Der Studienbeginn ist in jeglicher Hinsicht eine aufregende Zeit, die mit weitreichenden persönlichen Veränderungen einhergeht. Für viele überwiegt dabei nicht die Freude über die neugewonnene Freiheit, sondern die Angst sich in einem unbekannten Umfeld zu befinden und womöglich im Studium zu scheitern. Mit diesen zehn Studientipps kannst du nicht nur deinen Erfolg planen, sondern viele interessante Menschen kennenlernen und spannende Orte entdecken.
Über viele Semester haben meine Kommilitonen und ich die besten Strategien für den Erfolg im Studium diskutiert und getestet. In diesem Text habe ich für dich zehn Tipps für den Start in dein erfolgreiches Studium zusammengefasst.
1. Gehe auf Partys!
Gleich mit dem ersten Tipp sind praktisch alle Studentenklischees erfüllt! Dabei ist Partymachen im Studium viel mehr als hemmungsloses Betrinken. Vielmehr dient das Feiern dazu, neue Freunde zu finden, die Kommilitonen („Mitstudenten“) außerhalb der Universität zu treffen, etwas Abstand vom Studium zu gewinnen und mit Studenten aus höheren Semestern und aus anderen Fakultäten ins Gespräch zu kommen.
Da die meisten Erstsemester („Erstis“) aus anderen Städten kommen, suchen viele nach Anschluss in eine neue Clique. Es wird nie wieder einen Moment in deinem Leben geben, in welchem es so einfach ist, neue Freunde zu finden, als auf Erstsemesterfeiern im Studium. Meiner Erfahrung nach bleiben viele der Freunde, welche man während der ersten Semester kennenlernt, das ganze Studium in Kontakt. Freunde sind im Studium letztlich eine Art Familienersatz am Studienort. Wer also wenig oder keine Freunde dort hat, droht schnell zu vereinsamen und damit im Studium zu versagen. Natürlich findet man Freunde nicht nur auf Partys, aber das Erleben gemeinsamer Abende außerhalb des Studiums schweißt zusammen.
2. Finde Verbündete und beweise Ausdauer!
Durch das Studium musst du letztlich allein kommen. Doch eine unglaubliche Hilfe bieten Kommilitonen, die eine ähnliche Motivation für das Studium haben wie du. Nicht nur Vorlesungen und Tutorien gestalten sich so interessanter, sondern auch Lernphasen und Projektarbeiten. Außerdem ist es von besonderer Bedeutung, dass du Materialien ausleihen kannst, falls du z.B. gesundheits- oder motivationsbedingt Lehrveranstaltungen verpasst. Bei der Auswahl solltest du auf die beiden Extrema verzichten: weder der Bücherwurm noch der Partylöwe stellen passende Lernpartner dar, da sie entweder viel zu viel oder gar zu wenig Motivation für das Studium verbrauchen. Suche dir Leute, die zu dir, deinen Zielen und deiner Motivation passen.
Leider musste ich die Erfahrung machen, dass längst nicht alle so motiviert für das Studium waren. Manche schrieben sich sogar bewusst ein, „um nach dem Abi irgendwas zu machen“. So hart es klingen mag, waren diese Studenten ihrem Vorhaben einfach nicht gewachsen und verschwanden nach wenigen Monaten wieder. Zudem bereuen viele Studenten ihre Studienwahl zu schnell. Natürlich sind die ersten Semester dafür da, Grundwissen über das Fach aufzubauen. Dies bedeutet leider oft, mit vielen hundert weiteren Studenten Statistik, Grundlagen und Methoden zu pauken. Doch die Mühe lohnt sich! In meinem VWL-Studium wurden die Fächer mit steigender Semesterzahl immer interessanter, leider stiegen viele bereits im ersten Semester aus.
3. Lerne die Stadt und die Region kennen!
Da viele Studenten in neue Städte ziehen, empfiehlt es sich, mehr Zeit vor dem eigentlichen Studienbeginn einzuplanen, um mehr von der Stadt und der Region kennenzulernen – auch wenn der Heimatort nicht zu weit entfernt liegt. Du wirst immer neue Orte entdecken, wenn du die Stadt oder Region aus einer anderen Sich erkundest. Ein Kurztrip in die umliegende Region kann ebenso sehr spannend sein. Es ist sehr wichtig, dass man sich in der neuen Heimat wohlfühlt, damit das Studium gelingt. Auch wenn viele Städte auf den ersten Blick zu klein, zu groß, zu überfüllt, zu versifft oder zu konservativ sind, wirst du mit Sicherheit deine Highlights entdecken – viele erkennt man erst auf den zweiten Blick.
