Hanna Tonnemacher ist als Reitsport-Bloggerin bei Instagram aktiv. Auf ihrer Seite „miss.skyfire“ berichtet sie über den Alltag mit ihrem Pferd und gibt auch Privates preis. f1rstlife sprach mit ihr darüber, wie sie auf ihre momentan 46.000 Likes bei Instagram kam, ab wann man als Influencer Geld verdienen kann und wo die Grenzen der Glaubwürdigkeit sind.

Liebe Hanna, was ist für Dich eigentlich ein Influencer?
Ich habe mit dem Begriff immer so ein bisschen Probleme, weil er oft negativ konnotiert ist. Ich sehe mich auch nicht als Influencer, sondern als jemand, der über seinen Alltag und das Leben mit seinem Pferd berichtet. Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Influencer und einem Blogger. Es geschieht natürlich automatisch, dass man Leute beeinflusst, wenn man Fans oder Follower hat, die einen oft als Vorbild sehen und auf die Meinung vertrauen und gewisse Handlungen nachahmen wollen. Aber ein Blogger oder ein Influencer ist für mich jemand, der aus freien Stücken auf sozialen Netzwerken sein Leben oder seine Ansichten veröffentlicht.
Was sind konkret Deine Tätigkeiten?
Ich berichte über den Alltag und das Leben mit meinem Pferd. Es geht dann um tägliche Aufgaben wie Putzen und Reiten, aber auch um Turniere, Lehrgänge oder Trainings. Manchmal veröffentliche ich auch Fotos zu Outfits, die mein Pferd trägt. Ich habe auch Shootings mit Fotografen, mit denen ich zusammenarbeite und gewisse Ideen umsetze, passend zur Jahreszeit oder zu bestimmten Themen, wo ich dann auch dazu passende Texte veröffentliche. Und über die Instagram-Stories nehme ich meine Follower öfter mal auch hautnah mit und filme, was ich alles so mache. Aber ich bin da ganz frei. Wenn ich keine Lust habe, dann veröffentliche ich keine Insta-Stories, und wenn Lust drauf habe, dann mache ich es.
Wie viel Aufwand ist das?
Das kommt drauf an. Ich würde sagen, ich investiere so ein bis zwei Stunden pro Tag da rein. Es kommt auch darauf an, wie aktiv man auf anderen Instagram-Seiten ist, ob man sich da viel anschaut, Beiträge liked und kommentiert. Ansonsten kann es auch mal nur eine halbe Stunde pro Tag sein. Wenn ich ein Shooting habe, dann dauert das drei, vier Stunden.
Seit wann machst Du das jetzt?
Meine Instagram-Seite habe ich seit Mai 2015. Ich habe ganz schleichend angefangen und nie die Idee gehabt, dass ich Influencerin oder Bloggerin sein will. Es war eher so, dass ich schon immer viele Fotos von meinem Pferd gemacht habe und die natürlich auch teilen wollte. Das habe ich damals auf meinem privaten Instagram-Account gemacht, bis ich irgendwann dachte: „Du kannst doch nicht so viele Pferde-Fotos teilen, das interessiert die Leute doch gar nicht!“ Dann wollte ich das Leuten zeigen, die das auch wirklich interessiert, und die Idee mit der Instagram-Seite kam auf. Ich hatte dann innerhalb einer Woche die ersten hundert Abonnenten, nach zweieinhalb Monaten tausend und so ging das kontinuierlich nach oben.

