecht phantasiert hat – na bitte! Dann sind Schwächen doch etwas ganz tolles, dann findet eine Symbiose statt.
Zum Schluss kann ein letzter Rat helfen: Wenn ihr eingesehen habt, dass jeder von euch Schwächen hat und wenn ihr sie euch sogar gegenseitig eingestehen konntet, dann habt ihr schon viel erreicht. Wenn ihr euch gegenseitig mit euren Stärken und Schwächen ergänzen könnt – umso besser. Aber nicht alle Schwächen eignen sich dazu, sich mit anderen Stärken zu ergänzen. In solchen Fällen gilt: Nehmt auch manchmal eure eigenen Schwächen mit Humor. Denn sie sind es, die uns erst liebenswert machen.
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