Die Antibabypille – mittlerweile für viele Mädchen und Frauen in Deutschland Alltag. Sie verspricht eine 99,9-prozentige Sicherheit als Schwangerschaftsverhütung beim Geschlechtsverkehr, soll Menstruationsbeschwerden lindern und in manchen Fällen sogar das Hautbild verbessern. Doch was steckt hinter dieser vermeintlichen Wunderpille? Und was sind Risiken, die oft lieber verschwiegen werden?
Wirkungsweise der Pille
Seit 1961 ist die Antibabypille in Deutschland erhältlich und mittlerweile das beliebteste Verhütungsmittel. Es gibt sie inzwischen in unterschiedlichen Kombinationen und Dosierungen von Wirkstoffen, doch in den meisten Fällen sind es synthetische Hormone wie Östrogene und Gestagene. 21 Tage lang wird täglich eine Pille eingenommen worauf dann eine siebentägige Pillenpause folgt, in der eine Abbruchblutung stattfindet.
Einige Packungen enthalten für diese sieben Tage wirkstofffreie Pillen, die zur besseren Übersicht weiter eingenommen werden können. Dies ergibt einen 28-tägigen Zyklus, der lückenlos wiederholt wird. Die Pille beugt somit ungewollten Schwangerschaften vor, indem sie den Eisprung und/oder eine Befruchtung der Eizelle und Einnistung des Eis in die Gebärmutter verhindert. Gegen Geschlechtskrankheiten schützt sie allerdings nicht.
Wunderpille?
Von Gynäkologen wird die Pille gerne auch schon an junge Mädchen und Frauen verschrieben, da sie relativ einfach zu handhaben ist. Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit nimmt man eine Pille ein. Sie lässt sich somit problemlos in die Routine des Alltags integrieren. Laut Gerd Glaeske, Professor für Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung an der Universität Bremen, greifen in Deutschland fünf bis zehn Prozent der Mädchen schon ab dem 12. Lebensjahr auf die Pille zurück, bei den 18 bis 20-Jährigen sind es sogar bis zu 80 Prozent.
Neben der empfängnisverhütenden Wirkung versprechen viele Pillenpräparate ebenfalls eine Verbesserung von Haut und Haaren und werden dementsprechend von Pharmaunternehmen und Gynäkologen auch so vermarktet. Oft wird sie auch zum Menstruationsmanagement eingesetzt, indem sie ohne die siebentägige Pillenpause monatelang am Stück eingenommen wird, um so eine oder mehrere Abbruchblutungen zu überspringen. Dass es sich bei der Antibabypille dennoch um ein Medikament handelt, gerät dabei schnell in Vergessenheit. Die Pille wird so zu einem Lifestyleprodukt und die adäquate Aufklärung über mögliche Risiken kommt oft viel zu kurz.
Risiken und Nebenwirkungen
Beim Lesen der Packungsbeilage einer Antibabypille wird einem schon unbehaglich. Die Liste der möglichen Begleiterscheinungen ist lang. Neben den noch harmloseren Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen und die Verminderung oder der Verlust der Libido gibt es auch zahlreiche ernstere Risiken. Dazu zählen eine gesteigerte Gefahr für Migräneanfälle, Depression, Thrombosen und Embolien. Es ist bisher nicht auszuschließen, dass bei langjähriger Einnahme auch das Risiko für verschiedene Krebsformen wie Brustkrebs oder Störungen der Schilddrüse steigen. Das ist nicht verwunderlich, da die synthetischen Hormone massiv in den natürlichen Hormonhaushalt von Mädchen und Frauen eingreifen.
Gerade in jungen Jahren, wenn der Menstruationszyklus sich gerade erst zu entwickeln beginnt, ist die Einnahme der Antibabypille mit Vorsicht zu genießen. Wird dort früh mit synthetischen Hormonen eingegriffen und manipuliert, hat der Körper keine Chance, sich auf natürliche Art und Weise zu entwickeln. Somit kann es dazu kommen, dass Hormonstörungen wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) unerkannt bleiben, da die Pille dem Körper einen gleichmäßigen Zyklus vorgaukelt, der unter natürlichen Bedingungen nicht so wäre.
Die häufigsten Symptome für diese Erkrankung sind unter anderem Zyklusstörungen, Hirsutismus, Haarausfall, Akne und verminderte Fruchtbarkeit. Ohne eine hormonelle Verhütung würden solche Symptome schneller erkannt werden. Paradoxerweise wird jedoch oft die Antibabypille als hormonelles Therapiemittel eingesetzt, um die Hormonproduktion zu normalisieren.
Durch die langfristige Einnahme von synthetischen Hormonen wird der natürliche Hormonhaushalt des weiblichen Körpers nachhaltig beeinflusst. Daher können beim Absetzen der Pille, durch den Wegfall der synthetischen Östrogene, beispielsweise Akne und Haarausfall entstehen, das vorher durch die Hormone unterdrückt wurde. Auch psychische Veränderungen wie stärkere PMS-Beschwerden sind oft bemerkbar. Der Menstruationszyklus ist am Anfang oft unregelmäßig, da er nicht mehr von der Pille reguliert wird. Bis sich der natürliche Hormonhaushalt wieder eingependelt hat, vergehen oft mehrere Wochen oder gar Monate. Aufgeklärt wird über all diese Risiken und mögliche Alternativen jedoch wenig.
Was also tun?
Die Pille ist sicherlich ein praktisches Verhütungsmittel, das leicht zugänglich und einfach zu handhaben ist und nicht bei jeder Anwenderin Beschwerden hervorruft. Vielen Mädchen und Frauen ermöglicht sie einen eigenständigen, nahezu sorglosen Schutz vor Schwangerschaften. Deshalb zielt dieser Beitrag auch nicht darauf ab, Frauen gänzlich von der Antibabypille abzuraten. Jedoch soll er als Denkanstoß für Mädchen und Frauen dienen und als Appell an Gynäkologen mehr Aufklärung zu betreiben.
Die Antibabypille ist ein Medikament und sollte als solches nicht zu leichtfertig benutzt werden. Das bedeutet, dass die Anwenderinnen über mögliche Risiken und Langzeitfolgen Bescheid wissen müssen, um so eine informierte Entscheidung treffen zu können, ob sie das Präparat einnehmen oder eine Alternative ausprobieren möchten.
Schreibe einen Kommentar