Jugger. Mit diesem Begriff können wohl nicht viele etwas anfangen. Dahinter verbirgt sich ein Sport, der für viele zunächst befremdlich erscheinen mag, sich aber immer größer werdender Beliebtheit erweist. Ein anstrengender und abwechslungsreicher Teamsport, bei dem es nicht nur um den Spaß, sondern auch um die richtige Taktik, Geschick und Treffsicherheit geht. Zwar scheint es zunächst so, als würden die Spieler einfach wild aufeinander los gehen, es steckt aber noch viel mehr hinter der Sportart Jugger.
Jugger ist eine Mischung aus American-Football und Gladiatorenkämpfen: Zwei Mannschaften, die aus jeweils fünf Feldspielern bestehen, versuchen den Jugg (Spielball) in der Mitte des Spielfeldes zu erobern und ins Platzierfeld der gegnerischen Mannschaft zu stecken.
Vier der fünf Spieler sind mit sogenannten „Pompfen“ ausgestattet, den Spielgeräten des Jugger. Wird ein Spieler von einer Pompfe getroffen, kann er eine Zeit lang nicht ins Spielgeschehen eingreifen. Der fünfte Spieler (Läufer) trägt keine Pompfe. Er ist der einzige, der den Jugg in die Hand nehmen darf. Seine Aufgabe ist es, geschützt durch seine Mitspieler, den Jugg zu platzieren und damit zu punkten. Ein Spiel dauert in der Regel 2×100 Schläge, was in etwa fünf Minuten entspricht. Da die Jugger-Spieler aber nach jedem Punkt eine kleine Pause einlegen, beträgt die Spielzeit am Ende zwischen 20 und 30 Minuten. Das Feld ist 40×20 Meter groß und abgerundet.
Für den Film erfunden
Der Regisseur und Drehbuchautor David Webb Peoples erfand Jugger für die Handlung seines Films „Die Jugger – Kampf der Besten“ im Jahr 1989. Hier spielen Mannschaften um ihren Lebensunterhalt und mit dem Ziel, irgendwann einmal in die sagenumwobene Liga aufgenommen zu werden, in der Wettkämpfe zur Belustigung der Wohlhabenden ausgetragen werden. Im Film ist Jugger zwar brutal dargestellt und endet fast immer mit Knochenbrüchen und Wunden, in der Realität ist der Sport allerdings ungefährlich.
Das erste nachgewiesene Spiel in Deutschland fand 1993 statt. Seitdem verbreitete sich der Sport immer weiter und die Regeln wurden durch Ausprobieren definiert und nach Absprache der Gruppen angeglichen. 1998 fand die erste Deutsche Jugger-Meisterschaft in Berlin statt, 2003 folgte dann die Einführung der Deutschen Juggerliga. An den deutschen Meisterschaften nehmen auch immer wieder internationale Teams teil. Die Mannschaft Setanta aus Irland war 2007 das erste nicht-deutsche Team, die Red Backs aus Australien 2008 die erste außereuropäische Mannschaft, die teilnahm. Im September 2014 wurde in Villingen-Schwenningen die 17. Deutsche Meisterschaft ausgetragen, die mit 64 teilnehmenden Mannschaften das bisher größte ausgetragene Juggerturnier ist. Generell ist Jugger in Europa ein deutsches Phänomen – an rund 70 Orten wird gejuggert, 1.500 Spieler duellieren sich in 200 Teams.
Einer von ihnen ist Marc Böhmer, der in Wuppertal Jugger spielt und sich auch um die Verbreitung der Sportart in ganz Nordrhein-Westfalen kümmert. Er hat ganz konkrete Wünsche für die Zukunft der Sportart: „Wir alle wollen Jugger bekannter machen. Ich würde gerne später, also so in 30 Jahren noch sehen, wie Menschen diesen tollen und faszinierenden Sport ausüben.“
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