Studierende wünschen sich oft mehr finanzielle Unabhängigkeit, ob von den Eltern oder dem BAföG-Amt. Warum dann nicht um ein Stipendium bewerben?
Für alle Studierenden und die, die es noch werden wollen, gibt es eine gute Nachricht: die Anzahl an Fördermöglichkeiten eines Studiums sind nahezu grenzenlos. Man muss nur das finden, was am besten ins eigene Profil passt. Auch der elitäre Begriff Stipendium sollte nicht abschrecken, denn hochtrabend exklusiv sind weder das Konzept noch die Stipendiat/innen. Was bei fast allen Förderungswerken am Wichtigsten ist, bringt eigentlich fast jeder mit: Persönlichkeit. Werte und Ansichten, die man vertritt, sollte man kennen und verteidigen können, dann wird auch der Auswahlprozess des Förderwerkes leichter.
Wo anfangen?
Einen guten Startpunkt, um einen Überblick zu erhalten, sind die 13 großen deutschen Förderwerke. Hier gibt es zunächst die parteinahen Stiftungen der sechs größten deutschen Parteien, die im Bundestag sitzen. Des Weiteren bieten vier konfessionelle Träger Fördermöglichkeiten zum Studium. Wer weder mit Religion noch mit parteinaher Politik viel zu tun hat oder sich ideologisch nicht festlegen möchte, kann sich bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, der arbeitgebernahen Stiftung der Deutschen Wirtschaft oder der Studienstiftung des Deutschen Volkes bewerben. Auf mystipendium.de kann man sich außerdem einen Überblick über kleine und unbekanntere Stipendien verschaffen, die zu einem passen könnten.
Allen großen Studienförderwerken ist gemein, dass sie jedem Stipendiaten und jeder Stipendiatin 300 Euro Büchergeld zahlen. Sofern Anspruch auf BAföG besteht, wird dieser Betrag zusätzlich von der Stiftung übernommen. Ist man einmal Stipendiat/in einer Stiftung, hat man außerdem viele Möglichkeiten, sich ideell bei Seminaren, Workshops und Konferenzen weiterzuentwickeln. Dies sollte man zu schätzen wissen: Hier trifft man nicht nur viele ähnlich gesinnte Menschen, mit denen man wunderbar diskutieren kann, sondern hat auch die Möglichkeit, sich über seine Studieninhalte hinaus weiterzubilden und Themenfelder kennenzulernen, die einen persönlich interessieren.
Die Bewerbung – einfach trauen!
Der Gedanke an die Bewerbung schreckt viele davon ab, sich mit Stipendien näher zu beschäftigen: Die Noten scheinen nicht gut genug, das Engagement zu gering, das Wissen im stiftungsrelevanten Themenfeld zu gering. Aber das sind alles Gründe, die mit dem richtigen Stipendium nichtig werden. Manche Stipendien, wie zum Beispiel das der Friedrich-Ebert-Stiftung, verlangen keinen Schnitt von 1,0 und legen dafür mehr Wert auf gesellschaftspolitisches und ehrenamtliches Engagement, während etwa bei der Studienstiftung der Fokus mehr auf universitären Leistungen liegt. Und im Übrigen ist es auch für politische Stiftungen kein Aufnahmekriterium, die Mitgliedschaft der entsprechenden Partei zu haben. Deren Politik darf auch heftig kritisiert werden, denn es geht um Identifikation mit Werten, nicht mit Parteien.
Was also, wenn man sich für eine Stiftung entschieden hat? Zunächst sollte man auf Terminfristen achten, die bei manchen Stiftungen zum Beispiel halbjährlich sind, während es bei anderen keine festen Bewerbungstermine gibt. Die Webseiten der Studienförderwerke geben hierüber Auskunft und bieten einen Überblick über das gesamte Bewerbungsverfahren. Sich früh zu informieren, vielleicht schon während der Schulzeit, lohnt sich definitiv. Leider sind die Bewerbungsverfahren sehr unterschiedlich. Trotzdem laufen sie meist nach einem gewissen Schema ab: Mit der Initialbewerbung, oft online auszufüllen, wird festgestellt, ob der Bewerber oder die Bewerberin zum Förderwerk passt, sich mit dessen Werten identifiziert und die Kriterien erfüllt. Je nachdem, wie ausladend der erste Bewerbungsschritt war, werden weitere Unterlagen angefordert. Im nächsten Schritt werden Bewerber/innen zum persönlichen Gespräch eingeladen, beispielsweise mit einem Vertrauensdozenten, oder es gibt ein Gruppenauswahlseminar, bei dem man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann.
Die Bewerbung um ein Stipendium erfordert zwar etwas Aufwand, aber wenn es klappt, gewinnt man dafür nicht nur finanzielle Zuschüsse, sondern auch Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und hat die Chance, viele tolle Menschen kennenzulernen. Man sollte es einfach mal probieren, denn auch wenn Zeit knapp ist, ist das das einzige was man in der Bewerbung verlieren kann.
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