Venezuela hatte in den vergangenen Jahren mit vielen Problemen zu kämpfen: Korruption, Hunger, politische Instabilität. Die Corona-Pandemie verschärft die Lage nun dramatisch: Eine Hungersnot herrscht im Land, die Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Die kommt etwa vom päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“. Ein Bericht von Benedikt Bögle
Es ist ein Szenario, das sich momentan in vielen Ländern der Welt beinahe gleich abspielt: Schon vor der Corona-Krise hatten die Länder mit Problemen zu kämpfen. Covid-19 macht das alles noch schlimmer: Weil medizinische Missstände drohen, aber auch weil die Wirtschaft zusammenbrechen könnte. Politische Probleme und Armut sind für viele Menschen dieser Welt ohnehin schon schwer auszuhalten. Covid-19 steigert die Lage noch – so etwa im Libanon oder in der Ukraine. Das macht sich nun auch in Venezuela bemerkbar.
Viele Familien leiden Hunger
Die sozialistische Regierung hatte die Gewaltenteilung in den vergangenen Jahren schrittweise abgebaut. Enteignungen und Korruption ließen die Wirtschaft spürbar schrumpfen. Ohnehin schon verdienen daher viele Familien weniger, als sie zum Leben brauchen.
Der katholische Bischof Polito Rodríguez Méndez sagte gegenüber dem Hilfswerk „Kirche in Not“, viele Familien hätten nur drei oder vier Dollar pro Monat zur Verfügung. Allein ein Kilo Käse koste aber bereits drei Dollar. Diese Familien leiden nicht mehr nur unter Armut, sondern bereits unter Hunger. „Früher waren die Menschen arm, jetzt sind sie nicht mehr überlebensfähig“, sagt der Bischof.
Hilfe aus dem Ausland fehlt
Die Situation war für einen Teil der Bevölkerung nur noch deshalb zu stemmen, weil sie von Verwandten im Ausland unterstützt wurden. Viele von ihnen arbeiten in anderen Ländern Südamerikas. Doch durch die Corona-Krise haben sie teilweise ihre Arbeit verloren und können gar nichts mehr oder deutlich weniger in die Heimat schicken.
Doch nicht nur das: Wer seine Arbeit verliert, kehrt oft in die Heimat zurück. In Venezuela wartet dann aber eine Quarantäne-Station mit medizinisch unhaltbaren Zuständen, berichtet Bischof Polito Rodríguez Méndez. In den Stationen gibt es zu wenige Toiletten, die Hygiene ist bedenklich. Viele scheuen deshalb den Aufenthalt in der Quarantäne und kehren illegal nach Venezuela zurück.
„Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger“
Was noch dazu kommt: Eine Würmerplage hat das Land überzogen. „Die Plagen Ägyptens in der Bibel sind gar nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen“, meint der Bischof.
Internationale Hilfe ist dringend nötig. Der Bischof ist sich sicher: „Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger.“ Die Situation in Venezuela sei so deprimierend, dass auch die Zahl der Selbstmorde angestiegen ist, berichtet Bischof Polito Rodríguez Méndez. Als Bischof der Diözese San Carlos de Venezuela versucht er den Menschen zu helfen, wo es geht. Ein wichtiger Teil ist die Seelsorge, aber natürlich auch humanitäre Hilfe. Unterstützung bekommt er dafür vom päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.
„Kirche in Not“: Weltweite Hilfe
Das Werk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Prämonstratenser Pater Werenfried van Straaten gegründet. Er wollte Heimatvertriebene aus dem Osten unterstützen und setzte auf Völkerverständigung statt Hass. Aus dem regionalen Projekt in Europa wurde eine Organisation, die mittlerweile Menschen auf der ganzen Welt hilft. In vielen armen Ländern unterstützt „Kirche in Not“ Bistümer und Gemeinden bei pastoralen, aber auch humanitären Projekten – von der Ukraine über den Libanon und Syrien bis zu Simbabwe.
In Venezuela unterstützt „Kirche in Not“ 80 einzelne Projekte. Dort hofft Bischof Polito Rodríguez Méndez auf Gott: „Vor allem bitte ich ihn um Barmherzigkeit, denn das alles können wir nicht allein ertragen. Gott liebt sein Volk, er wird uns nicht alleinlassen. Auch die Kirche wird die Menschen nicht alleinlassen.“
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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