Wie hast Du es denn am Anfang geschafft, dir eine Basis aufzubauen?
Ich denke, das hängt auch mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem ich damit angefangen habe. Vor drei Jahren war es noch nicht so üblich, eine Pferdeseite zu führen und über das täglich Leben mit einem Pferd zu berichten. Da gab es noch nicht so viele Seiten wie heute oder vor einem Jahr. Deswegen war es gewissermaßen auch ein bisschen Glück. Wichtig ist aber auch, regelmäßig zu posten. Am besten einmal pro Tag, eigentlich sogar zweimal. Das mache ich aber nicht, weil ich da nicht so einen großen Aufwand reinstecken kann und möchte. Wichtig ist auch, qualitativ hochwertige Fotos zu posten, interessante Dinge zu posten, einen abwechslungsreichen Content zu bieten. Man sollte auch viel mit den Nutzern interagieren. Ich versuche, auf die meisten Kommentare zu antworten und zu liken, so bekomme ich ganz viele Nachrichten.
Wie läuft die erste Kontaktaufnahme mit Werbeträgern? Muss man sich darum kümmern oder wird man angeschrieben?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich persönlich habe keinen meiner Kooperationspartner angeschrieben, ich wurde von allen angeschrieben. Das ist aber ganz locker. Ich habe ein paar Kooperationspartner, die mich mit Produkten ausstatten, und dann markiere ich die auf meinen Bildern oder erwähne sie in meinen Stories. Aber für die meisten bekomme ich kein Geld. Es hat natürlich auch Vorteile, wenn alles vertraglich geregelt ist, aber für mich ist das weiter ein Hobby und soll Spaß machen. Ich will nicht das Gefühl haben, dass ich noch in den Stall fahren und drei Posts machen muss, weil ich sonst mein Geld nicht bekomme. Deswegen habe ich das Verhältnis immer sehr locker geregelt.

Ab wann kann man damit Geld verdienen?
Es kommt darauf an, wie man das aufzieht. Ich habe schon von Leuten gehört, die teilweise weniger Follower haben als ich, und bis zu tausend Euro damit verdienen. Es ist ja gerade im Kommen, dass Kooperationen bezahlt werden. Was im Lifestyle-, Travel- oder Foodbereich schon lange üblich ist, kommt auch langsam im Reitsportbereich an. Die tausend Euro setzen sich dann aus mehreren Kooperationen zusammen. Aber das ist von Kooperation zu Kooperation und von Influencer zu Influencer verschieden.
Hast Du schon solche bezahlten Partnerschaften?
Ich hatte zwei bezahlte Kooperationen, das waren aber keine langfristigen Sachen, sondern einmalig. Ich habe dann ein Produkt bekommen und einen Instagram-Beitrag dazu geschrieben.
Warst Du von den Produkten dann auch wirklich überzeugt?
Ich persönlich bin von den Sachen, über die ich schreibe, zu hundert Prozent überzeugt, das ist für mich das Wichtigste. Glaubwürdigkeit ist das A und O. Ohne Glaubwürdigkeit kann man die ganze Sache auch lassen. Ich habe auch schon einige Kooperationsanfragen von Firmen bekommen, die ich abgelehnt habe, weil ich dachte, dass das nicht zu mir passt. Für mich passt es nicht, für irgendwelche Smoothies oder Diätkapseln zu werben, weil ich mir dabei einfach nicht glaubwürdig vorkommen würde.
Welche Rolle spielt das Thema Glaubwürdigkeit denn generell unter Influencern?
Ich will niemanden in den Dreck ziehen, aber ich wundere mich schon manchmal, wenn ich mir Instagram-Stories anschaue und Influencer sehe, die mit einem Hersteller von Diätkapseln kooperiert, für Sonnenbrillen wirbt und dann für Fitnesskleidung. Ich finde es sehr schwierig, wenn nicht mehr der Reitsport im Mittelpunkt steht. Man kann schon mal ein, zwei Kooperationen abseits vom Reitsportbereich machen, weil sich die Follower natürlich auch für andere Sachen interessieren. Aber es sollte nicht Überhand nehmen.
Warum funktioniert dieses Konstrukt denn generell so gut: Du postest Bilder, und ganz vielen Leuten gefällt das.
Ich denke, viele können sich identifizieren mit dem, was ich mache. Für viele kleine Mädchen ist es ein Traum, ein eigenes Pferd zu haben und mit diesem durch dick und dünn zu gehen. Vielleicht ist das auch ein Draufschauen nach dem Motto: „So möchte ich auch sein.“ Viele finden natürlich auch den sportlichen Erfolg interessant und zu verfolgen, wie ich trainiere und besser werde.
Wie wird sich das Konzept Blogger oder Influencer in Zukunft entwickeln?
Da bin ich auch gespannt. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Weile noch so weitergeht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass der Hype genauso schnell runtergeht, wie er hochgegangen ist.
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