Während es in der englischen Premier League keine Winterpause gibt, steht der Spielbetrieb im deutschen Fußball zunächst still in der kalten Jahreszeit. Viele der Bundesligisten bereiten sich an warmen Orten wie Doha oder Florida auf die Rückrunde vor. Doch auch in Deutschland kommen die Fußballfans auf ihre Kosten, denn es ist die Zeit für den sogenannten Budenzauber. Am besten ist es dann noch, wenn sich die Hallenturniere mit einem guten Zweck verbinden lassen – so wie beim dritten Sparhandy Cup in der Gummersbacher Schwalbe Arena.

„Es gibt schon vor dem Spiel einen klaren Gewinner: Die Fans und vor allem die Kinder!“
Reiner Calmund, deutscher Fußballfunktionär, Moderator und Buchautor
Organisiert wird das alljährliche Turnier vom Veranstalter Pro Event rund um Markus Krampe, der zusammen mit Fußballweltmeister Lukas Podolski das Turnier 2014 als festen Bestandteil der Winterpause etablierte. Nach den 120.000 Euro im vergangenen Jahr kamen wieder 100.000 Euro zusammen, die den Stiftungen Human Help Network, Elton Hilft und der Lukas Podolski Stiftung zu Gute kommen. Der FSV Frankfurt gewann zum ersten Mal das reguläre Hallenturnier und konnte sich somit erfolgreich gegen den MSV Duisburg, die Sportfreunde Siegen, die U23 vom FC Schalke 04, die Kickers Offenbach und den TSV 1860 München durchsetzen.
Jörg Dahlmann, Sportjournalist
Zwischen den Spielen sangen die Ballermann-Größen Mickie Krause und Jürgen Drews, dort, wo sonst die Handballer des VFL Gummersbach auf Punktejagd in der Bundesliga gehen. Später wurden sie noch in einem Promieinlagespiel aktiv, um die Teamkapitäne Elton und Lukas Podolski im gegenseitigen Duell zu unterstützen. Doch das Team rund um Podolski, der aktuell bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag steht und sich aufgrund einer Verletzung im Tor probierte, musste sich mit seinen Kollegen Patrick Helmes, Arne Friederich und Co. klar geschlagen geben. Ob Sieg oder Niederlage steht hierbei nicht im direkten Fokus, denn die Hauptsache ist, dass alle Spaß hatten und etwas bewegen konnten.
Ulf Kirsten, Dreifacher Torschützenkönig für Bayer 04 Leverkusen
Ansgar Brinkmann, Ex-Fußballprofi (u.a. Eintracht Frankfurt)
„Ein Benefizturnier vor 50.000 anstatt 5.000 Zuschauern. Gedankenspiel oder mögliche Realität?“
Die Schwalbe Arena war ausverkauft und 4.500 Menschen erlebten einen Tag mit der perfekten Mischung aus Sport und Unterhaltung. Doch wie wäre es eigentlich, wenn anstatt der 4.500 Zuschauer die zehnfache Menge an Menschen dabei gewesen wäre? Von 1997-2007 gab es in Fußball Deutschland neben der Meisterschaft und dem DFB Pokal einen weiteren Titel – den Ligapokal. Hierbei handelte es sich um eine einwöchige Veranstaltung an der die fünf besten Teams der Vorsaison teilnahmen und zusätzlich der DFB Pokal Sieger. Zwar traten die Mannschaften in einem speziellen K.O. System gegeneinander an, jedoch waren es genau wie beim Sparhandy Cup genau sechs Teams. Mittlerweile gibt es in jeder Saison den Supercup, der in der Regel zwischen dem Pokalsieger und dem deutschen Meister ausgetragen wird und den Telekom Cup, der dem Gedankenspiel in Ansätzen nahekommt, jedoch steht hier nicht der gute Zweck im Vordergrund.
„Möglich ist so etwas immer“
Peter Stöger, Trainer 1. FC Köln
100.000 Euro sind eine fantastische Benefizsumme, doch angenommen, es fände im Dortmunder Signal Iduna Park, dem Stadion mit der größten Kapazität in Deutschland, ein solches Benefizturnier, statt, welches aufgrund einer Derbybegegnung wie Dortmund gegen Schalke oder Köln gegen Leverkusen ausverkauft wäre. Jedes einzelne Ticket zu einem Preis von zehn Euro, sodass am Ende allein durch den Ticketverkauf eine Summe zusammenkäme, die bereits schon an der Millionengrenze kratzt. Durch sonstige Einnahmen, wie Merchandise oder Übertragungsrechte, könnte der Erlös den siebenstelligen Bereich ohne weiteres erreichen. Eines der Problemfelder bei einem solchen Turnier könnte jedoch sein, welche guten Zwecke davon profitieren und welche nicht. Hierbei wird es nie eine klare Lösung geben, denn es gibt glücklicherweise unzählige Organisationen, die sich sozial engagieren. Naheliegend wäre beispielsweise die Bundesliga Stiftung, welche auf nationaler Ebene viele Projekte unterstützt.
Reiner Calmund, deutscher Fußballfunktionär, Moderator und Buchautor
Ansgar Brinkmann, Ex-Fußballprofi (u.a. Eintracht Frankfurt)
Das zweite größere Konfliktfeld ist der vollgepackte Terminkalender der Vereine und Nationalmannschaften, jedoch sind hier die Meinungen ebenfalls breit gestreut. Während Peter Stöger, Trainer des 1. FC Kölns, meint, dass solch ein Turnier „immer passen würde“, ist Jörg Dahlmann, Sportjournalist bei Sport 1, skeptisch, denn der Terminkalender sei so eng gestrickt, dass nicht mehr gehen würde. „Der Gedanke so etwas als festes Turnier zu etablieren wäre erstmal richtig gut. Das sollte man mal zu Ende denken“, sagt `der weiße Brasilianer´, Ansgar Brinkmann, zu einem exklusiven Benefizturnier, jedoch „muss man aufpassen, denn wenn es nachher um Platzierungen, Ergebnisse und Gewinnsummen geht, könnte es schnell ernst werden“, mahnt Ex-Fußballer Dirk Lottner in Hinsicht auf das ein Tag zuvor stattgefundene Legendenturnier, bei dem es zu einer Rudelbildung und Schlägerei auf dem Platz kam.
In einem sind sich jedoch alle sicher: Mehr solcher perfekt organisierten Aktionen, wie dem Sparhandy Cup, würden allen Beteiligten etwas Gutes bringen und da hat dieses Turnier einen alleinständigen Vorbildcharakter. Unabhängig davon, ob es irgendwann ein zentrales Turnier gibt, mit jedem weiteren Turnier dieser Art wird ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gegangen.
Dirk Lottner, Ex-Fußballprofi (u.a. Köln)
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