Als ich nach Regensburg zog, war dies meine erste Erfahrung überhaupt in Bayern, sodass ich mich als Norddeutscher erst einmal mit der Bayerischen Kultur vertraut machen musste. Außerdem genoss ich die Nähe zu wunderbaren Städten, wie München, Nürnberg und Passau sowie die Natur der Oberpfalz. Wer sich nicht auf die neue Stadt und Region einlässt, wird sich nie heimisch fühlen können.
4. Die Angebote der Hochschule kennenlernen
Jede Hochschule verfügt über zahlreiche Möglichkeiten, sich außerhalb des Stundenplans sportlich, künstlerisch oder zivilgesellschaftlich zu betätigen. Etwas Zeit für das körperliche, geistige oder seelische Wohl sollte jeder Student in seinen Alltag integrieren. Lange Sitzungen in der Vorlesung, viel Stress während der Klausurenphase oder während der Hausarbeit sorgen bei vielen Studenten für starke Gewichtzunahme. Gerade im ersten Semester sprechen amerikanische Experten von den „Freshman 15“, also den 15 Pfund, die der durchschnittliche „Ersti“ im ersten Jahr an Gewicht zulegt. Eine passende Lösung bieten da der Unisport mit seinen zahlreichen Angeboten. Teilweise gibt es neben den klassischen Sportarten Handball, Fußball, Basketball und Tennis auch Ultimate Frisbee, Bouldern und Unterwasserrugby (derzeit allerdings eingeschränkt). Weiterhin gibt es Theatergruppen, Chöre, Bands (von Kirchenmusik über Jazz bis Heavy Metal). Außerdem lassen sich Punkt 1 und 2 wunderbar mit diesen Angeboten kombinieren.
5. Wohin soll’s gehen?
Zu Beginn des Studiums solltest du zwar nicht alle Semester durchplanen, um dich unnötig zu stressen und womöglich zu überarbeiten. Allerdings solltest du einen groben Blick auf die kommenden Semester wagen und deine Ziele definieren: auf welche Schwerpunkte möchtest du im Studium setzen? Welche Karriere strebst du nach dem Studium an? Kannst du ein Auslandssemester machen und wenn ja wo?
Leider habe ich viele Studenten kennengelernt, die überhaupt keinen Plan hatten, wohin die Reise gehen soll. Sie studierten Fächer, die sie zwar überaus interessierten (insbesondere Slawistik, Politikwissenschaften und Geschichte), ohne aber eine Idee davon zu haben, welchen Job, sie anschließend ausüben möchten. Um mich nicht falsch zu verstehen, möchte ich betonen, dass jeder sein Studium nach den eigenen Wünschen und Interessen wählen sollte. Dennoch empfehle ich, sich darüber im Klaren zu sein, dass der Jobmarkt für Historiker und Slawisten äußerst begrenzt ist. Praktika, Mitarbeit am Lehrstuhl oder in Forschungsprojekten bieten gute Möglichkeiten, für die Zeit nach dem Studium zu planen.
Auch Auslandssemester haben oft mehrmonatige Vorlaufzeiten. Schau doch mal im ersten Semester, wohin es dich verschlagen kann und welche Fähigkeiten oder Kenntnisse notwendig sind.
6. Engagier dich!
Persönliches Engagement an der Hochschule schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Du sorgst für Abwechslung im Studienalltag, du findest Freunde, du arbeitest an unterschiedlichen Projekten und schärfst deine Softskills. Zwar ist das Engagement in Hochschulgruppen oftmals mit einem unglaublichen Zeitaufwand verbunden, doch es lohnt sich!
Grundsätzlich gibt es kaum ein Hobby oder Interesse, für welches nicht irgendwo ein Club oder eine Hochschulgruppe gegründet wurde. Zu den bekanntesten Gruppen gehören sicher die Fachschaften. Diese stellen im universitären System die Vertretung der Studenten innerhalb einer Fakultät dar. Außerdem kümmern sie sich um sämtliche fakultätsspezifische Angelegenheiten, wie der Sammlung von Altklausuren, der Organisation von Sommerfesten und der Beratung bei Studienproblemen. Ein Engagement in der Fachschaft bietet vor allem die Nähe zu Studenten höherer Semester im selben Studiengang und damit eine Fülle von Tipps und Erfahrungen.
