Walburga und Arthur sind seit dem 7. Mai 2022 (kirchlich) verheiratet. Ihnen war es wichtig, sich vor Gott ihr Ja-Wort zu geben und mit seinem Segen in die Ehe zu gehen. Beide haben sich in einer Würzburger Kirchengemeinde kennengelernt. Ich habe sie gefragt, warum ihnen der Glaube als Ehepaar wichtig ist und wie sie ihren Glauben im Alltag leben. Dazu gehört aber auch, wie beide aufgewachsen sind und warum eine Beziehung ohne Gott als Mittelpunkt über kurz oder lang scheitert.
„Mir wurde der Glaube in die Wiege gelegt“, beginnt Walburga, deren Eltern ihr und ihren Geschwistern den Glauben vermittelt haben. Sie wächst zusammen mit acht Geschwistern auf – die Eltern sind sehr religiös und beten täglich, unter anderem den Rosenkranz. Der Tag war voll durchgetaktet und hat zuerst mit einem Morgengebet angefangen.
„Das macht den Tag einfach erträglicher und ich kann die Herausforderungen ohne großen Druck annehmen“, sagt die Arzthelferin. Noch heute betet sie mit Arthur täglich vor dem Essen – beide halten auch gemeinsame Gebetszeiten ab. Im Alter von 16 Jahren habe sie sich bewusst für den Glauben entschieden, der ihr aber nicht der Tradition wegen wichtig geworden war, sondern weil der Glaube etwas war und ist, „das nicht langweilig wird“.
Der katholische Glaube ist nicht langweilig, sondern er lebt
Als Teenager hat sie zum ersten Mal an einer Wallfahrt teilgenommen, wo sie viele andere junge und gläubige Menschen kennengelernt hat und dadurch ihren Glauben festigen konnte. „Ich wollte im Glauben weiterkommen – bei den Petrusbrüdern, in meiner Pfarrgemeinde oder auf Exerzitien mit dem Kreuzorden“, sagt Walli heute rückblickend. Fester Teil des Alltags waren das Tischgebet und das gemeinsame Rosenkranzgebet am Abend. Beides gibt dem Tag eine gewisse Struktur und beides hat heute noch einen festen Platz bei dem Ehepaar.
Ob es auch rebellische Momente gab? Klar habe es auch Zeiten gegeben, wo sie es „ätzend“ fand, katholisch zu sein. Jeden Sonntag „mussten wir als Kinder in die Kirche gehen“ und als ob das noch nicht genug wäre, gab es ja auch noch den Rosenkranz – jeden Tag um Punkt 19 Uhr. Egal, ob der eine oder die andere geschlafen hat – die Eltern hätten es „voll durchgezogen“. Das habe sie aber nicht gestört, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie in der Schule und im Freundeskreis die Einzige unter vielen war, die gläubig war. „Glaube ist Privatsache“ lautet das Credo vieler Menschen. „Habt euren Glauben, aber lasst mich damit in Ruhe!“ Den Glauben sieht man einer Person nicht an und so wussten auch viele Freundinnen von Walburga nicht, dass sie gläubig ist und täglich betet.
„Als ich jünger war, wollte ich einen potentiellen Partner missionieren“
Als 16-Jährige habe sie sich jemanden gewünscht, „den sie missionieren könnte“. Im real life ist das leichter gesagt als getan. „Ich will einen Mann treffen, der kein Problem hat, am Sonntag in die Messe zu gehen und ich habe mir immer einen Mann gewünscht, mit dem ich abends auch mal einen Rosenkranz beten kann.“
Mit Arthur, den sie 2018 kennengelernt hat, kann sie ihren Glauben leben – vor der Ehe und auch jetzt. „Wir wollen es auch unseren Kindern weitergeben und wenn der Partner nicht mitzieht, entsteht eine Uneinheit: Was soll das Kind glauben, wenn der Mutter der Glaube wichtig ist, aber der Vater nichts damit anfangen kann?“, sagt Walli überzeugt.
„Eine halbe Stunde beten ist nicht viel verlangt“
Walli und Arthur genießen beide jetzt noch die Ehe zu zweit, arbeiten und nehmen sich jeden Abend Zeit für das gemeinsame Gebet. Klar sei es schwierig, wenn einer ungeplant später heimkommt und noch gegessen wird, aber „für einen Rosenkranz ist immer Zeit, wo wir zur Ruhe kommen“, sagt Walli. „Den Fernseher schalten wir erst gar nicht ein“, fügt Arthur hinzu.
