Du willst erfolgreich sein? Dann musst du wohl ausbrechen aus den verkrusteten Strukturen der Gesellschaft, genauso wie aus deinen Gewohnheiten. Durchschnittliche Leistung zeigt auch nur durchschnittlichen Erfolg. Doch abnormalen Erfolg erreichst du nur über den Weg vorbei an den Wächtern der Gesellschaft und über die Mauern des Gewöhnlichen.
Mit unserer Geburt beginnt ein Prozess, den man häufig als „Sozialisation“ bezeichnet. Wir lernen uns an die Spielregeln der Gesellschaft zu halten, um in ihr zu leben, ohne anzuecken. Mit jedem Tag verinnerlichen wir Nomen, Werte und Werturteile tiefer in unsere soziale Identität. Die Grenzen werden sodann nicht mehr als solche wahrgenommen, sondern als Orientierung zur Lebensführung angesehen. Peinlichkeiten und Scham halten uns davon ab, die konventionelle Straße zu verlassen.
Du bist kein Taschenrechner
Hast du mal Second-Hand eingekauft? Kannst du auch ohne Alkoholeinfluss tanzen, einfach weil du Lust darauf hast? Bist du bereit eine attraktive Person einfach anzusprechen? Es fängt mit den Kleinigkeiten im Alltag an. Es endet mit der vorhersagbaren Parteizugehörigkeit, Studien- und Partnerwahl. Aber muss das sein? Stürzt die Welt zusammen, wenn wir aus der Reihe treten, auch im Erwachsenenalter Ketchup mit Majo vermischen, Gedichte lesen und einfach direkt in die Liebe fallen?
Eigentlich weißt du selbst, dass es den meisten Menschen und der Welt sowieso ziemlich egal ist, was du tust. Naja und die wenigen, die sich das Maul zerreißen mögen, müssen schon ein verdammt langweiliges Leben haben. Aber da gibt es diese dumme Illusion, dass wir jederzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. In der Sozialpsychologie ist dieses Phänomen unter der Begrifflichkeit „illusion of salience“ bekannt. Erst wenn man ganz provokant die Aufmerksamkeit der anderen herausfordert, erkennt man, dass es so ziemlich keine Rolle spielt, was du grade tust. Ein perfektes Umfeld, um dies zu testen sind übrigens Tanzflächen, Mensen und öffentliche Plätze.
Timing
Am Morgen höre ich verdammt gerne den Song „Timing“ von Kevin Johansen. Nicht nur, dass ich auf Jazz stehe, sondern auch die Message ist ganz einfach „simply cool“. Letztlich sagt der Song, egal wodrauf du Lust hast, stehe auf und nimm es dir einfach. Ich glaube, dass sowieso nur die wenigsten Gefahr laufen, die Freiheiten anderer gewollt einzuschränken. Geprägt von unserer Sozialisation, sind wir zumeist so stark auf die Rechte und Freiheiten der anderen bedacht, dass wir unsere eigenen so klein wie irgend möglich halten. Aber vieles, was wir nicht tun, vielleicht aus Scham oder Angst, wäre eine Bereicherung für diese Welt.
Die Soziologie beschreibt die Welt zumeist als „kontingent“. Nichts ist nötig, aber alles ist möglich. Doch warum die Welt und die Reaktionen von Menschen im Alltag doch sehr berechenbar sind, bildet das Thema zahlreicher Theorien und Bücher. Willst du aber erfolgreich, anders und individuell sein, dann nutze auch diese Kontingenz. Mein ehemaliger Kampfsporttrainer sagte einmal zu mir: „Timing is good. But timing is nothing without action.“ Es geht nicht nur darum einen guten Zeitpunkt abzupassen, sondern man muss massiv ins positive Handeln übergehen. Sei furchtlos wie 50 Cent, sei mal hemmungslos wie Kurt Cobain oder aufopfernd wie Hildegard von Bingen… Wir passen unser Handeln viel zu oft daran an, was anschlussfähig ist. Wir antizipieren also, ob unsere Handlung in die Alltagswelt des anderen passt und er damit routinierte Reaktionsmuster besitzt. Aber manchmal sind es genau die kleinen Momente der Fassungslosigkeit oder Überraschung, die das größte Glück und den galaktischsten Spaß mitbringen.
