Die Kirche und das liebe Geld – seit den Berichten um den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst ist es ständig wiederkehrendes Thema. Immer wieder kocht es hoch, wenn ein weiteres (Erz-)Bistum seither seine Finanzen offenlegt und das Versprechen von mehr Transparenz einzulösen versucht. Doch wie weit reicht die Offenheit in finanziellen Fragen wirklich? Angesichts langfristig drohender Rückgänge der Kirchensteuer wirkt die Kirche in Deutschland immer noch eher planlos und intransparent.

Sonntagmorgen, 10:00 Uhr. Die Glocken läuten, die Orgel erklingt. Bis auf einige Nachzügler haben die meisten Gottesdienstteilnehmer ihren Platz in den Bänken der katholischen Dorfkirche gefunden. Doch vollbesetzt ist sie noch lange nicht. Die vereinzelt sitzenden Messbesucher haben mehrheitlich grau-weißes Haupthaar. Dazwischen sieht man in weit geringerer Anzahl einzelne Familien mit kleinen Kindern. Jugendliche und junge Erwachsene sieht man kaum. Es ist das typische Bild einer typischen Kirche in Deutschland. Es bezeugt, dass die Kirche ein demografisches Problem erwartet. Was wird sein, wenn die treuen älteren Kirchgänger nicht mehr da sind? Wo bleibt die kirchliche Jugend? Und vor allem: Wer finanziert in Zukunft die vielen Institutionen, Aktionen, Strukturen und Mitarbeiter des „Apparats“ katholische Kirche in Deutschland?
Noch sieht die Lage sehr gut aus. Die Kirchensteuer als Haupteinnahmequelle hat immerhin zuletzt trotz der kontinuierlich sinkenden Anzahl an Mitgliedern einen Aufwärtstrend erlebt. Nach offizieller Statistik des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) stieg das Nettoeinnahme-Volumen seit dem Jahr 2005 stark an, von damals 3.977 Milliarden auf 5.681 Milliarden im Jahr 2014. Einen leichten Rückgang gab es zwischenzeitlich nur im Zuge der Finanzkrise von 2008 bis 2010. Grund für diesen Anstieg ist die anhaltend gute Konjunktur und die gestiegene Anzahl an (kirchensteuerpflichtigen) Erwerbstätigen. Dass dieser Anstieg demnächst ein Ende haben wird, weil neben den auch weiterhin hohen Austrittszahlen gerade bei den Kirchensteuerzahlern der demografische Faktor irgendwann voll zum Tragen kommt, ist kein Geheimnis.
Will die Kirche das Problem nicht sehen oder nicht zugeben?
Wenn allein 2014 über 600.000 Menschen wegen Austritt, Arbeitslosigkeit oder Verrentung keine Kirchensteuer mehr zahlen und diese Zahl bei Renteneintritt der Babyboomer-Generation noch einmal signifikant zunimmt, werden die Kirchensteuereinnahmen langfristig drastisch sinken. Hinsichtlich konkreter Prognosen über diesen zukünftigen Einnahmenrückgang hält sich die Kirche jedoch bedeckt; so konnte (oder wollte?) die Presseabteilung des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz auf Anfrage keinerlei Zahlenmaterial hierzu herausgeben.
Auch auf diözesaner Ebene wird die Frage nach der Zukunft kirchlicher Finanzen eher vorsichtig behandelt. Im Finanzbericht 2013 des Erzbistums Köln beispielsweise wird die von der allgemeinen demografischen Entwicklung verursachte Schwierigkeit, die Finanzierung der bisherigen kirchlichen Strukturen nachhaltig zu gewährleisten, immerhin als „erhebliche Herausforderung“ erkannt. Konkretisierte Prognosen und Zukunftsszenarien findet man jedoch nicht.

Sind mehr private Wohltäter gefordert?
Sinkt das Volumen der Pflichtabgaben, sollte der Blick mehr auf die freiwilligen Abgaben an die Kirche gerichtet werden. Doch auch hier ist die Transparenz noch ausbaufähig. Es wird nämlich nicht offengelegt, wie hoch der Anteil der Erträge aus freiwilligen Abgaben wie Spenden und Erbschaften ist. Es werden „nur Gesamtzahlen und keine Differenzierungen“ veröffentlicht, so Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Homepage der DBK ist immerhin zu entnehmen, dass das Gesamtvolumen des Spenden- und Kollektenaufkommens 2009 bei 250 Millionen Euro lag. Es handelt sich hierbei demnach um einen nur geringen Anteil an den kirchlichen Gesamteinnahmen. Der Anteil an Einnahmen aus Erbschaften ist allerdings in den vergangenen Jahren angestiegen und man kann begründet annehmen, dass sie weiter ansteigen wird, wenn die Babyboomer-Generation nach und nach verstirbt. Die Größenordnung der Kirchensteuereinnahmen ist jedoch unmöglich zu erreichen, weshalb die Einnahmen aus Erbschaften nur einen Bruchteil der sinkenden Kirchensteuereinnahmen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auffangen können.
Gegen diese demografische Zeitbombe können, wenn überhaupt, nur besonders freigiebige Großspender und Erblasser helfen – allerdings mit der Gefahr, dass die Kirche hierdurch in finanzielle Abhängigkeiten gerät. Die Kirche in Deutschland sollte sich daher am besten eher heute als morgen planmäßig darauf vorbereiten, zukünftig mit weit weniger finanziellen Mitteln auskommen zu müssen und dies vor allem offener kommunizieren.
Wenn es ihr dabei gelingt, sich von so manchem Ballast zu befreien, umso besser. Wenn sie sich dabei auch noch fokussierter, kraftvoller und glaubwürdiger auf den Kern ihres Auftrags, der Verkündigung des Evangeliums, besinnt und dadurch irgendwann einmal wieder gleich viele junge wie alte Sinn- und Gottessucher in den Kirchenbänken Antworten und Orientierung erwarten, noch besser.
Lieber Lars, in welcher Traumwelt lebst Du denn ? Oder willst Du, wie diese religiösen Institutionen das eigentlich generell und seit Jahrhunderten tun, die Schäfchen endgültig für dumm verkaufen ? Allein die katholische Kirche ist in Deutschland der größte Grundbesitzer, die evangelische ist nicht weit davon. Und wie sie dazu gekommen sind, sollte eigentlich jedem klar sein, der mündig ist und zu denken gelernt hat. Es finden sich halt auch in unserer Zeit immer noch Massen von Einfältigen, die ihren Besitz einer solcher Organisation überschreiben, die sich nur wenig von weltlichen unterscheidet. Sicher sind sie verlogener. Bei Wirtschaftunternehemen sind die Interessen indes klar. Selbst das Eintreiben der Kirchensteuer für diese Institutionen durch den Staat ist mehr als fragwürdig und in meinen Augen eine Frechheit.