In meinem vorherigen Beitrag zum Thema Emotionale Bedürftigkeit habe ich die Ursachen beleuchtet, die ein solches Verhalten begünstigen und wie die daraus oft resultierende Opfermentalität unsere persönliche Entwicklung beeinträchtigt. In diesem Teil möchte ich dir Bewältigungsstrategien und Tipps zur Auflösung dieser Bedürftigkeit auf den Weg geben.
Du hast Teil 1 verpasst? Diesen findest du hier!
Zunächst ist es unabdingbar, dass du erkennst, dass auch du einen Anteil an deinen toxischen Beziehungsmustern mitbringst. Es handelt sich immer um eine Beziehungsdynamik, in welche beide Parteien ihren Anteil mit hinein bringen. Solange du weiterhin lediglich die Schuld bei deinem „bösen“ Gegenüber suchst, wirst du weiterhin in einer emotionalen Abhängigkeit zu deinem Partner stehen. Denn dann siehst du dich als Opfer der Umstände und der Menschen. Dies ist niemals eine gute Ausgangssituation, um in die Heilung zu gehen und deine eigene innere Thematik zu erkennen, daran zu arbeiten und aufzulösen. Somit möchte ich dich ermutigen, in dich zu gehen.
Bist du dir eigentlich bewusst welche Geschichten du dir immer wieder selbst erzählst? Dein innerer Kritiker kann ganz schön verurteilend und maßregelnd unterwegs sein und dir immer wieder erzählen, dass du wertlos bist. Dass du es nicht besser verdient hast. Andere erzählen auch ganz offen, sich und jedem der es hören oder auch nicht hören will, dass sie in Beziehungen sowieso einfach immer „Pech“ haben. Das war halt schon immer so. Aber glaubst du derartige Gedanken-Konstrukte bringen dich weiter? Das muss ich negieren. Aus dieser Opfermentalität heraus wirst du sicherlich keine Sicherheit ausstrahlen und positive Menschen anziehen.
Die Befreiung aus emotionaler Abhängigkeit liegt in der Selbstliebe
Der Weg aus der emotionalen Bedürftigkeit heraus ist der Weg in deine Selbstliebe und der Aufbau deines Selbstwerts. Ich erwarte nicht von dir, dass du nun von jetzt auf gleich anfängst dich selbst zu lieben und voll und ganz mit dir im Reinen zu sein. Dies funktioniert ohnehin nicht. Es ist ein Prozess, eine Reise. Fang damit an mit dir selbst einen „Waffenstillstand“ zu schließen. Glaub dir deine eigenen, dich verurteilenden Gedanken nicht mehr. Beginne zu beobachten, was da eigentlich in deinem Kopf vor sich geht. Beobachte, aber verurteile dich nicht dabei. Im Übrigen auch eine gute Methode, um aus einem depressions-bedingten Gedankenkarussell auszusteigen.
Abgrenzung als Schutzmechanismus
Je mehr du zur Selbstliebe findest, desto weniger anfällig wirst du für bedürftige, toxische Beziehungen. Dies gilt auch für deinen Freundeskreis. Du wirst sehr schnell herausfinden, wer toxisch und nicht mit sich im Reinen ist und dich stückweise distanzieren. Nicht aus einer Überheblichkeit heraus, nein es wird ein ganz natürlicher Schutzmechanismus sein, der sich in dir meldet. Du kannst dich von allem Toxischen befreien und fernhalten.
Auch von mir haben sich viele Menschen abgewendet, denn auch ich war toxisch mit meiner Bedürftigkeit und der Erwartungshaltung, dass alle um mich herum für mich und mein Wohl verantwortlich wären. Ich verüble es den Menschen nicht. Ich habe mir selbst für diese destruktiven Verhaltensweisen verziehen und im Stillen habe ich auch all diesen Menschen verziehen, die aus ihrer Not heraus und mit Hilfe ihres Schutzmechanismus derart auf mein Verhalten reagiert haben.
Mach dich auf die Reise zu dir selbst
Ich möchte dich einladen, dich auf den Weg zu dir selbst zu machen. Lerne dich kennen. Schreib dir deine persönlichen Werte und Ziele auf. Welche Moralvorstellungen vertrittst du? Jeder Mensch benötigt Eckpfeiler, an denen er sich entlanghangelt und so seinem Leben eine Richtung gibt. Weißt du wo du hin möchtest, was du erreichen willst, wo du stehen willst? Antworten darauf und somit auch die richtige Richtung für dein Leben erhältst du erst, wenn du dich selbst kennenlernst. Dich findest du nicht im Außen. Oder willst du dich wie eine Marionette, von einem anderen Menschen steuern lassen?