Politische Hochschulgruppen sind der politische Flügel der Studentenvertretung innerhalb der universitären Verwaltung. Neben vielen Spaßparteien wie der Bunten Liste oder der Bieraten, gibt es Gruppen mit ernsthaften Forderungen zur Verbesserung der Studiensituation vor Ort. Dazu gehören der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), die Hochschulgruppe der Jungsozialisten (JUSO) und die Liberale Hochschulgruppe (LHG).
Besonders spannend sind die themenbezogenen Hochschulgruppen, welche an interdisziplinären Projekten arbeiten. In Regensburg gibt beispielsweise den studentischen Investmentclub, der sich in Seminaren und Workshops intensiv mit dem Thema Börse und Finanzwelt auseinandersetzt und somit einen idealen Bonus zum Studium bietet. Egal in welchem Umfang oder bei welcher Gruppe wird das Engagement eine lehrreiche Erfahrung für dich darstellen.
7. Blick über den Horizont
Einen umfassenden Einblick in deinen Studienschwerpunkt erhältst du nur teilweise innerhalb der Universität. Zum Glück haben viele Verantwortliche in den Hochschulleitungen und Ministerien begriffen, dass Reisen und Praktika in anderen Ländern elementar für das Studium sind. So entstehen immer neue spannende bilaterale und sogar trilaterale Studiengänge, bei denen Auslandssemester verpflichtend sind. Ein Highlight ist das Erasmus-Semester, in welchem jedem europäischen Studenten ein Auslandssemester in einem anderen EU-Land gewährt wird – die Reise- und Wohnkosten werden größtenteils von der EU gezahlt. Wie spannend kann es sein, über viele Monate hinweg eine neue Stadt in einem anderen Land kennenzulernen und einzigartigen Erfahrungen zurückzukommen. Diese Erfahrungen können nicht mit Urlauben oder Work&Travel kompensiert werden – ein riesiger Vorteil gegenüber allen Azubis.
Wer nicht die Zeit für ein Auslandssemester hat, sollte vielleicht an einem der zahlreichen Projekte oder Studienreisen teilnehmen. Innerhalb meiner sechs Semester nahm ich an verschiedenen Programmen teil, die mich nach u.a. New York City, St. Gallen, Moskau, Prag und Zagreb brachten.
8. Sei kein Heimfahrer!
Ein wichtiger Grund für das Scheitern eines Studienvorhabens ist das zu häufige Heimfahren, insbesondere zu Beginn des Studiums. Natürlich bietet es sich an, nach einer anstrengenden Woche an der Hochschule die Vorzüge bei Mama und Papa zu genießen: einen vollen Kühlschrank, gemachte Wäsche, viel Abstand vom Studium und eine Rückkehr in eine heile Welt ohne Klausuren, Deadlines für Hausarbeiten und Alltagsstress. Doch das ist genau der falsche Weg! Das Studium bedeutet doch mehr Verantwortung für sich zu übernehmen und auf eigenen Beinen zu stehen. Wie kann jemand, der unter der Woche studiert, aber von Freitagmittag bis Montagmorgen als Kind bei seinen Eltern wohnt, diese Verantwortung lernen?
Wer zwischen den beiden Welten, Studium und Heimat, pendelt, droht langfristig den gesamten Studienort mit Arbeit und Stress, aber das Zuhause der Eltern mit Freizeit und Entspannung zu assoziieren. Während langer Klausurenphasen oder Hausarbeiten kann diese Assoziierung einen Studienabbruch fördern, da man psychologisch nur Negatives mit dem Studienort verbindet. Daher sollte jeder Student zumindest am Anfang mehrere Wochen fern der Heimat sein. Die Freude ist beim Wiedersehen mit der Familie umso größer.