Wie Affen in einem Käfig
Ein viel zitiertes Experiment will ich dir zur Veranschaulichung noch mitgeben: Fünf Affen sind zusammen in einem Käfig eingesperrt. In dem Käfig gibt es eine Leiter. Diese hängt nur knapp unter einer Banane. Sobald allerdings der erste Affe die Leiter hinaufklettert, werden die Affen mit einem Wasserschlauch unangenehm mit Wasser abgespritzt. Nicht nur der Affe auf der Leiter wird nass gemacht, sondern auch alle anderen Affen. Für alle gilt die gleiche Behandlung. Wenn nach einer kurzen Weile ein anderer Affe die Banane greifen möchte, werden wieder alle Affen mit Wasser besprüht. Wenn auch noch ein dritter sein Glück versucht, wird er normalerweise schon von den anderen zurückgehalten. Klar, keiner hat Bock auf die kalte Dusche.
Dann kann das Experiment erst richtig spannend werden. Denn nun wird ein Affe aus dem Käfig genommen, um von einem neuen „unbelasteten“ Affen ausgewechselt zu werden. Nach kurzer Verwunderung über die Zurückhaltung der anderen wird der neue Affe versuchen, über die Leiter an die Banane zu gelangen. Doch soweit kommt es gar nicht, denn alle anderen Affen werden mit allen gewaltsamen Mitteln versuchen, den neuen Affen vom Besteigen der Leiter abzuhalten. Die Schläge und Griffe lassen erst nach, wenn der neue Affe endgültig von der Banane ablässt und auch keinen Versuch mehr unternimmt, sie zu erreichen. Ebenso werden nun nach und nach auch alle anderen Affen ausgewechselt. Bis letztlich fünf Affen in einem Käfig mit einer Banane sitzen und keiner sie zu greifen wagt. Doch keiner der Affen weiß wirklich warum man die Banane nicht ergreifen sollte. Oder ob es wirklich dieses negative Ereignis gibt, vor dem die anderen Affen Angst hatten. Soweit das Experiment, aber was sagt das über uns aus?
Vielleicht sind wir manchmal eben solche Affen. Vielleicht ist häufig der Erfolg, das Glück oder die Innovation nur einige Schritte entfernt, aber wir ergreifen sie nicht. Lassen sie dort hängen und trauen uns nicht aus der Kuschelecke der Gesellschaft herauszutreten. Aber wenn wir alles leben möchten, was uns das Leben und diese wunderschöne Erde zu bieten hat, dann sind die ersten Schritte die schwierigsten. Manchmal müssen wir dann eben Beschuldigungen, Sorgen und hässliche Umgangsformen von anderen über einen gewissen Zeitraum ertragen, um danach als Vorbild vorangehen zu können.
Unnormal durchstarten
Wenn du also durchstarten willst, dann lebe! Ja, lebe nach dem Grundsatz: Break the rules, not the law. But break the rules! Ein durchschnittlicher Einsatz wird von einer durchschnittlichen Leistung angezogen und diese ist gefolgt von einem durchschnittlichen Erfolg. Es fängt bei den Kleinigkeiten an, wenn du überdurchschnittlich sein willst. Vielleicht tauchst du in den Vorlesungen gerne mal in der Masse unter. Das ist legitim, denn alle tun es. Aber was, wenn du einmal nicht darauf achtest, was die anderen tun und dich einfach meldest, eine Frage stellst, einen Beitrag bringst. Die anderen werden dich dafür nicht mögen, aber du wirst deinen Weg machen und vielleicht schon bald für deinen Professor arbeiten.
Natürlich gehen die meisten Studenten freitagabends feiern. Und wahrscheinlich versuchen dich deine Freunde fast jedes Wochenende davon zu überzeugen mitzugehen. Wenn du dann zuhause bleibst oder erst später nachkommen möchtest, sind Spott und Hohn nicht weit. Doch eines will ich noch loswerden: Das geilste Gefühl ist es für mich, freitagabends um 10 Uhr als letzter aus der Bibliothek zu kommen. Freudenstrahlend nehme ich dann die Bücher unter meinen Arm und fahre mit meinem Fahrrad durch die kalte Nacht. Der Abend ist dann immer noch jung genug, um tierisch einen drauf zu machen, aber dann auch mit gutem Gewissen.
Und seien wir mal ganz ehrlich: die Stunden bis 10 Uhr gehen sowieso meistens dafür drauf, dass Freunde angerufen werden, Pläne geschmiedet und wieder umgeworfen werden, Locations ausdiskutiert werden und vielleicht das ein oder andere Getränk schon getrunken wird. Der häufigste Grund warum dich deine Bekannten und Freunde vom Lernen abhalten möchten, ist Angst. Es ist eine Angst, in dir zu sehen, was sie nicht sind. Du tust das, was sie tun sollten und das erzeugt ein schlechtes Gewissen, Angst und Selbstzweifel. Neid ist in diesem Sinne wirklich die höchste Form der Anerkennung und wenn du große Pläne hast, dann nimm dir auch die Zeit für diese.
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