Was ist „gut“? Was ist ein „gutes Leben“? Diese Frage stellen sich Menschen seit jeher. Die Antwort ist alles andere als einfach. Benedikt Bögle hat sich auf eine Spurensuche in der Bibel gemacht.

Was macht einen guten Menschen aus? Schwierig. Einen Teil der Antwort werden wohl alle Menschen teilen können. Ein guter Mensch sollte wohl kein Verbrecher sein. Er sollte nicht gewalttätig sein. Darüber hinaus wird jeder Mensch seine eigene Definition von „gut“ haben. Für den einen sollte ein guter Mensch barmherzig sein, für einen anderen freundlich, für einen dritten friedfertig. Gibt es eine Allgemeindefinition des „guten Menschen“?
„Was sollen wir tun?“
Diese Frage ist nicht modern, sondern beschäftigt die Menschen seit jeher. Im Evangelium des dritten Adventssonntags (Lukas 3,10-18) kommen die Menschen zu Johannes dem Täufer und stellen ihm genau diese Frage: „Was sollen wir also tun?“ Direkt davor hatte Johannes das Gericht am Ende der Zeiten vorhergesagt: Wer keine gute Frucht im Leben hervorgebracht habe, werde in diesem Gericht untergehen. „Was sollen wir also tun?“ Man erwartet jetzt die perfekte Antwort. Aber die kommt nicht. Der Täufer kann auch nur einzelne Bauteile für das gute Leben liefern. Wer zwei Gewänder hat, soll eines hergeben – klar, teilen ist wichtig. Wer Zöllner ist, soll nicht zu viel Geld verlangen – also soll man nicht gierig werden. Soldaten sollen niemanden misshandeln – also nicht über das auch im Krieg Notwendige hinausgehen.
Der innere Schweinehund
Selbstverständlichkeiten eigentlich. Großzügig sein, sich im Übrigen daran halten keine Strafgesetze zu übertreten. Aber was ist denn im Kern das gute Leben? Vielleicht gibt es diese Antwort ja gar nicht. Jeder Mensch hat schließlich bestimmte und besondere Begabungen. Und umgekehrt: Jeder Mensch hat Schwächen. Es kann ja Menschen geben, die wirklich von Herzen freigiebig sind und keine Probleme haben, dem Gebot des Johannes zu folgen, einen von zwei Mäntel wegzugeben. Andere tun sich mit so etwas sehr schwer. Sie handeln vielleicht schon gut, wenn sie sich bemühen, wenn sie versuchen, den eigenen „Schweinehund“ zu überwinden. Und schließlich hat jeder Mensch auch unterschiedliche Aufgaben im Leben. In ihnen das Richtige zu tun, ist die große Aufgabe.
Papst Franziskus und die Heiligkeit
Die Frage nach dem guten Leben hat Papst Franziskus erst kürzlich sich und der ganzen Kirche gestellt. In seinem apostolischen Schreiben „Gaudete et Exsultate“ beschäftigt sich der Papst mit der Heiligkeit. Heilige sind für die katholische Kirche Menschen, die ihren Glauben besonders vorbildhaft gelebt haben. Katholiken glauben, dass diese Menschen bei Gott im Himmel sind – sie haben also ein gutes Leben geführt. Dem Papst ist in seinem Schreiben besonders wichtig, nicht nur die großen heiligen Gestalten der Geschichte vor Augen zu haben, sondern auch die alltäglichen Heiligen. Franziskus schreibt: „Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln.“ Kurzum: jeder an seinem Ort, in seinen täglichen Aufgaben.
Immer wieder nachfragen
Was also ist jetzt das gute Leben? Vielleicht ist ein Detail aus der Erzählung um Johannes den Täufer wichtig. Die Volksmenge lässt sich von seiner Predigt begeistern. Und plötzlich kommen diese Fragen: „Was sollen wir also tun?“ Genau das ist der Punkt. Die Frage zu stellen. Nicht nur einmal im Leben, mit einer perfekten und auf ewig gültigen Antwort. Sondern immer wieder, vielleicht sogar jeden Tag. Im Advent könnte man damit anfangen.
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