9. Freiheit und Verantwortung
Beim Studienbeginn kommt für die meisten Erstis eine ganze Fülle an neuen Freiheiten und Verantwortungen zusammen. Auf der einen Seite gibt es niemanden, der vorschreibt, wann man zuhause sein muss oder der Abwasch gemacht werden soll. In vielen Studiengängen ist nicht einmal die Teilnahme an Lehrveranstaltungen verpflichtend, sodass man völlig selbst entscheidet, in welchem Umfang Vorbereitung und Anwesenheit überhaupt nötig sind. Auf der anderen Seite bedeutet diese Freiheit gleichzeitig eine große Verantwortung für sich selbst. Der Erfolg eines Studienvorhabens hängt letztlich davon ab, wie man Freiheit und Verantwortung kombiniert. Wer seine Freiheit zu stark ausnutzt, also zu häufig Vorlesungen schwänzt, das Lernen aufschiebt und das Saubermachen der WG überlässt, droht mit üblen Konsequenzen leben zu müssen.
Der Kern des Studiums mag zwar das Erlernen besonderer qualifizierender Fähigkeiten sein, doch viel wichtiger ist, dass man sich selbst kennenlernt und organisiert. Ein Studium ist nur mit einem gehörigen Maß an Fleiß, Ausdauer, Motivation, Spaß und Ehrgeiz zu schaffen. Wie man sich also richtig motiviert, wie man effizient lernt, wie man lecker kocht, wie man korrekte Anträge schreibt und letztlich, wie man sein Leben erfolgsversprechend organisiert, lernt man nicht im, sondern durch das Studium. Was für eine wunderbare Möglichkeit, die Freiheiten zu haben, seinen optimalen Weg zu finden.
10. Informationen, zentraler Baustein deines Erfolgs!
Wie in fast jeder Hinsicht, dienen Informationen vor allem dem, der sie hat. Nach meinem Studium an drei Universitäten (Regensburg, Moskauer Staatliche Universität und Higher School of Economics) kann ich sagen, dass Informationen einen, wenn nicht den elementaren Bestandteil des Studiums darstellen. Zu wissen, wen man wann konsultieren sollte, wo man sich Hilfe holen kann und auch wo es das beste Weißbier gibt, macht ein Großteil des Studienerfolgs aus.
Da Deutsche Universitäten länderspezifische Unterschiede aufweisen und ziemlich dezentral organisiert sind, kann man schnell die Orientierung verlieren. Dabei existieren für fast jedes Problem spezifische Organisationen, die speziell auf das Anliegen zugeschnitten sind: Studienorientierung (Studienberatung), Auslandssemester (International Office), Probleme bei der Recherche (Fachbibliothek), Psychische Probleme mit Stress (Universitätspsychologe), Hilfe für die Abschlussarbeit (Fachschaft) und Wohnungssuche (Studentenwerk).
Die Schwierigkeit ist, die zentralen Anlaufstellen zu finden und zu nutzen. Ich habe häufiger die Erfahrung gemacht, dass viele Studenten die eigene Universität und ihre Möglichkeiten gar nicht wirklich kennen. Verständlicherweise. Im vergangenen Jahrhundert waren schwarze Bretter der Anlaufort für Suchende und Anbieter, doch heute sind jene Informationen ins digitale Netz gewandert, wo es schwieriger ist, einen Überblick zu erhalten. Daher empfehle ich, die Websites der Hochschule, mancher Fachschaften und universitärer Organisationen regelmäßig zu besuchen. Wie bereits erwähnt, kann es so einfach sein, mit etwas Aufwand, spannende Projekte, Bildungsreisen, Angebote studentischer Gruppen und Vieles mehr zu entdecken.
Schließlich möchte ich zusammenfassen, dass alle diese Tipps zum erfolgreichen Studium der persönlichen Organisation und Vernetzung dienen. Zur persönlichen Organisation gehört das Management des Alltags, die Definition der eigenen Motivation und eine gewisse Vision, wohin das Studium führen soll. Zur Vernetzung gehören alle Aktivitäten mit Freunden, Kommilitonen und universitärerer Organisationen, die für Studenten zweierlei Gründe haben, nämlich dem Aufbau eines sozialen Geflechts (alias Ersatzfamilie) und dem Erhalt aller relevanten Informationen. Der Studienerfolg hängt viel weniger von Intelligenz ab, sondern ist vielmehr ein Abbild der Motivation, des Zeitmanagements und geschlossenen der Freundschaften des Studenten.
An dieser Stelle wünsche ich allen Erstis einen erfolgreichen Start!
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