Lazarus ist tot, doch Jesus kann ihn zurück ins Leben holen. Das zeigt: Begegnung mit Jesus zielt nicht auf Tod und Verderben, sondern auf Leben in Fülle. Auch wenn das Christentum dies erst für das Leben der neuen Welt erwartet, kann es bereits das Leben in dieser Welt verändern.
Jesus trauert: Sein Freund Lazarus ist gestorben (Johannesevangelium 11,1-46). Jesus macht sich auf den Weg in das Dorf seines Freundes, kommt aber zu spät an. Lazarus ist seiner Krankheit erlegen, er ruht bereits im Grab. Die Schwestern des Lazarus trauern ebenfalls – und haben doch bereits eine Ahnung, dass selbst der Tod für Jesus nicht unüberwindbar ist. Und tatsächlich: Jesus erweckt den Lazarus; der Tote lebt wieder. Einmal mehr erweist Jesus seine Macht. Weil er wirklich der Sohn Gottes ist, kann er sogar dem Tod befehlen. Und für Lazarus wird eine Begegnung mit Jesus zum Leben.
Fastenzeit: Umkehr zu Gott
Aus christlicher Perspektive geht es in der Fastenzeit nicht nur um den reinen Verzicht. „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott“, schreibt etwa der Prophet Joel (Joel 2,13). Nicht der reine Verzicht – etwa auf Alkohol oder Fleisch, Netflix-Serien oder Zigaretten – steht im Mittelpunkt, sondern die Hinwendung zu Gott. Die Fastenzeit will wieder freie Zeit schaffen, in der Menschen ihrem Gott begegnen können. Diese Begegnung kann ganz unterschiedlich aussehen. „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“, sagte Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., einmal in einem Interview mit dem Journalisten Peter Seewald. Und das gilt auch für die Begegnung mit Gott – und für die ganze Fastenzeit. Und trotzdem gibt es gerade in der Heiligen Schrift immer wieder Vorbilder, die zeigen, wie einzelne Menschen in Jesus Christus ihrem Gott begegnen konnten.
Ewiges Leben
Lazarus begegnet Jesus und findet zurück in das Leben. Eines ist dabei allerdings klar: Lazarus muss eines Tages doch wieder sterben. Jesus hat ihm nicht das ewige Leben geschenkt – zumindest noch nicht. Und doch sagt diese Begegnung etwas Grundsätzliches aus: Jesus will das Leben der Menschen. Er selbst sagt: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannesevangelium 3,16). Die Begegnung mit Jesus will ins Leben führen. Gerade in der Fastenzeit sollte man dies nicht vergessen: Auch angesichts von Sünde und Schuld ist das große, von Gott vorgesehene Ziel nicht Verderben, sondern Leben.
Leben in Fülle
Dieses Leben beginnt bereits in dieser Welt. Immer wieder kann man Jesus begegnen und dabei neuen Mut schöpfen. Für Lazarus war ja bereits alles vorbei: Er war nicht nur krank oder traurig oder verzweifelt – er war schon tot. Und gerade, als es scheint, Jesus sei zu spät gekommen, beginnt das Leben von neuem. Wer Jesus begegnet, begegnet dem Leben – einem Leben in Fülle, das wir eigentlich erst für die kommende Welt erwarten, dass aber schon im Hier und Jetzt beginnen kann.
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