Wer bist du eigentlich? Worauf stehst du so? Anstatt dich ständig abzulenken, auf Partys zu gehen, dich mit anderen Menschen zu treffen, empfehle ich dir: Date dich doch mal selbst. Mach es dir so schön, wie du es für jemand anderen machen würdest. Sei dir selbst wertvoll genug, dich mit einem leckeren Essen zu belohnen, mit einer tollen Reise – allein in deine Lieblingsstadt. All dies habe ich in meinem Leben immer aufgeschoben und habe nun begonnen es für mich nachzuholen.
#metime – Nimm dir Auszeiten für dich selbst
Ich habe für mich festgestellt, dass es absolut essentiell ist Zeit mit mir alleine zu verbringen. Nicht aus einer Ablehnung anderer Menschen gegenüber heraus, sondern, weil ich mich kennengelernt habe. Ich bin ein sensibler Mensch, so gerne ich auch in Gesellschaft bin, genauso muss ich mich von Begegnungen, Erfahrungen und Events wieder regenerieren und diese Erlebnisse emotional verarbeiten. Dann sitze ich auf meinem Balkon, schaue den Schwalben zu, blicke in den Sonnenuntergang und fühle. Ich sinniere über die erlebten Dinge, höre klassische Musik und bin ganz nah bei mir. Ich fühle in mich hinein, welche Empfindungen ich verspüre und räume so meine Gefühlswelt auf. Das habe ich lange Zeit nicht gemacht, da ich stets abgelenkt war und meine Emotionen nicht wirklich ertragen konnte. Dies ist jetzt nach langer und harter Arbeit an mir selbst anders. Und ich bin ruhiger geworden, zufrieden mit mir selbst. Ich nenne diese Zeit liebevoll #metime und habe dies bei meinen engsten und liebsten Menschen auch bereits erfolgreich etabliert.
Emotionale Bedürftigkeit hat nichts mit Liebe zu tun
Wenn du ebenfalls von emotionaler Bedürftigkeit betroffen bist und ehrlich in dich gehst, um dich und deine Muster zu reflektieren wirst du dir eingestehen müssen, dass diese Art eine Beziehung zu führen nicht viel mit Liebe zu tun hat. Jemand anderen zu gebrauchen um seine eigenen Defizite zu kompensieren ist weder normal noch gesund. Es ist lediglich ein Abhängigkeitsverhältnis, in welchen beide Parteien den anderen benutzen um sich und seinen Selbstwert zu stabilisieren. Dies wird auf Dauer nicht klappen, da kein Fundament vorhanden ist, auf welchen eine gesunde Beziehung aufgebaut werden kann. Jeder muss zunächst für sich alleine stehen können, mit sich selbst klar und ins Reine kommen, sodass eine Brücke zwischen den beiden Menschen gebaut werden kann. Sei dir dessen bewusst. Arbeite an dir selbst. Der Ruf des Lebens zu wachsen wird niemals enden. Wenn du diese Aufforderung des Lebens zu wachsen nicht erhörst, dann bleibst du ewig gefangen. Gefangen in dir selbst. Befreie dich aus deinen bedürftigen dysfunktionalen Beziehungsmustern, trete aus der Opferrolle heraus und übernimm jetzt die Verantwortung für dich und dein Leben. Denn niemand ist für dein Glück verantwortlich, außer du selbst!
Manfred Föttinger
Danke für diese wertvollen und berührenden Ausführungen. Es ist gut so sachlich und nachhaltig über das Thema zu lesen.
Besten Dank und Euch weiterhin Erfolg mit Eurem Projekt
Viele grüße Manfred Föttinger
Hubert
Danke für diese Zeilen,ich finde und sehe da ganz viele Verhaltensmuster die auch in mir sind und mich immer wieder in solche toxischen Beziehungen bringen oder gebracht haben, wo kann ich da mehr erfahren wie ich diese in mir bearbeiten kann????
Susann
Danke auch von mir für die wertvollen Hinweise.