Obwohl der Kopf noch voll ist von den Erlebnissen des Tages, schaffen es beide, ruhig zu werden, denn seien „wir einmal ehrlich: Eine halbe Stunde beten jeden Tag ist nicht zu viel verlangt und wenn beide dahinter stehen und es beiden wichtig ist, dann schafft man es auch“, sagen beide, denen die Anbetung, zum Beispiel in ihrer Pfarrei oder bei der Nightfever-Initiative, wichtig ist. „In der Anbetung ist Jesus wirklich präsent und er wartet auf dich und dann kannst du ihm wenigstens eine Stunde deiner Zeit schenken – auch unter der Woche.“
Wenn man Kinder hat, dann ist der Alltag ganz anders, habe ihnen ein befreundeter Pater gesagt. „Macht eine feste Uhrzeit aus, wann ihr gemeinsam betet. Dann wissen die Kinder, dass zum Beispiel um 19 Uhr die Eltern nicht spielen können und sie sich selbst beschäftigen müssen.“
Arthur: „Walli hat mir neue Türen im Glauben eröffnet“
Welches Kind langweilt sich in der Kirche nicht? „Wir haben früher nicht verstanden, was in der Kirche am Altar abging“, erinnert sich Arthur. Der Gottesdienst gehörte zum Sonntag einfach dazu – es sei reine Pflichterfüllung gewesen – nicht mehr und nicht weniger. Heute sei es anders, dank Walli und einem befreundeten Priester, der „den Glauben – ich sag mal so – neu entfacht und lebendig gemacht hat.“
Auch der Austausch mit anderen jungen Gläubigen habe den Glauben von Arthur gestärkt. Seine Frau sei ganz anders im Glauben erzogen worden als er – „ich kannte diese ganzen Angebote, auch die Wallfahrten vom Fatimaweltapostolat Würzburg oder anderen Vereinen, nicht. Wir waren normale Kirchgänger.“ Walli habe ihm neue Türen im Glauben eröffnet.
„Wir fetzen uns auch ganz schön, aber versöhnen uns am selben Abend wieder“
Was gibt ihnen der Glaube im Zusammenleben und im Alltag? Walli weiß es ganz genau: „Die Versöhnung fällt einem leichter. Wir fetzen uns auch, wir sind keine Heiligen, aber ich kann danach einfach nicht einschlafen und will das auch nicht.“ Ganz bodenständig. Glauben trage entscheidend zur Selbstreflexion bei. Wie soll er denn reagieren, wenn du so oder so drauf bist? Man müsse sein Verhalten und die Vergangenheit reflektieren.
Arthur sei offen und fähig, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Walli habe seine Art des Glaubenslebens beeindruckt. Sie habe sich auch einen Mann gewünscht, der das Leben genießt, Freude am Leben hat und feiern kann. In katholischen Kreisen ist es schwer, einen guten Mann zu finden. In unserer Generation sei es normal, dass man schon in Beziehungen war oder sexuelle Erfahrungen gemacht hat vor einer Ehe. Auch Erfahrungen mit Drogen kommen meist dazu. Walli hofft, dass Arthur und sie durch ihre Art und Weise, den Glauben und die Ehe zu leben, zeigen können, dass katholisch-Sein heißt, dass wir auch die schönen Seiten des Lebens genießen. Jesus selbst war auch feiern und in Gesellschaft.
Wie hat sich dein Leben durch den Anderen verändert?
„Ich bin offener und aktiver anderen Menschen gegenüber geworden“, sagt Arthur nach drei Jahren Beziehung und rund einem Jahr Ehe. Dass man zusammen unterwegs sei, mache die Sache leichter. Die Prioritäten hätten sich verschoben von einer Ich-Beziehung hin zu einem „Sich schenken“ – im gemeinsamen Wohnen und auch mit den gemeinsamen Herausforderungen.
„Durch das Gebet verlieren die Hürden an Größe und der Alltag wird leichter“, können beide aus Erfahrung sagen. Wenn das kein Ansporn ist, besonders jetzt im Rosenkranzmonat Oktober das Gebetskettchen hervorzuholen, dann weiß ich es auch nicht.
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