Der Rasen ist von Unkraut überwuchert, die Bälle liegen platt in der Garage und die Trikots riechen noch nach dem Schweiß des letzten Spiels. An Fußball ist nicht zu denken, denn Jugendtrainer gibt es nicht. So würde es beim Sportverein Niederwerth 1936 e.V. (SVN) und zahlreichen anderen Amateurvereinen in Deutschland aussehen, würden sie nicht von ehrenamtlich arbeitenden Anhängern unterstützt. Und von denen gibt es viele – alleine über 10.500 im Fußballverband Rheinland (FVR), dem der SV Niederwerth angehört.

Für einen Verein aus einem 1.400-Einwohner-Dorf bringt der SVN mit vier Senioren- und acht Jugendteams eine bemerkenswerte Stärke auf die Fußballplätze der Region. Dass die zahlreichen aktiven Mitglieder aber auch auf dem heimischen Rasen- und Hartplatz auf Punktejagd gehen können, dafür sorgen über 50 Ehrenamtler: Jugendtrainer, Online-Beauftragte und Helfer, die während der Spiele die Zuschauer verpflegen. Mütter die Trikots waschen und Freiwillige, die dafür sorgen, dass der Platz bespielbar ist. „Wir sind sehr dankbar für die Hilfe unserer Freiwilligen. Dadurch sind wir der einzige Sportverein im Umkreis, der seine Sportanlage ohne Hilfe der Kommune instandhalten kann“, sagt Jürgen Bähner, Erster Vorsitzender des Vereins. „Wir versuchen daher natürlich unseren Helfern so gut es geht zu danken. Mal einen Ausflug zu organisieren oder ihnen mit Weihnachtsgeschenken eine kleine Freude zu machen.“
Einer der ehrenamtlichen Helfer ist Julian Muth, 23 Jahre alt. Seit etwa zwei Jahren trainiert er die C-Jugend des SV Niederwerth und hat sichtlich Freude an seiner Aufgabe: „Für die Trainingseinheiten und die Spiele am Wochenende kommen etwa acht Stunden Arbeit in der Woche zusammen. Aber mir macht das einfach Spaß. Es macht den Kopf frei für das Studium.“ Das Gefallen an einem Trainerjob reifte bei ihm noch während seiner aktiven Zeit im Jugendbereich. Als dann der Verein auf ihn zu kam und ihm die Stelle für die C-Jugend anbot, sagte er sofort zu. Ein Beispiel für das Konzept des Vereins: Aktiven Spielerinnen und Spielern ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich wohl fühlen, um sie so langfristig an den Club zu binden.
Anerkennung über den Verein hinaus
Aber nicht nur auf Vereinsebene weiß man, was man an den engagierten Helfern hat. Werner Kuhn ist der Beauftragte für das Ehrenamt im Fußballverband Rheinland. Alleine die Tatsache, dass es seinen Posten gibt, zeigt, wie wichtig das Ehrenamt für den Verband ist. „Im FVR haben wir knapp 1.000 Fußballvereine. Ohne unsere über 10.000 Ehrenamtler könnte der Verband mit seinen Vereinen nicht existieren.“ Daher bietet der FVR jedes Jahr zahlreiche Schulungen für freiwillige Helfer an, wovon wiederum Vereine wie der SV Niederwerth profitieren. Jürgen Bähner hält diese Veranstaltungen für sinnvoll denn „die Qualität der Arbeit ist dadurch gestiegen. Früher war sie auch nicht schlecht, aber die Motivation, noch eine Schippe drauf zu legen, ist heute höher.“
Im Jahr 2013 startete der DFB eine TV-Kampagne, um das Ehrenamt zu würdigen. Unter dem Slogan „Unser Amt ist Ehrensache“, stellte der Fußballverband die Wichtigkeit der freiwilligen Helfer heraus, ohne die die etwa 80.000 Fußballspiele pro Wochenende nicht stattfinden könnten. Wertschätzungen wie diese sorgen dafür, dass die Motivation bei den Helfern hoch bleibt. Denn ein Ehrenamt bedeutet, Freizeit aufzugeben. Und diese ist heutzutage oft sehr begrenzt. Aber um einen Verein am Leben zu halten, könnte das Konzept des SV Niederwerth für andere zum Vorbild dienen: Mitglieder schon in jungen Jahren auf wichtige Posten zu setzen, um ihnen so zu zeigen, wie wichtig sie für den Fußball in Deutschland sind.
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