Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und damit auch Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Bruderschaft gehören etwa 100 Männer aus aller Welt an. Es sind Brüder sowohl der protestantischen Gemeinden als auch der Katholischen Kirche. Ein Viertel von ihnen lebt in Afrika und Asien. Sie teilen dort ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen. Über Silvester reisen traditionell junge Menschen aus ganz Europa zum Europäischen Treffen der Gemeinschaft von Taizé. Dieses Jahr ist die slowenische Hauptstadt Gastgeber dieses Treffens.
Tag I: Die Ankunft
Heute Morgen sind wir in Ljublijana angekommen. Schon die Fahrt mit dem Bus war äußerst beengt, denn ich hatte kaum Beinfreiheit. Schon hier wurde mir bewusst, dass ich aus dem Alltag viel zu viel belastendes Gepäck mitgenommen hatte. Es wird wohl eine große Herausforderung werden, diese Hürden hier zu überwinden.
Doch in Slowenien wurde mir auf der Fahrt mit einem Boot ebenso bewusst, dass es wichtig ist, bei sich selbst anzukommen, sofern man sich nicht im Kreis drehen möchte. Außerdem ist es mein Ziel, schöne Erfahrungen mitzunehmen. In diesem Jahr habe ich mich besonders darüber gefreut, bei der Bescherung an Weihnachten von guten Freunden bedacht worden zu sein. Gerne würde ich mich hier in Slowenien dafür revanchieren.
Tag II: Die Bibelgruppen
Der Vormittag während des Treffens ist geprägt von Kleingruppen, in denen über ausgewählte Meditationen oder Bibelverse diskutiert wird. Heute sprachen wir über die Gabe des Zuhörens. Krisen verfolgen das Ziel, einander zu begegnen und insbesondere einander zuzuhören. So auch in der Zeit von 2020 bis 2022, während der Corona-Pandemie. Hier war es zunächst nötig, Kontakte zu vermeiden, um eine Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Doch der Mensch war auch gefordert, aus dieser Krise zu lernen. Werte, wie Menschlichkeit und Zusammenarbeit, schienen wichtiger denn je.
Der Wert der Nächstenliebe, der Caritas sollte eine stärkere Beachtung erfahren. Doch das Gegenteil trat ein. Nahezu jeder Mensch und jede Nation war von der Furcht beseelt, diese Krise als Verlierer zu verlassen. Konflikte, die bereits über Generationen ruhten, schienen nun unvermittelt zu eskalieren. Kriege, die als eingefroren galten, wurden nun heiß. Die oben beschriebene Furcht begleitete auch das wirtschaftliche Geschehen. Negative Schlagwörter, wie Inflation, Sanktionen, Energiekrise, Arbeitslosigkeit oder Haushaltskrise sowie die Berichte von Protesten und Ausschreitungen sind nun die unmittelbaren Themen der Medien.
Ich hätte mir gewünscht, Werte, wie Inklusion, Lebensrecht oder Förderung von Stärken, besser etablieren zu können. Werte, welche die Gemeinschaft von Taize seit jeher lebt. All diese Tragödien wären der Menschheit nicht widerfahren, wenn wir diese Werte in der Corona-Pandemie hätten stärken können. All dies hätte vermieden werden können, sofern wir einander zugehört hätten.
Tag III: Ein besonderer Workshop
Der Nachmittag der Treffen ist geprägt davon, Workshops besuchen zu dürfen. Ich habe mich dazu entschieden, an einer Führung innerhalb der ältesten franziskanischen Bibliothek in Slowenien teilzunehmen. Die ältesten Werke sind über 800 Jahre alt.
Es hat mich in einem besonderen Maße berührt, eines dieser Werke anfassen zu dürfen, auch wenn dieses nur ein Alter von ca. 300 Jahren hatte. Es kam aus dem Jahre 1643. Jedoch konnten dort auch Werke berühmter Maler besichtigt werden. Viele von ihnen gaben ein Zeugnis einer tiefen Marienverehrung. Auch nicht-christliche Werke waren hier zu sehen.
So konnte ich beispielsweise eine Ausgabe des Korans sehen. Von den Bildern jedoch hat mich am meisten eine Darstellung aus dem Evangelium nach Lukas, die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, beeindruckt.
So wie sich Maria auf dem Weg zu Elisabeth befand, so sind wir alle nun auf dem Weg in den Alltag, um dort die Erfahrungen der letzten Tage zu verkünden. Ich möchte auch erwähnen, dass ich es sehr schön fand, begleitet worden zu sein. Mich hat es berührt, dass unsere Gruppenleiterin mein Interesse geteilt hat. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Tag IV: Silvester
An Silvester wird am Abend zunächst ein Friedensgebet begangen. Dieses Friedensgebet scheint für die Europatreffen traditionell – beinahe routiniert – zu sein. Doch ist bereits während der vergangenen Treffen spürbar gewesen, wie fragil dieser Friede ist. Die Angst vor Brüchen und Spaltungen war schon in Riga, Basel, Madrid und Breslau deutlich geworden.
Deutschland erfährt seit der Wiedervereinigung einen Wohlstand, der uns träge werden lässt. Auf dem anschließenden Fest der Nationen wurde mir bewusst, welchen traditionellen Wert unser vereintes Europa birgt. Vertreter aller anwesenden Nationen führten hier etwas Traditionelles aus ihrem Heimatland auf. Wenn der Friede bricht, bricht auch das Verständnis füreinander. Dies ist etwas, was ich auf jeder Reise neu lernen muss.
Tag V: Neujahr
Heute durften wir in unserer Gastfamilie erneut den Wert der Gastfreundschaft erfahren. Gastfreundschaft ist etwas, was der Mensch nur mit dem Herzen sehen kann. Heute sicherlich auch mit dem Geschmack. Wir waren am Neujahrstag nämlich bei unserer Gastfamilie zum Essen eingeladen. Ich bin sehr dankbar für die familiäre Atmosphäre. Wir hatten eine Gastfamilie, in welcher ein Vater, eine Mutter, ein Mädchen von 11 Jahren und ein 6-jähriger Junge lebte.
Sie hatten außerdem einen Wellensittich sowie eine Rennmaus. Nach dem Mittagessen ergab sich die Gelegenheit für Gesellschaftsspiele. Ich werde außerdem die abendlichen Gespräche über die Geschichte, die Kultur, die Geographie sowie die Politik Deutschlands und Sloweniens in Erinnerung behalten. Es hat mich sehr gefreut, dass die Familie sich die Mühe gemacht hat, in der Stadtbibliothek Informationsmaterial über Slowenien auszuleihen. Die morgendliche Aussicht auf die Alpen war ein absoluter Traum.
Bei gutem Wetter ist der nebelverhangene Gipfel des Triglau mit einer Höhe von 2864 Metern in den julischen Alpen gut zu erkennen. Er ist der höchste Gipfel in Slowenien. Die Natur und die Stadt waren unbeschreiblich schön. Unsere Gastfamilie war sehr zuvorkommend. So wie der Apostel Thomas die Auferstehung Christi fühlen durfte, so durften wir die Gastfreundschaft in Slowenien fühlen. Vielen Dank unserer Familie für dieses Geschenk.
Daniel
Danke für die geschilderten Eindrücke.
Jonas
Sehr gerne
Annette Maassen
Ein toller Bericht Patenkind. Ich bin stolz auf dich.
Jonas
Danke Patentante
Gregor
Ein sehr authentischer und interessanter Bericht! Prima!
Jonas
Vielen Dank